US-Präsident Donald Trump setzt seinen Kurs für die konventionelle Energiewirtschaft unbeirrt fort: Nach der Ernennung eines Klimawandelleugners zum Umweltminister zu Beginn seiner Amtszeit berief er jetzt den Kohlekraftlobbyisten Andrew Wheeler zum Vize der Umweltbehörde EPA und damit zum Überwacher der Kohleindustrie. Derweil nimmt die Windkraft ausgerechnet jetzt Fahrt auf wie lange nicht mehr.
Europa schwächelt beim Ausbau der Windkraft, andere Großregionen sowie sehr interessante neue Länder finden plötzlich neue Konstanz oder sie kommen als Windenergienationen hinzu. Dazu gehören die USA – und womöglich Saudi-Arabien.
Der Energieversorger Georgia Power aus dem Süden der USA hat Windkraft in sein Portfolio aufgenommen. Durch einen Vertrag mit EDP Renewables North wird der Versorger 250 Megawatt Windkraftleistung aus Parks von EDP im Südwesten des Bundesstaates Oklahoma erhalten.
Viel Konkretes konnte die politische Führungselite der USA bei ihrer Last-Minute-Einigung im Haushaltsstreit zum Jahreswechsel nicht erreichen. Zu den wenigen Erfolgen zählt die Verlängerung der Windenergieförderung. Sie wird für alle Projekte in Kraft bleiben, deren Bau noch in diesem Jahr startet. Die Branche gibt sich trotz des kleinen Zugeständnisses mehr erleichtert als kritisch. Jedoch wird die Verlängerung den US-Windmarkt 2013 nur verhalten positiv beeinflussen können.
Der Markt für Kleinwindkraft in den USA ist im vergangenen Jahr eingebrochen: 2011 wurde deutlich weniger Anlagenleistung als im Vorjahr verkauft. Dafür profitierten amerikanische Hersteller von boomenden Märkten wie Großbritannien und legten bei ihren Verkaufszahlen kräftig zu. Das ergab ein erster Auszug aus dem Marktbericht für die US-Kleinwindkraft 2011, der Ende Juni vom amerikanischen Windenergieverband American Wind Energy Association (AWEA) in Gänze veröffentlicht werden soll.
Der US-amerikanische Windmarkt boomt wie seit Langem nicht mehr: In der Pipeline der Hersteller befinden sich über 8.400 Megawatt (MW), die in den nächsten Monaten in 29 Bundesstaaten installiert werden sollen. Allein im dritten Quartal 2011 kamen landesweit über 1.200 MW Windenergieleistung hinzu. Doch ein Ende des Booms ist absehbar.
Windturbinenhersteller Siemens hat sich 2010 in den USA den zweiten Platz sichern können, was die Anzahl installierter Turbinen betrifft. Das zeigt die aktuelle Studie Wind Industry Annual Market Report 2010 der American Wind Energy Association (AWEA).
Nahe des Columbia River Gorge in Oregon entsteht auf 78 Quadratkilometern das mit 845 MW weltgrößte Windenergieprojekt an Land. Voraussichtlich Ende 2012 wird der Park, an dem sich unter anderem Google beteiligt, in Betrieb gehen.
Insgesamt sind die Windkapazitäten 2010 um gut 22 Prozent auf mehr als 194 Gigawatt gestiegen. Vor allem Asien – und dort ganz besonders China – hatte daran einen großen Anteil. Den Zuwachsrückgang in Europa und den USA konnte der Boom in Fernost jedoch nicht ausgleichen.