Nachdem der chinesische Zell- und Modulhersteller Suntech am 15. März eine Anleihe über 541 Millionen Dollar (418 Millionen Euro) nicht bezahlt hatte, wird es eng für den Giganten aus Wuxi. Suntech – immerhin einer der größten Produzenten der Welt – ist damit aber faktisch zahlungsunfähig, sprich: insolvent. Außerdem sitzt der Branchenprimus auf einem Schuldenberg von etwa zwei Milliarden Dollar (1,55 Milliarden Euro).
Zahlungsaufschub bis Mitte Mai
Suntech hat jedoch 60 Prozent der Gläubiger überzeugt, einem Zahlungsaufschub bis Mitte Mai zuzustimmen und von rechtlichen Schritten abzusehen. Heute billigen auch die Inhaber von Optionsanleihen des Konzerns diesen Zahlungsaufschub. Ob die 40 Prozent der anderen Gläubiger ein Gerichtsverfahren anstrengen, bleibt noch abzuwarten. Aus dem Unternehmen heißt es: „Bisher hat Suntech noch keinerlei Wissen bezüglich irgendwelcher rechtlicher Schritte, die von den Anteilseignern gegen das Unternehmen eingeleitet wurden“. Immerhin kann diese Minderheit der Gläubiger wegen des Zahlungsverzugs eine Zwangsinsolvenz verlangen und gerichtlich durchsetzen. „Suntech bemüht sich aber weiterhin mit den Inhabern der Optionsanleihen und den anderen Kreditgebern zu einer einvernehmlichen Restrukturierung zu kommen“, heißt es in einer Pressemitteilung aus dem Suntech-Hauptquartier in Wuxi.
Wie sich die chinesischen Behörden verhalten werden, bleibt bisher noch unklar. Es gibt zwar immer wieder Gerüchte, Peking oder auch die Provinzregierung in Wuxi, wo Suntech seinen Hauptsitz hat, könnte in die Bresche springen. Doch bisher gibt es dafür keine Bestätigung. Analysten halten ein geordnetes Insolvenzverfahren für die beste Lösung. So könnte das Unternehmen in den USA Gläubigerschutz beantragen.
Umstrukturierung angehen
Immerhin gelobt die Unternehmensführung Besserung. Suntech will seine Schulden umstrukturieren und als Photovoltaikproduzent wieder auf die Beine kommen. „Suntech erhöht seine Anstrengungen zur Restrukturierung und Verbesserung der Kosteneffizienz“, gibt das Unternehmen bekannt. „Wir bemühen uns auch, die Geschäftsbeziehungen mit bisherigen Kunden und Lieferanten aufrecht zu erhalten und werden weitere Kapitalquellen suchen, um die operativen Anforderungen und die Schuldenrückzahlung weiterzuführen.“ Vorstandschef David King ergänzt: „Wir loten derzeit strategische Alternativen mit den Gläubigern und potenziellen Investoren aus, die uns helfen können, langfristig erfolgreich zu sein. Wir würdigen die Unterstützung und das Verständnis unserer verschiedenen Anteilseigner, wenn wir die Anstrengungen unternehmen, diese Maßnahmen umzusetzen.“
Die Hoffnung liegt vor der eigenen Haustür
Zumindest gibt es Hoffnung für den angeschlagenen Konzern, wenn er die ersten Hürden nimmt und zunächst in Ruhe und geschützt vor den Gläubigern seinen Zielmarkt vor die Haustür verlegen kann. Schließlich sagen alle Marktforscher dem chinesischen Photovoltaikmarkt ein großes Wachstumspotenzial voraus. Immerhin kann das Reich der Mitte dem bisherigen Spitzenreiter beim Zubau den Rang ablaufen und zum weltweit größten Markt avancieren. Damit wäre nicht nur Suntech geholfen. Schließlich haben alle chinesischen Hersteller mit den Strafzöllen in den USA und den angedrohten Handelsschranken in Europa zu kämpfen. Suntech hat deshalb schon angekündigt, Anfang April seine Modulproduktion in Arizona zu schließen. Denn die Produktion dort wird zu teuer, wenn die aus China angelieferten Solarzellen mit Strafzöllen belegt sind. Das bisherige Problem war, dass es in China keinen großen Absatzmarkt gab, den die einheimischen Hersteller mit ihren immensen Produktionskapazitäten bedienen konnten. Deshalb waren sie gezwungen, ihre Module zu niedrigen Preisen in Europa und den USA abzusetzen. Das Ergebnis ist ein Schuldenberg, den die Unternehmen weiter vor sich herschieben. (Sven Ullrich)