Die Windenergiekapazität hat sich im Jahr 2010 weltweit auf 194,4 Gigawatt (GW) erhöht. Das teilte der Global Wind Energy Council (GWEC) in Brüssel mit. Die Gesamtkapazität hat damit um 35,8 GW oder 22,5 Prozent zugelegt. Ende 2009 waren 158,7 GW installiert. Das Investitionsvolumen für die neuen Anlagen betrug 47,3 Milliarden Euro. Zum ersten Mal kamen mehr als die Hälfte der neuen Windkraftwerke außerhalb der traditionellen Märkte in Europa und Nordamerika hinzu. Hauptverantwortlich dafür war der anhaltende Boom in China, das mit 16,5 GW für knapp die Hälfte der Neuinstallationen verantwortlich zeichnete.
China überflügelt USA
„China verfügt jetzt über 42,3 GW Windkraft und hat damit – bezogen auf die insgesamt installierte Kapazität – die USA überflügelt“, sagte Li Junfeng, Generalsekretär des chinesischen Industrieverbandes für Erneuerbare Energien (CREIA). China sei auf dem sicheren Weg, bis zum Jahr 2020 eine Kapazität von 200 GW zu erreichen. „Gleichzeitig ist China der weltgrößte Produzent von Windenergie-Equipment geworden.“
Auch andere Entwicklungs- und Schwellenländer haben ihre Windkraftkapazitäten ausgebaut. Dazu gehören Indien mit einer Zunahme von 2,1 GW, Brasilien mit 326 MW und Mexiko mit 316 MW. In Nordafrika (Ägypten, Marokko und Tunesien) kamen 213 MW neu dazu.
Wettbewerbsfähigkeit der Windkraft wächst
„Windkraft expandiert zusehends jenseits der traditionellen Märkte der ‚reichen Länder’“, sagte GWEC-Generalsekretär Steve Sawyer. Das sei ein klares Zeichen ihrer wachsenden Wettbewerbsfähigkeit. „Wir erwarten, dass sich dieser Trend künftig weiterentwickelt, nicht nur in Asien. Auch in Lateinamerika – insbesondere in Brasilien und Mexiko – sowie in Nord- und Schwarzafrika sehen wir ermutigende Zeichen“, fügte Sawyer hinzu.
Wirtschafts- und Finanzkrise lässt Zuwachs schrumpfen
Insgesamt jedoch schrumpfte der weltweite Zuwachs an Windkraft 2010 zum ersten Mal seit 20 Jahren. Mit 35,8 GW im Vergleich zu 38,6 GW im Jahr 2009 betrug der Rückgang knapp 7,3 Prozent. Hauptgrund war ein enttäuschendes Jahr in den USA mit einer Zuwachshalbierung auf 5115 MW sowie eine deutliche Marktverlangsamung in Europa. Die amerikanische und die europäische Negativentwicklung war laut GWEC-Sprecherin Angelika Pullen bedingt durch die Finanzkrise, den hautsächlich in den OECD-Ländern wegen der Wirtschaftskrise zurückgegangenen Stromverbrauch sowie weltweite Schwierigkeiten bei der Finanzierung von Windanlagen zwischen Ende 2008 und Mitte 2009, die sich aber erst 2010 negativ auf die Installationszahlen ausgewirkt haben. Den US-Markt zusätzlich negativ beeinflusst haben durch die politischen Rahmenbedingungen bedingte Unsicherheiten, die eine langfristige Planung aktuell nicht möglich machen, sagte Pullen.
Unberechenbare Politik macht Windkraft in den USA das Leben schwer
„Mangels auf Dauer angelegter, berechenbarer US-Politik muss unsere Industrie weiterhin einen Boom-Pleiten-Kreislauf ertragen, ganz im Gegensatz zu der permanenten Unterstützung, die fossile Brennstoffe mehr als 90 Jahre genossen haben“, sagte Denise Bode, Vorsitzende der American Wind Energy Association (AWEA). In einer Zeit, in der man bezüglich der Kosten mit Erdgas konkurriere, brauche man eine beständige Politik, um sicherzustellen, dass vielfältige Energiequellen in den USA nutzbar seien.
2010 in Europa mehr Zuwachs bei Gaskraftwerken als bei Windanlagen
In Europa ging die neuinstallierte Kapazität von 10,7 GW im Jahr 2009 um 7,5 Prozent auf 9,9 GW im vorigen Jahr zurück – und das trotz einer 50-Prozent-Zunahme der Offshore-Märkte in Ländern wie Großbritannien, Dänemark und Belgien sowie neuen Entwicklungen in Osteuropa (größtenteils in Rumänien, Bulgarien und Polen). Erstmals seit 2007 lagen bei der Zuwachskapazität nicht Windanlagen vorn, sondern Gaskraftwerke mit rund 28 GW vor Sonnenenergie mit etwa 12 GW.
„Diese Zahlen sind eine Warnung, dass wir die fortwährende Finanzierung erneuerbarer Energien nicht voraussetzen können“, sagte Christian Kjaer, Vorsitzender des Europäischen Windenergieverbands (EWEA). Ein besserer Zugang zur Finanzierung werde dringend benötigt: „Die EU muss unverzüglich handeln, um Europa davor zu bewahren, seine führende Position bei Windkraft und anderen erneuerbaren Technologien zu verlieren.“
Positive Prognosen für 2011
Für die meisten Industrien sei 2010 ein hartes Jahr gewesen. „Windkraft war da keine Ausnahme“, sagte GWEC-Generalsekretär Sawyer. Das laufende Jahr werde besser. Zwar sei die Zahl der Neubauten 2010 zurückgegangen, ergänzte GWEC-Sprecherin Pullen. „Die Auftragslage war hingegen wieder deutlich positiver, so dass sich die Zuwachsraten für 2011 nach derzeitigen Prognosen positiv entwickeln werden.“ (Andreas Haude)