Der amerikanische Hersteller von Dünnschichtmodulen First Solar will bis zum vierten Quartal sein Werk in Frankfurt (Oder) schließen und damit 1.200 Arbeitsplätze abbauen. Außerdem werden zum 1. Mai vier Produktionslinien im malaysischen Kulim auf unbestimmte Zeit stillgelegt. Damit verlieren weitere 550 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz. Weitere Stellen streicht der Konzern in den USA und auch das Vertriebsteam in Mainz wird verkleinert. Insgesamt reduziert First Solar mit diesen Maßnahmen sein Personal um etwa 30 Prozent. Wie der Konzern in Tempe, Arizona mitteilt, reagiert er mit diesen Maßnahmen auf die schlechter werdenden Marktbedingungen in Europa. „Der europäische Solarmarkt ist zum jetzigen Zeitpunkt ohne Förderung größtenteils wirtschaftlich nicht überlebensfähig“, kommentiert Christopher Burghardt, Geschäftsführer der First Solar GmbH und zuständig für den Vertrieb in Europa. „Angesichts gewaltiger wirtschaftlicher Herausforderungen haben die europäischen Staaten ihre Förderprogramme früher als ursprünglich geplant zurückgefahren. Die Unterstützung von Photovoltaikgroßanlagen – und damit unser Kerngeschäft – hat darunter überproportional stark gelitten. Diese Kürzungen hatten dramatische Auswirkungen auf die Nachfrage. Dadurch kann unsere Produktion in Europa langfristig nicht mehr wirtschaftlich arbeiten, sodass wir gezwungen sind, uns an die neuen Marktgegebenheiten anzupassen.“ Immerhin will First Solar seinen Service und Support für die bisher in Europa abgesetzten Produkte weiter anbieten. Aber geschäftlich wenden sich die Amerikaner „nachhaltigen Märkten weltweit“ zu, wie es Burghardt ausdrückt.
Einsparungen in Millionenhöhe
Insgesamt will First Solar mit dem Personalabbau und den Werksschließungen noch in diesem Jahr Kosten in Höhe von 30-60 Millionen Dollar einsparen. Ab 2013 sollen es dann jährlich 100 bis 120 Millionen Dollar sein, die der Konzern einspart. Um diese Kostenreduzierungen zu erreichen muss das Unternehmen aber erst einmal 245 bis 300 Millionen Dollar aufwenden, hauptsächlich für die Schließung des Werks in Frankfurt (Oder). So rechnet der Konzern damit, dass er 50 bis 70 Millionen Dollar an Abfindungen zahlen muss. Für die Abschreibungen der Produktionsanlagen rechnet First Solar mit 150 bis 250 Millionen Dollar. Außerdem muss First Solar die 30 Millionen Dollar an Fördermitteln an Deutschland zurückzahlen. Zusätzlich dazu rechnet First Solar noch mit 15 bis 20 Millionen Dollar für weitere unterschiedliche Kosten zur Abwicklung der Produktionsstätten.
Dank an die Stadt und das Land
Der Leiter des Frankfurter Werkes Burghard von Westerholt dankte der Kleiststadt und dem Land Brandenburg für die Unterstützung. Für Frankfurt (Oder) ist das eine wirtschaftliche Katastrophe. „Das ist ein herber Rückschlag für unsere Wirtschaft“, bestätigt Gundolf Schülke, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Ostbrandenburg. „Davon sind auch zahlreiche Partnerbetriebe in Frankfurt (Oder) und Umgebung betroffen.“ So arbeitete First Solar unter anderem mit Yamaichi in Frankfurt (Oder) und 5N in Eisenhüttenstadt lieferte das Cadmiujmtellurid. „Wir appellieren an die soziale Verantwortung des Unternehmens“, fordert Schülke. „Die Zukunft der Mitarbeiter und der 30 Auszubildenden muss geklärt werden.“
Die IG Metall Ostbrandenburg fordert Gespräche zur aktuellen Situation der Solarfirmen in der Region. „Wir brauchen gemeinsame Gespräche mit den Geschäftsführungen, den politisch Verantwortlichen und den Beschäftigten, um alles für den Erhalt der Arbeitsplätze in den Firmen zu tun", meint Peter Ernsdorf, Bevollmächtigter der IG Metall. Auch Frankfurts Oberbürgermeister Martin Wilke (parteilos) begrüßt einen Runden Tisch. Scharf kritisiert er die „unberechenbare Förderpolitik“ durch die Bundesregierung: „Man kann nicht eine neue Industriebranche in Gang bringen und ihr über Nacht den Boden entziehen“. Nun drohe die regionale Deindustrialisierung. (Sven Ullrich)