Die regionale Verteilung des Gesamtbestands der Windenergieanlagen in Deutschland zeigt ein deutliches Nord-Süd-Gefälle. Das ist noch einmal deutlich geworden, als VDMA, BWE und Deutsche Windguard die aktuellen Ausbauzahlen Wind an Land vorstellten. Offensichtlich muss das aber nicht so sein. Denn: Mit einem Anteil von 22 Prozent am aktuellen Zubau führt Niedersachen im ersten Halbjahr den Ländervergleich an. Aber: Im Süden des Landes sticht Baden-Württemberg mit einem Zubauanteil von 9 Prozent hervor. Da geht also doch etwas.
Das Problem ist vielschichtig. Klar, der Wind bläst stärker im Norden ans im Süden. Aber noch viel mehr ist der Glaube an dieses Phänomen in den Köpfen von Nicht-Windleuten festgesetzt. Dabei schaffen Anlagenhöhen von bis zu 250 Metern durchaus einen Ausgleich, während in Schleswig-Holstein eine Gesamthöhe von 170 Metern überwiegt. Dummerweise ist es in Bayern ähnlich. Da wiederum kommt ein zweites Element zum Tragen: Die Bayerische Landesregierung will keine Windkraft. Darum hat Landeschef Söder die 10H-Regelung seines Vorgängers Seehofer nicht zu Fall gebracht. Dass er sich dennoch ständig zum Klimaschutz bekennt muss als Unehrlichkeit gewertet werden. Vor Inkrafttreten der Regelung, die die zehnfache Anlagenhöhe als Abstand zur Wohnbebauung vorsieht, eigneten sich drei Prozent der Landesfläche im Freistaat für die Windkraft, hinterher nur noch 0,3 Prozent.
Mindestens zwei Prozent der Landesfläche für die Windenergie
In dem Zusammenhang propagiert der BWE schon lange, es müssten zwei Prozent der deutschen Landesfläche für die Windenergie zur Verfügung gestellt werden. Sofort fällt einem dabei Söders Gefeilsche ein, warum in seinem Land keine Stromtrassen verlaufen sollten. Und tatsächlich nähren Studie wie eine aus jüngster Zeit vom BfN die Streitfrage: Muss jedes Land gleich viel Wind installieren. Hermann Albers beantwortet die Frage elegant: Die Studie habe gezeigt, dass in den meisten Ländern weit mehr als zwei Prozent für die Windkraft geeignet seien. In weiten Teilen Schleswig-Holsteins seien es schon jetzt mehr als vier Prozent. Die Länder dürften natürlich auch mehr machen. Daraus folgt der Schluss, dass die anderen Länder zumindest die zwei Prozent umsetzen sollten. Eine vernünftige Schlussfolgerung.
Bei der Solarenergie sind die Bayern derweil fleißig. Nur: Allein mit Solar und Bio werden sie die Klimaziele dennoch nicht erreichen. Dafür brauchen sie die Windkraft. „Windenergie ist auch im Süden unersetzlich“, so Albers. Matthias Zelinger bestätigte: „Das Volumen kommt am Ende aus der Windenergie.“ Er prognostizierte, dass Windenergie weltweit 2024 oder 2025 einen jährlichen Zubau von 100 Gigawatt erstmals übersteige und dann auch stärkste Quelle sei. Zurück nach Deutschland: Ein Richtwert aus der Nachbarschaft für die Bayern. Ein Bekenntnis zur Windenergie hat schließlich auch Baden-Württemberg beim Ausbau dieser Technologie auf die Beine geholfen.
Zuschlagsquote für den Süden ab 2022
Was aber tun, wenn Planer für ihre Projekte im Süden einfach keinen Zuschlag bei den Ausschreibungen bekommen, weil die Kilowattstunde im Norden aufgrund der besseren Erträge günstiger kommt? Einen Ausgleich etwa bei den Ausschreibungen für den schwächeren Süden soll ein Fördersystem schaffen. Obwohl das Fördersystem die windschwächeren Standorte, die im Süden häufiger auftreten, verstärkt unterstützt, ist ihr Anteil mit 15 Prozent an der kumulierten Leistung immer noch am geringsten. Mit den Ausschreibungen ab 2022 soll der Süden daher durch eine Zuschlagsquote unterstützt werden. Projekte einer definierten Südregion sollen demnach bis zu einem festgelegten Anteil am Volumen (15 Prozent in 2022/2023 und 20 Prozent ab 2024) bevorzugt bezuschlagt werden. Sonst bleibt für den Süden nichts übrig: Die Küstenländer stellen Mitte des Jahres 2021 etwa 41 Prozent der kumulierten installierten Leistung und den Bundesländern in der Mitte Deutschlands sind rund 44 Prozent zuzuordnen.
Fest steht: 4,5 Gigawatt an Windleistung sind in Deutschland genehmigt und bezuschlagt. Sie sollten zeitnah umgesetzt werden. BWE und VDMA fordern derweil, dass eine künftige Delle beim Ausbau vermieden werden müsse. Zwischen 2022 und 2030 sollten jährlich fünf Gigawatt Wind an Land neu ans Netz gehen. „Sonst kommen wir nicht an unsere Klimaziele“, so Zelinger.
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