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Schneller, vermaschter Netzausbau mit dem Windstrom-Booster

 Mit der Weltklimakonferenz gerade in Glasgow und in den vergangenen Monaten mit Fridays for Future und dem Klimaschutzgesetz ist deutlich geworden, dass das Tempo beim Ausbau der erneuerbaren Energien nochmal drastisch erhöht werden muss. Dabei spielt Offshore-Windenergie eine wichtige Rolle. 40 Gigawatt mindestens, vielleicht sogar 60 Gigawatt will Deutschland in der Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) der Nordsee installieren. Zum Vergleich: Ende 2020 waren in Deutschland 54 Gigawatt Solarleistung installiert. Offshore-Wind kam auf 7,8 Gigawatt. Beschlossen von der Bundesregierung sind 40 Gigawatt bis 2040, und es gibt bereits Bemühungen, das Ziel auf 60 Gigawatt bis 2045 anzuheben. 

Größte Herausforderung, um das Potenzial in der Nordsee zu erschließen, ist eine länderübergreifende Vernetzung der Windparks mit Verteilkreuzen und leistungsstarker Netzinfrastruktur. Hier setzt Tennet mit einem neuen Konzept an, dem Windstrom-Booster. Es sieht vor, erstmals auf hoher See drei Offshore-Netzanschlusssysteme so miteinander zu vernetzen, dass sechs Gigawatt Leistung gebündelt werden. Die Netzverknüpfungspunkte sollen in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Bremen liegen, um wichtige Industriestandorte direkt mit grüner Energie zu versorgen. Das schafft beste Voraussetzungen für die Herstellung von Wasserstoff und unterstützt somit die Dekarbonisierung der Industrie.

Drei Offshore-Anbindungsleitungen in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Bremen

Bisher werden alle Gleichstromsysteme auf See und an Land als Punkt-zu-Punkt-Verbindungen geplant. Tennet schlägt nun vor, die drei Anbindungen in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Bremen mit je einer Leistung von zwei Gigawatt erstmals auf See und an Land mit weiteren Gleichstromverbindungen zu vernetzen.

Um private Verbraucher, die Industrie und geplante Elektrolyse-Projekte mit Offshore-Windenergie zu versorgen sowie eine direkte Verbindung mit weiterführenden Gleichstromleitungen an Land zu ermöglichen, landen die drei Offshore-Verbindungen küstennah in Heide, Wilhelmshaven und im Suchraum im Norden von Bremen an.

Ein modularer sogenannter LanWin-Hub in der Nordsee würden den direkten Anschluss von bis zu sechs Gigawatt Offshore-Windenergie ermöglichen und gleich drei Offshore-Netzanschlusssysteme auf See direkt miteinander verbinden. Darüber hinaus böte sich die Möglichkeit zur internationalen Vernetzung, beispielsweise mit der dänischen „Energy Island“, die im Jahr 2032 fertig wird.

Neu an dem Konzept ist auch, dass Gleichstromleitungen (DC) an Land und auf See in einem vermaschten System konzipiert werden: An den Netzverknüpfungspunkten sollen die Leitungen in sogenannten Multiterminals miteinander vernetzt werden. Das macht das System noch robuster, leistungsfähiger und kosteneffizienter. Auch lassen sich dadurch laut Tennet Flächenverbrauch und die Umwelteingriffe deutlich minimieren, was wiederum  die Akzeptanz erhöht.

Fünf Vorteile und Chancen des Windstrom-Boosters

1. Versorgungssicherheit

Der vernetzt geplante Aufbau stärkt die Versorgungssicherheit, denn wenn langfristig Gleichstromleitungen an Land direkt mit den Offshore-Netzanbindungen gekoppelt werden können, entsteht perspektivisch ein leistungsfähiges Gleichstromnetz. Dies ermöglicht eine bessere Auslastung der Gleichstromleitungen und die Aufnahme von deutlich mehr Erneuerbarer Energie.

2. Weniger Flächenverbrauch

Mit der neuen Multiterminal-Technologie können der Flächenverbrauch sowie die Eingriffe in die Umwelt an diesen drei Netzverknüpfungspunkten minimiert werden. Gerade für die von den Leitungsvorhaben betroffenen Regionen in Küstennähe wäre dies ein deutlicher Pluspunkt.

3. Zukunftssicherheit

Nach der Fertigstellung in 2032 kann der LanWin-Hub durch weitere Module ergänzt werden. So wird beispielsweise die Vernetzung mit europäischen Nachbarländern oder die Verbindung zu Offshore-Projekten wie der dänischen Energy Island, deren Fertigstellung ebenfalls in 2032 ermöglicht.

4. Beschleunigte Planung – schneller Ausbau

Mit dem neuen Konzept könnten die bestehenden Planungen zur Anbindung von LanWin, also des Windpark-Clusters in der deutschen Nordsee, deutlich beschleunigt werden. Diese sehen zurzeit jeweils fünf einzelne Punkt-zu-Punkt-Verbindungen bis 2035 vor – mit dem LanWin-Hub könnten davon bereits in 2032 drei Anbindungen am Netz sein und erneuerbare Energie liefern. Im Ergebnis erreicht Tennet somit eine deutliche Beschleunigung des Ausbaus der Offshore-Windenergie als Grundlage für die Erreichung der angestrebten Klimaneutralität in 2045.

5. Industrieanbindung und Sektorenkopplung

An Land benötigen die drei Offshore-Netzanbindungen des LanWin-Hubs starke küstennahe Netzverknüpfungspunkte – TenneT sieht hier Heide, den Norden Bremens und Niedersachsens als besonders gut geeignet, um langfristig auch eine optimale Anbindung an Industrie und geplante Elektrolyseure zur intelligenten Sektorenkopplung gewährleisten zu können. Zudem ermöglicht die Multiterminal-Technologie die weitere Integration von Onshore-Windenergie. (nw)

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