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Kommentar

Die moderne Windkraft der USA

166 Megawatt (MW) oder 83 Anlagen der Zwei-MW-Windturbine V100, einer Binnenlandwindturbine mit 100 Meter Rotordurchmesser also, wird Vestas bis Ende 2015 in Minnesota errichten. Auftraggeber ist der Windparkentwickler RES. Der Windpark soll mit 200 MW ans Netz gehen. Die ersten 34 MW hatte RES 2013 bestellt.

Der Erfolg ist Teil einer Welle. Schon alleine im Vormonat Juni gab der dänische Hersteller den Verkauf von Zwei-MW-Binnenlandturbinen im Leistungsumfang von 574 Megawatt (MW) bekannt – 100 und 110 Meter Rotordurchmesser. In April und Mai hatte Vestas Projekte von 342 MW bestätigt. Die Windparks entstehen bis 2015 außer in Minnesota in New Mexiko, Texas, Kansas, Maine und North Dakota. Alle Bestellungen sind Teil größerer und 2013 abgeschlossener Rahmenlieferabkommen. Vestas will erklärtermaßen in US-Produktionsstätten nun „Hunderte Arbeiter“ neu rekrutieren.

Die Meldungen aus Aarhus belegen, dass die zunehmend ausgefeilte Plattformstrategie der Branche richtig ist. Vestas verkauft nicht nur speziell für den US-Markt angebotene Binnenlandanlagen in großer Zahl. Sondern die Dänen können in den USA bereits Sonder-Schwachwindturbine V110 gut absetzen. Sie war erst im Mai als Prototyp errichtet worden. Das alles zeigt zudem, dass es Vestas gelingt, wieder mehr Wertschöpfung für wertvollere, mehr spezialisierte Anlagen zu erzielen. V110 ist für die IEC-Windklasse IIIa entwickelt, für Binnenlandstandorte mit mittlerer Windgeschwindigkeit von 7,5 Meter pro Sekunde und großen Anströmungsturbulenzen.

Spagat Regionalisierung und Industrialisierung gelingt

Zu lernen ist, dass ein Spagat gelingt: Die Regionalisierung mit Spezialmodellen für jede repräsentative Windparklandschaft zu wagen – und zugleich damit ein Massengeschäft zu erzielen. Technologisch steckt dahinter die Modularisierung durch die Plattformstrategie: Viele Bauteile aller Anlagen in einer Leistungsklasse sind gleich, aber mit dem Austausch einiger weniger Komponenten entsteht mit wenig Aufwand schnell eine neue Spezialanlage. Und die neuen US-Auftragsvolumen sind so groß, dass Vestas wohl locker die Industrialisierung der Produktion in den Vereinigten Staaten vorantreiben kann. Durch massiv erhöhte Stückzahlen erzielt hier die Windkraft Skaleneffekte, kann die Preise senken und wettbewerbsfähiger mit anderen Stromerzeugungs-Technologien werden.

Der Fall Vestas ist kein Einzelfall. Und er ist auch das Ergebnis der Windenergie-Politik der Vereinigten Staaten. Das sollte nun eingeräumt werden.

Die Entwicklung zeigt, dass auch das US-System der privatwirtschaftlichen Ausschreibungen über so genannte PPA in Zusammenhang mit einer staatlichen Steuerförderung Erfolge aufweisen kann. Das muss auch die Mahner der Branche in Deutschland aufhorchen lassen. Wer vor der für 2017 angekündigten Einführung eines Ausschreibungssystems hierzulande warnt, muss sich den Verweis auf die USA wieder gefallen lassen.

Ausschreibungen: Erfolg und Risiko

Denn zumindest bei Vestas stammen alle Bestellungen in Gestalt von Rahmenverträgen noch aus dem Jahr 2013. Das wichtigste Fördergesetz, das PTC, war zwar Ende 2013 wieder einmal ohne Nachfolgeregelung ausgelaufen. Doch es sah die üblichen Steuererleichterungen von 30 Prozent der Windparkinvestitionen für die Windpark-Geldgeber  nur dort vor, wo die Aufträge noch 2013 erfolgten. Und diese Windparks müssen dann bis 2015 errichtet sein. Die Entwicklung belegt, dass solche Fristen in Ausschreibungsgesetzen nicht nur Vorzieh- sondern eben auch Skaleneffekte erzeugen. Und offenbar ist all das auch mit guter Wertschöpfung der Technologielieferanten vereinbar.

Doch einen Haken hat die Entwicklung Made in US vielleicht doch: Auch dass nur wenige große Turbinenbauer in diesem System relevant sind, ist Folge des wechselhaften Stoßgeschäftes. Sie heißen Vestas, Siemens – und GE. Das macht die Windenergiewende davon abhängig, dass all diese drei nicht nur überleben, sondern dass es ihnen gut geht. Was ist, wenn einer davon in Schwierigkeiten geriete, mit dem Wartungsservice? Was mit neuer Technologie zum Upgrade der Anlagen? Wie entwickeln sich die Anlagenpreise, wenn die Konkurrenz sich durch den Wegfall eines Players auflöst?

Ein wenig ist das immer auch ein riskantes Spiel …

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