Die Investitionen in regenerative Stromerzeugungsanlagen sind im zweiten Quartal dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 28 Prozent gesunken. Dies berichtet Bloomberg New Energy Finance mit Sitz in London. Insgesamt betrugen die Investitionen in erneuerbare Energien zur Stromerzeugung 53 Milliarden Dollar weltweit. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 73,6 Milliarden Dollar, die weltweit in die regenerative Stromerzeugung flossen.
Damit setzt sich der Trend in diesem Jahr fort, den die Analysten von BNEF schon im ersten Quartal beobachtet haben. Allerdings hat sich der Rückgang verlangsamt. Denn im Vergleich zu den ersten drei Monaten dieses Jahres flossen nur drei Prozent weniger Kapital in neue Erzeugungsanlagen.
Ökostrom wird erwachsen
Den Grund sehen die Analysten von Bloomberg vor allem im Gegenwind, der den Anbietern von Windkraft-, Solar- und Biomasseanlagen von den Finanzmärkten entgegenschlägt. So hat der US-Dollar in den letzten zwölf Monaten kräftig angezogen. Damit sinkt der Wert der Projekte in anderen Ländern. Dazu kommen noch schwankende Aktienkurse der Hersteller und Systemanbieter. Vor allem in China sind die Kurse einem ständigen Auf und Ab ausgesetzt. Dies wiederum hindert die Unternehmen daran, Geld von Börseninvestoren, über Beteiligungen oder private Fonds zu beschaffen. „Die zurückgehenden Investitionen zeigen aber auch, dass die Technologien der erneuerbaren Energien nicht länger als risikoreiche Alternativen wahrgenommen werden“, erklären die Analysten von Bloomberg. „Dadurch sind sie weniger attraktiv für Risikokapitalanleger und Beteiligungsgesellschaften, die typischerweise hochspekulative Anlagen tätigen, um möglichst schnell hohe Gewinne zu erzielen.“ Die Investitionen solcher Anleger sank um 60 Prozent auf 564 Millionen Dollar, den niedrigsten Wert seit dem dritten Quartal 2005 und sie sind damit weit entfernt vom Höchstwert von 4,2 Milliarden Dollar im dritten Quartal 2008. „Der Rückgang der Investitionen macht klar, dass Technologien wie Windkraft und Photovoltaik sehr viel erwachsener geworden sind“, betont Luke Mills, Analyst von BNEF.
China ist größter Markt
Die Entwicklung ist aber in den verschiedenen Regionen der Welt sehr unterschiedlich. So ist China der derzeit größte Markt. Die Investitionen stiegen dort um 36 Prozent auf 15,5 Milliarden Dollar. Im Reich der Mitte konnte vor allem die Photovoltaik auf 6,4 Milliarden Dollar kräftig zulegen. Der derzeit zweitgrößte Markt sind die USA mit einem Investitionsvolumen von 9,4 Milliarden Dollar. Dies ist im Vergleich zum ersten Quartal dieses Jahres ein Rückgang von 21 Prozent. An dritter Stelle steht Japan. Im Land der aufgehenden Sonne flossen im April, Mai und Juni dieses Jahres 8,1 Milliarden Dollar in den Bau von Windkraft- und Photovoltaikanlagen.
Wenig Wind in Europa
Für den Rückgang der Investitionen in diesem Jahr ist vor allem Europa verantwortlich. Denn im ersten Quartal dieses Jahres verzeichneten die Analysten von Bloomberg in Europa einen Rückgang von 23,7 auf 14,1 Milliarden Dollar. Dies lag vor allem am geringen Zubau von Windkraftanalgen, während die Photovoltaik zwar auf niedrigem Niveau, aber stabil bleibt. Jetzt hat sich der europäische Markt etwas erholt, so dass die Investitionen in Deutschland wieder auf 8,3 Milliarden Dollar und in Großbritannien auf 2,7 Milliarden Dollar stiegen.
Immer weniger Solarparks
Mit 30,9 Milliarden Dollar floss vor allem Geld in die großen Ökostromkraftwerke. Auf Seiten der Photovoltaik allerdings gewinnt das Geschäft mit Kleinanlagen für private Hausdächer immer mehr an Bedeutung. Der Bau von Solarparks geht immer mehr zurück. Dennoch werden sie noch gebaut. So errichtet IBC Solar aus Bad Staffelstein den mit 18,5 Megawatt größten Solarpark Ungarns. Er entsteht direkt neben dem Braunkohlekraftwerk Matrai Erömü in Visonta im Nordosten des Landes. Die Niederlassung der Franken in Österreich baut zusammen mit der rumänischen Energo Bit Gruppe und dem ungarischen Unternehmen Wire Vill Energetics das Kraftwerk auf einer 30 Hektar großen Abraumhalde des Braunkohlemeilers. Insgesamt werden 72.480 Solarmodule ihren Strom über zehn Zentralwechselrichterstationen ins ungarische Netz einspeisen. Auftraggeber dieser Kombination ist die Matrai Kraftwerk AG, die zu 50 Prozent im Besitz der deutschen RWE ist. Die Herausforderung ist vor allem der Transport der Komponenten auf das 70 Meter höher gelegene Plateau. Dazu haben die Österreicher eine eigene Baustraße angelegt. Noch im August dieses Jahres soll die Anlage in Betrieb gehen. Zunächst ist eine sechswöchige Testphase geplant, bevor die Anlage dann im September endgültig ans Netz geht. (Sven Ullrich)