Nachdem im vergangenen Jahr verschiedene Analysten der Nachfrage nach Photovoltaikanlagen für 2017 eine Stagnation prognostizierten, gehen die ersten Marktforscher von einem langsamen Wachstum aus. Die Stagnation wird erst im Jahr 2018 eintreten. Das ist das Ergebnis der Analyse der aktuellen Entwicklungen in den verschiedenen Solarmärkten der Welt durch die Marktforscher von GTM Research. Demnach wird in diesem Jahr die Leistung der neu installierten Anlagen bei etwa 85,4 Gigawatt liegen. Damit steigt im Vergleich zum Vorjahr die Nachfrage um neun Prozent. Immerhin ist das in der gesamten betrachteten Periode ein erkleckliches Wachstum. Denn die Analysten gehen davon aus, dass der Markt zwischen 2017 und 2022 jedes Jahr um durchschnittlich 5,2 Prozent wächst.
Weiter langsames Wachstum erwartet
Damit gehen die Experten von GTM Research vorsichtiger an ihre Prognosen heran als ihre Kollegen des Londoner Marktforschungsinstituts Global Data. Letztere hatten noch im Juni des vergangenen Jahres ein durchschnittliches Wachstum von 13,1 Prozent vorausgesagt – allerdings über einen längeren Zeitraum, der bis 2025 reicht. Über die Entwicklungen nach 2022 wagen die Forscher von GTM Research noch keine Prognosen, genauso wenig wie zum Erreichen der 700-Gigawatt-Marke. Insgesamt wird bis 2022 die weltweit installierte Leistung von Photovoltaikanlagen 572,9 Gigawatt betragen. Allerdings ausgehend von einem weiteren Wachstum des Solarmarktes würde die Marke von 700 Gigawatt installierter Leistung dann im Jahr 2023 erreicht – wiederum zwei Jahr früher als dies die Analysten von Global Data vorhersagen.
China bleibt wichtigster Markt
Wichtigster Solarmarkt wird weiterhin China sein. In diesem Jahr könnte der Zubau wieder über 30 Gigawatt liegen, jedoch weit unter dem Zubau des vergangenen Jahres, als im Reich der Mitte 34,2 Gigawatt neu installiert wurden. Allerdings birgt der größte Solarmarkt auch gleichzeitig die größten Unsicherheiten. „China ist aufgrund von unvorhersehbaren Launen der Nationalen Energiebehörde schon immer ein schwer einzuschätzender Solarmarkt gewesen“, betont Benjamin Attia, Analyst bei GTM Research, gegenüber Greentech Media.
So hat die Nationale Energiebehörde (National Energy Administration – NEA) schon im vergangenen Jahr die Notbremse gezogen, als klar war, dass der Ausbau zu schnell geht. Zudem hat die Behörde bereits im November des vergangenen Jahres das Zubauziel bis 2020 von 150 auf 110 Gigawatt reduziert. Das sollte über sinkende Einspeisevergütungen geschehen. „Eine weitere Runde der sinkenden Einspeisevergütung wurde für 2017 erwartet, aber jetzt hat die NEA endgültig höhere Tarife veröffentlicht“, beschreibt Attia die undurchsichtige Situation.
Zwei Szenarien könnten eintreten
Deshalb sehen die Analysten von GTM Research zwei mögliche Szenarien, wie sich der Markt entwickeln könnte. Falls die Kürzungen der Einspeisevergütung doch wieder aufgenommen werden und eventuell deren Höhe in Zukunft über Ausschreibungen ermittelt werden, geht der Zubau bis 2022 jedes Jahr durchschnittlich und relativ linear um 7,4 Prozent zurück. Sollte die Einspeisevergütung allerdings im kommenden Jahr durch sogenannte Reserveausschreibungen ersetzt werden, würde in den nächsten Jahren ein rapider Rückgang des Zubaus um durchschnittlich 10,2 Prozent zu erwarten sein, der sich langsam wieder auf einem niedrigen Niveau von etwa 15 bis 20 Gigawatt pro Jahr einpendeln würde. Die konkrete Zubauziele formuliert die Regierung in Peking im den Fünfjahresplan.
Dieses Unsicherheit wird sich aufgrund der Größe des Marktes auch auf die anderen Länder auswirken. „Die Konzentration und Unvorhersehbarkeit der Nachfrage im Vierteljahresrhythmus verursacht durch die Unsicherheiten in China kann ein Risiko für die Stabilität der Modulpreise bedeuten“, beschreibt Greentech Media das Risiko, das die Analysten sehen. Das wirkt sich auf die gesamte Wertschöpfungskette aus.
Indien wird Nummer Drei
Eine Stabilisierung der Installationszahlen erwarten die Analysten für die USA. Die Amerikaner hatten im vergangenen Jahr einen Rekordzubau von 14,6 Prozent erreicht. Auf diesem Level wird sich der Zubau auch in diesem Jahr einpendeln. Japan hingegen wird nach der Einführung von Ausschreibungen an Stelle der bisher gültigen Einspeisetarife von Indien als drittgrößtem Solarmarkt überholt. Für den südasiatischen Subkontinent erwarten die Analysten für dieses Jahr einen regelrechten Schub im Markt. Die Prognosen für den Zubau sehen nahezu eine Verdopplung der installierten Photovoltaikleistung. Insgesamt werden diese vier Ländern aber weiterhin 73 Prozent des weltweiten Solarmarktes abdecken.
Nachfrage verteilt sich auf viele Märkte
Allerdings mit sinkender Tendenz. Denn andere Märkte holen auf. Frankreich, Mexiko, Australien und eine ganze Reihe von Staaten im Nahen Osten sind langsam am Kommen. „Die Konsolidierung der Nachfrage auf den traditionell großen Märkten China, USA, Indien und Japan steht im Kontrast zur Verteilung der Nachfrageanteile der sich entwickelnden Märkte ohne nennenswerte Installationszahlen bis 2016“, sagt Attia gegenüber Greentech Media. „Es ist jetzt in vielen Ländern möglich, Solaranlagen wettbewerbsfähig auch ohne eigenen einheimischen Solarmarkt zu beschaffen.“
Zwei Cent werden nicht die Regel
Eine Triebfeder für die positive Entwicklung der weltweiten Solarmärkte werden die Preise sein. Die Analysten von GTM Research erwarten für dieses Jahr noch mehrere Stromlieferverträge für Preise von zwei US-Cent pro Kilowattstunde und niedriger abgeschlossen werden. Potenzielle Länder für diese niedrigen Lieferpreise sind vor allem Saudi Arabien, wo die Projektentwickler Zugang zu guten Finanzierungskonditionen, preiswertem Land und niedrigen Konzessionskosten haben. Aber diese extrem niedrigen Preise werden nicht die Regel sein. „Wir sehen solche extrem niedrigen Gebotspreise nicht als langfristigen Trend“, erklärt Attia. „Wir denken, dass nur Projekte, die auf die Skalierungseffekte, nicht rückzahlbare Finanzierungen, kostenloses Land, niedrige Genehmigungskosten und langfristige Realisierungszeiten zurückgreifen können, sind in der Lage, diese Preise zu bieten.“ (Sven Ullrich)