Der Photovoltaik- und Speicherprojektierer Upside Group mit Sitz im westfälischen Dülmen, hat mit dem Aufbau eines Portfolios an Batteriekraftwerken zur Netzstabilisierung begonnen. Der erste Großspeicher wurde jetzt im nordsächsischen Langenreichenbach, nur wenige Kilometer südwestlich von Torgau, in Betrieb genommen. Die Anlage leistet 16 Megawatt. Die 10.500 Batteriezellen können immerhin 25 Megawattstunden Strom speichern. Sie sind in 18 riesigen Containern auf dem Gelände des Umspannwerkes in Langenreichenbach untergebracht.
Von dort aus sollen sie Regelleistung für das Verteilnetz von Mitnetz liefern. Das Batteriekraftwerk trägt damit nicht nur zur Netzentlastung in der gesamten Region, sondern auch zur Stabilisierung des mitteleuropäischen Stromverbundnetzes bei. Denn der Speicher liefert über neun Sunny Central Storage Batteriewechselrichter Strom in das Netz, wenn dort Solar- und Windkraftanlagen zu wenig Energie einspeisen. Liefern die Ökostromgeneratoren zu viel Strom, speichert das Batteriekraftwerk die momentan nicht verbrauchte Energie zwischen.
Ergebnis umfangreicher Tests
Die Steuerung des Speichers übernehmen zwei Fuel Save Controler von SMA. Die Geräte bilden eigentlich das Netz in Inselanlagen, die aus Solarkraftwerken und Dieselgeneratoren bestehen. Doch sie sind auch in der Lage, netzgekoppelte Systeme so zu steuern, dass sie konform ins Netz einspeisen können. „Die Leistungselektronik sorgt jederzeit für eine auf die Netzanforderungen abgestimmte Be- und Entladung der Batterien”, erklärt Enrique Garralaga Rojas, Leiter der Projektentwicklung bei SMA Sunbelt. „Die Installation direkt auf dem Gelände des Umspannwerks und der damit einhergehende Anschluss quasi am Herzen des Verteilnetzes der Mitnetz ermöglicht neben der Regelleistung auch die Erbringung weiterer netzdienlicher Leistungen”, ergänzt Marc Reimer, Geschäftsführer von Upside Invest.
Die gesamte Systemkonstellation sei ein Ergebnis von Batterietests, die die Upside Group seit vier Jahren vornimmt. Auf der Basis dieser Messergebnisse sowie der darauf aufbauenden Simulationen haben sich die Dülmener nicht nur für die Leistungselektronik von SMA entschieden, sondern auch für Bleicarbon-Batteriezellen von Narada Power, einem Hersteller aus Hangzhou im Südosten Chinas. Diese Technologie hat gegenüber der Lithiumtechnologie einen entscheidenden Vorteil: Sie verfügt über eine sehr große Entladeleistung. Außerdem können sie auch schnell geladen werden. Dadurch können sie den gespeicherten Strom auch mit hoher Leistung ins Netz drücken sowie schnell viel Strom aufnehmen, wenn er im Überschuss vorhanden ist.
Stabil im Teilladungsbetrieb
Außerdem ist die Bleicarbon-Batterie genauso wie eine Lithiumbatterie gut für den Einsatz bei permanenten Teilentladungen und Teilladungen – den sogenannten Partial State of Charge-Betrieb (PSOC) – geeignet. Dadurch erreichen sie durchaus die gleiche Zyklenzahl wie Lithiumionenbatterien und haben so eine längere Lebensdauer im Vergleich zu den herkömmlichen Bleibatterien. Allerdings haben sie – wie alle Bleispeicher – ein höheres Gewicht und brauchen mehr Platz als Lithiumspeicher, sind aber wiederum preiswerter. Um die Lebensdauer der Batteriezellen zu maximieren, wird ein Monitoringsystem von SMA Sunbelt den gesamten Speicher bis auf Zellebene hinunter überwachen. Auf diese Weise können die Alterung und Fehler in Zellen erkannt werden, bevor diese ausfällt.
Die drei Partner haben das gesamte Projekt umgesetzt und werden das Batteriekraftwerk auch in Zukunft betreiben. Die eigens dafür gegründete Projektgesellschaft wird noch drei weitere dieser Anlagen installieren. Das erste, baugleiche Folgeprojekt wird in der Nähe von Leipzig, nur wenige Kilometer südwestlich des ersten Großspeichers, umgesetzt. Die Inbetriebnahme dieses zweiten Speicherkraftwerks ist noch für dieses Jahr geplant. (Sven Ullrich)