Mit Verweis auf die von der Bundesnetzagentur bis Februar schon erfasste Projektpipeline zu bereits genehmigten Windparks von 6,1 Gigawatt (GW) erwartet der Hamburger Expertisedienstleister den „neuen Rekord-Bruttozubau in Höhe von über 5.000 MW“. Övermöhles Prognose übertrifft damit noch leicht die Anfang Februar von den Windenergie-Interessenvertretungen ausgegebene Projektion. Der Bundesverband Windenergie (BWE) und die für die Windturbinenhersteller zuständige Sparte Power Systems beim Maschinenbauverbands VDMA gehen von einem Bruttozubau von viereinhalb bis fünf GW aus.
Övermöhle setzt mit seiner Prognose für 2017 auf einen Rekord möglicherweise auch beim Repowering – dem Abbau alter unrentabler und kleinerer Windturbinen im Tausch gegen die Errichtung neuer Anlagen am selben Standort: Der Zubau ohne Repowering werde „über 4.000 Megawatt“ betragen, tippt Övermöhle allerdings nur vage auf eine Zubauhöhe für neu zur Windstromerzeugung hinzugenommene Flächen.
2018 werden die Installationsaktivitäten der Projektierer und Windturbinenhersteller in Deutschland laut Övermöhle hingegen einen „Markteinbruch um 40 Prozent“ erfahren. Sollte sich Övermöhles 2017-Prognose am Ende des Jahres erfüllt haben, bedeutete dies rechnerisch einen zu erwartenden Zubau von „über 3.000 MW“ im Jahr 2018. BWE und VDMA hatten im Februar ähnlich auf 3,0 bis 3,5 GW getippt.
Als Ursache des starken Rückgangs im deutschen Installationsmarkt nennt Övermöhle in erster Linie die Deckelung durch jährliche Ausschreibungsmengen von 2,8 bis 2,9 GW ab 2017. Allerdings habe das im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) 2017 eingeführte Ausschreibungssystem ganz generell negative Auswirkungen auf die Vielfalt des deutschen Projektierungsgeschäfts. Nur die größten 20 bis 30 der am Markt bisher tätigen Hunderte Windparkprojektierungsfirmen seien wirtschaftlich in der Lage, unter den EEG-Ausschreibungsregeln wettbewerbsfähige Preise anbieten zu können. Bestellvolumen von Windparks von mindestens 50 bis 100 MW pro Windturbinenbauer und Jahr seien für die erfolgreiche Teilnahme an Ausschreibungen hingegen notwendig, damit die Projektierer bei den Anlagenbauern genügend Mengenrabatt erhalten. Nur bei solchen Geschäftsvolumen könnten sie in den Strompreis-Auktionen mit günstigen Angeboten gut mitbieten können. Über Kooperationsmodelle könnten allerdings auch Kleinprojektierer diese Bestellmengen erreichen und sich damit doch für die Auktionen eignen.
(Tilman Weber)