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Bioenergie

Potenziale noch nicht ausgeschöpft

Die Bioenergie ist in der Lage, ihren Anteil am Energieverbrauch in Deutschland bis zum Jahr 2020 im Vergleich zum Jahr 2011 von 8,4 auf 15 Prozent nahezu zu verdoppeln. Das ist das zentrale Ergebnis einer Untersuchung des Deutschen Biomasseforschungszentrums (DBFZ) in Leipzig, die die Agentur für Erneuerbare Energien jetzt als Potenzialatlas Bioenergie veröffentlicht hat. Die Autoren der Studie haben dazu vier verschiedene Szenarien durchgerechnet, die auf unterschiedlichen Prioritäten aufbauen. Die Bioenergie nur für die Stromerzeugung einzusetzen, wäre energetisch unsinnig. Zwar würde ihr Anteil am Nettostromverbrauch von jetzt 7,6 auf 31 Prozent im Jahr 2020 steigen. Der Anteil am Endenergieverbrauch sinkt dann aber auf nur noch sechs Prozent. „Die Debatte um die Energiewende wird vom Thema Stromversorgung beherrscht“, erklärt Torsten Gabriel, Sprecher der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe im mecklenburgischen Gülzow. „Im Wärme- und Verkehrssektor, die rund drei Viertel der gesamten Energie verbrauchen, finden erneuerbare Ressourcen bislang nur wenig Beachtung. Hier liegen jedoch die besonderen Stärken der Bioenergie.“ So kann ihr Anteil am Wärmeverbrauch von derzeit 10,1 auf 31 Prozent steigen, wenn das gesamte Potenzial zur Wärmeerzeugung eingesetzt wird. Der Anteil am Endenergieverbrauch würde dann 15 Prozent betragen. Die sinnvollste Art, Bioenergie einzusetzen, bleibt die Kraft-Wärme-Kopplung (KWK). Bei konsequenter Nutzung des technischen Potenzials könnte der Anteil der Bioenergie am Endenergieverbrauch auf 14 Prozent steigen. Dann hätte sie einen Anteil von 22 Prozent am Nettostromverbrauch und von 18 Prozent am Wärmeverbrauch im Jahr 2020. Außerdem „können durch eine stärkere Kopplung von Strom- und Wärmeversorgung erhebliche Flexibilitätsreserven für den Ausgleich fluktuierender Stromerzeugung aus Wind und Sonne gehoben werden“, betont Daniel Hölder, Leiter Energiepolitik beim Grünstromanbieter Clean Energy Sourcing in Leipzig.

Flächen besser nutzen

Voraussetzung dafür ist die konsequente Nutzung von Flächen und anderen Potenzialen für die Herstellung der Energieträger. Das Angebot reicht von Energiepflanzen über Wald- und Resthölzer bis hin zu Abfälle aus der Landwirtschaft und den Haushalten. Dabei betonen die Autoren der Studie, dass dafür kaum weitere landwirtschaftliche Flächen gebraucht werden. Entscheidend sei vielmehr, dass vor allem ertragreiche Energiepflanzen wie Mais und schnellwachsende Hölzer aus Kurzumtriebsplantagen angebaut werden. Das kann durch Getreide, Raps und in geringem Umfang Zuckerrüben und Sonnenblumen ergänzt werden. Insgesamt benötigt man 2,7 Millionen Hektar Acker- und Grünfläche, um Energiepflanzen mit einem technischen Brennstoffpotenzial von 150,3 Terawattstunden anzubauen. Damit sinkt der Flächenbedarf im Vergleich zur Studie von 2009 um 900.000 Hektar.

Ungenutzte Potenziale von Energieholz

Energiepflanzen liefern aber auch 2020 nur einen Teil der Bioenergie. Einen großen Anteil liefern Reststoffe wie Gülle, Restholz und Bioabfälle, die in der Land- und Forstwirtschaft ohnehin anfallen. Auch hier sind die Potenziale noch längst nicht ausgeschöpft. So bemängelt die Studie, dass bisher nur zehn bis 15 Prozent des Potenzials an tierischen Exkrementen in Biogasanlagen verwertet werden. Dazu kommen noch bisher ungenutzte Potenzial von Energieholz wie Waldrestholz und ungenutzter Holzzuwachs. Das technische Brennstoffpotenzial beläuft sich auf zusätzliche 71,3 Terawattstunden.

Regionale Unterschiede

Grundsätzlich ist das Bioenergiepotenzial regional unterschiedlich und stark abhängig von der Bevölkerungsentwicklung und der angenommenen Nachfrage konkurrierender Nutzungspfade wie Futter- und Nahrungsmittelproduktion oder der stofflichen Nutzung der Holzwerkstoffindustrie. Das steht in engem Zusammenhang mit dem Fleischkonsum, der sich direkt auf die Futtermittelproduktion und die anfallenden tierischen Exkremente auswirkt. Nicht zuletzt hat die Bevölkerungsentwicklung Auswirkung auf das Aufkommen von Bioabfällen. Die Ertragssteigerungen und der Anbaumix in der Landwirtschaft sind ebenso Unwägbarkeiten wie der Einfluss des Klimawandels auf die Land- und Forstwirtschaft.

Bioenergie aus der Energiewende nicht wegzudenken

„Der AEE-Atlas zeigt: wird grundsätzlich die Versorgung Deutschlands mit Nahrungs- und Futtermitteln durch den zusätzlichen Energiepflanzenanbau nicht in Frage gestellt“, betonen die Autoren der Untersuchung. „Nutzungskonkurrenzen in wenigen Regionen dürfen nicht dazu führen, die Bioenergie infrage zu stellen“, betont Daniela Thrän, Bereichsleiterin Bioenergiesysteme am DBFZ. „Als vielseitig einsetzbare Energiequelle hat Biomasse für die Energiewende einen hohen Stellenwert“, sagt sie. Schließlich werden „Bioenergieanlagen künftig verstärkt die Aufgabe haben, die Netze zu stabilisieren und Strom dann zu erzeugen, wenn nicht genügend Wind und Sonne zur Verfügung steht“, ergänzt Daniel Hölder. (Sven Ullrich)