Der Offshore-Windanlagenbauer Bard hat sein Testprogramm einer neuen Generation von Offshore-Windkraftanlagen begonnen. Seit dem 21. Februar wird der zweite Prototyp Bard 6.5 am Rysumer Nacken westlich von Emden installiert. Er gehört zu den leistungsstärksten derartigen Windenergieanlagen am Markt. Bereits im Januar war die erste der 6,5 Megawatt (MW) leistenden neuen Anlagen errichtet worden. Sie ersetzen die dort bisher installierten 5-MW-Generatoren.
Die vorhandene Bard-5.0-Generatorengondel werde vom Testturm abgehoben und gegen die leistungsstärkere neue Gondel getauscht, teilte das Unternehmen mit. Abhängig von der Witterung werde der Tausch der Gondeln und des Rotorsterns etwa 14 Tage dauern. Dazu ist auf dem Testfeld am Rysumer Nacken unter anderem ein Großkran im Einsatz. Die seit Winter 2007 bislang dort betriebenen Bard-5.0-Prototypen werden intensiv überprüft und anschließend entsprechend aufgearbeitet, um sie als Ersatz für eventuelle Ausfälle im Hochsee-Windpark Bard Offshore 1 bereitzuhalten.
Gleiche Größe, knapp ein Drittel mehr Leistung
Bei gleichen Abmessungen liefert die neue Generation knapp ein Drittel mehr Leistung. Von der Größe her ebenfalls unverändert bleiben laut Bard die Nabenhöhe mit etwa 90 und der Rotordurchmesser mit 122 Metern. Die Generatorengondeln selbst sind jeweils rund acht Meter breit und hoch sowie fast 15 Meter lang. Beide Typen wiegen je knapp 280 Tonnen. Die Inbetriebnahme der Testanlagen am Rysumer Nacken ist für Ende April geplant. Anschließend durchlaufen sie während einer rund zwei Jahre dauernden Zertifizierungsphase ein umfangreiches Test- und Erprobungsprogramm. Parallel dazu laufen die Vorbereitungen für die Serienfertigung der Bard 6.5 an. 2013 sollen die Generatoren einsatzbereit sein.
Für unterschiedliche Prototypen Zusammenarbeit mit Winergy und Voith Turbo Wind
Die beiden in Zusammenarbeit mit Winergy aus Voerde entstandenen 6,5-MW-Prototypen sind mit einem Hauptgetriebe mit zwei Abtriebswellen ausgestattet, die jeweils einen Synchron-Generator mit 3,4 MW Nennleistung antreiben, sagte Bard-Sprecher Andreas Kölling. Außerdem setze man auf ein sogenanntes Vollumrichterkonzept, wodurch die Anlagen den Anforderungen künftiger intelligenter Stromnetze auf europäischer Ebene gerecht würden.
Weitere Testvarianten entstehen in Zusammenarbeit mit Voith Turbo Wind aus Heidenheim. Sie folgen im Laufe des Jahres. „Für diese Anlagen sind wir auf der Suche nach Standorten im küstennahen Bereich im nordwestlichen Niedersachsen“, sagte Kölling. In Frage käme aber auch das Anfang Februar eröffnete niederländische Ecofys-Testgelände in Lelystad am Ijsselmeer (siehe dazu https://www.erneuerbareenergien.de/transformation/speicher/niederlande-europas-groesstes-windkraft-testfeld-eroeffnet).
Außerdem installiert das Emder Unternehmen derzeit den ersten kommerziellen Hochsee-Windpark in der deutschen Nordsee. Im Projektfeld Bard Offshore 1 stehen aktuell 15 komplette 5-MW-Anlagen. Acht davon sind bereits ans Netz angeschlossen und liefern seit Ende Dezember 2010 Strom. Der knapp 90 Kilometer nordwestlich von Borkum befindliche Park soll Ende 2012 fertig sein und dann mit 80 Windkraftanlagen und einer Gesamtnennleistung von 400 MW Strom für mindestens 400.000 Mehrpersonenhaushalte erzeugen. (Andreas Haude)