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Photovoltaik

Keine Degression im Juni?

„Nach sehr schwachem Start wurde das Photovoltaikgeschäft im April und Mai deutlich besser“, urteilt Josef Wrobel von Centrosolar. „Wir erwarten, dass die Degression zur Jahresmitte moderat ausfällt.“ Viele Kunden warten derzeit ab, ob die Preise noch weiter fallen. Denn das Überangebot an Modulen und Wechselrichtern hat seit Jahresbeginn zu Abschlägen von bis zu 30 Prozent geführt. „Ich rechne mit ruhigem Geschäft bis in den Juli“, prognostiziert Wrobel. „Dann entsteht wieder Handlungsdruck bei den Kunden, denn zum Jahresende droht die nächste Degressionsstufe. Ab Juli erwarten wir wieder einen Ansturm.“

Seit März nur 700 Megawatt

Nach gleichlautenden Informationen des Bundesumweltministeriums und des Bundesverbandes der deutschen Solarwirtschaft (BSW-Solar) wurden im Bundesgebiet zwischen März bis Ende Mai nur rund 700 Megawatt Solarleistung neu installiert. Auf das Jahr hochgerechnet wären es nur 2,8 Gigawatt, wobei im ersten Quartal lediglich einige verspätete Anlagen aus dem vierten Quartal 2010 ans Netz gingen. Praktisch war das Geschäft aufgrund der Degression bei der Einspeisevergütung und den Schneemassen tot. Die Bundesnetzagentur hat diese Zahlen zwischenzeitlich bestätigt.

Energiekonzerne halten Geld zurück

Vor diesem Hintergrund warnt der BSW-Solar vor weiteren Einschnitten bei der Solarstromförderung, wie sie aktuell im Bundestag diskutiert werden. Aufgrund des geringen Marktwachstums stehen den Verbrauchern zudem Gutschriften für zu viel gezahlte Stromkosten in Höhe von 800 Millionen Euro zu. Denn die großen Energieversorger hatten ihre Strompreiserhöhungen damit begründet, dass die Umlage aus dem EEG durch den Zubau an Photovoltaikanlagen zu sehr auf die Bilanzen drücke. Deshalb wurde die Umlage für 2010 mit 9,5 Gigawatt berechnet. Tatsächlich wurden aber nur 7,4 Gigawatt zugebaut. Bisher haben die „Großen Vier“ (Vattenfall, Eon, EnBW, RWE) keine Anstalten gemacht, die ungerechtfertigten Mehreinnahmen an ihre Kunden zurückzugeben. Die Fehlprognose summiert sich über alle deutschen Haushalte auf rund 800 Millionen Euro. „Rechnerisch steht jedem Haushalt eine Gutschrift von rund zehn Euro zu“, sagt Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW-Solar.

Kaum Spielraum für Solardeckel

Der deutliche Marktrückgang in den vergangenen Monaten zeigt, dass kaum Spielraum für eine noch schnellere Absenkung der Solarstromförderung besteht. Körnig warnt: „Weitere Kürzungen könnten großen Teilen der Branche das Genick brechen und die Energiewende ausbremsen.“ In den vergangenen zweieinhalb Jahren ist die Solarstromförderung für Neuanlagen von der Bundesregierung in fünf Schritten nahezu halbiert worden. Im Verfahren zur Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes werden im Bundestag gegenwärtig weitere Kürzungen diskutiert. Beispielsweise wollen Befürworter der Atomenergie in den Reihen der FDP und CDU durchsetzen, dass die Förderung für Solarstrom gedeckelt wird.

Röttgen träumt von fünf Gigawatt

Die Monate März bis Mai sind so genannte Referenzmonate, die im EEG festgelegt sind. Der Zubau in diesen drei Monaten wird mit vier multipliziert, um ihn auf das Jahr hochzurechnen. Bei mehr als 3,5 Gigawatt Neuinstallationen hätte es für neue Solaranlagen eine Degression von drei Prozent ab Juli gegeben, bei 4,5 Megawatt weitere drei Prozent. Nach Berichten der Nachrichtenagentur Reuters wird diese Degressionsstufe angesichts des schwachen Starts nun wohl ausfallen. Noch zu Beginn dieses Monates hatte Bundesumweltminister Norbert Röttgen gemutmaßt, dass in diesem Jahr fast fünf Gigawatt zugebaut werden.

Protest der Grünen

Ungeachtet der Katastrophe von Fukushima dringen die Unionspolitiker Michael Fuchs und Joachim Pfeiffer in einem Brief an Fraktionschef Volker Kauder auf einen festen Deckel im EEG. Pfeiffer ist ein bekannter Lobbyist von RWE. Der Brief, den Reuters zitiert, beschwor umgehend den Protest der Opposition herauf: „Das ist unverantwortlich. Fuchs und Pfeiffer fordern nicht mehr und nicht weniger als den Solarausstieg", kritisierte der grüne Energieexperte Hans-Josef Fell. Als Konsequenz aus Fukushima müssten die Ausbauziele aufgestockt werden. Die Schwankungen des Solarmarktes zeige, dass man mit Fingerspitzengefühl vorgehen müsse. (Heiko Schwarzburger)