Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch
Offshore-Konferenz

Wo findet die Offshore-Windkraft Platz für 70 Gigawatt?

Der Bundesverband der Windparkbetreiber Offshore (BWO) lud gerade in Berlin zur Konferenz „Zukunft Offshore“, auf der unter anderem das Wind-auf-See-Gesetz, die Ausbauziele der neuen Bundesregierung,  das neue Auktionsdesign und Themen wie Ko-Nutzung von Flächen diskutiert wurden. Stefan Thimm, Geschäftsführer BWO, sprach auch über den Netzausbau als Voraussetzung für einen reibungslosen Offshore-Ausbau. „Wir sehen, dass wir die Netzanbindung rechtzeitig bekommen werden. Wir haben aber in der Vergangenheit gelernt, dass der Netzausbau oftmals stockt.“ Wenn wegen fehlender Netze den Strom aus Erneuerbaren-Anlagen abgeregelt werden müsse, führe das zu Mehrkosten für das System. „Wir müssen ihn an anderer Stelle durch fossile Energien ersetzen“, so Thimm. 

Thimm warb für rechtssichere und zukunftsorientierte Ausschreibungen. Er empfahl eine Streichung oder Deckelung zum Beispiel auf 50 Mio. Euro pro Gigawatt der Gebotskomponente – außerdem die Bereitstellung von Speicherkapazität, den gezielten Einsatz von Power-to-X und/oder gesicherte Leistung oder flexible Last in räumlicher Nähe zum Netzverknüpfungspunkt als Zuschlagskriterium. Systemintegration als Kriterium könne Redispatch, also die Abregelung von Regenerativstrom wegen voller Netze, reduzieren, und die Nutzbarkeit von Regenerativstrom gleichzeitig erhöhen. Die Versorgungssicherheit ließe sich erhöhen und die Abhängigkeit von Fossilen reduzieren. Im Verlauf einer anschließenden Diskussionsrunde stellte Alexandra Kaatz, Referat Netzentwicklung, Stromübertragungsnetz in der Bundesnetzagentur, klar, dass das Thema Systemdienstleistungen ausführlich geprüft und abgelehnt worden sei, weil es den Offshore-Ausbau massiv bremse.  „Wir haben uns dagegen ausgesprochen. Wenn wir das vernünftig ausgestalten wollen, dann ist die Überprüfung sehr komplex“, so Kaatz. „Dann müssten wir vorher Netzberechnungen durchführen. Deshalb haben wir uns dagegen ausgesprochen. Im nächsten Netzentwicklungsplan werden wir schauen, wie man die ganzen Systemdienstleistungen integrieren kann.“ Sie stellte fest, dass auch Batteriespeicher zu bauen wegen der Strommengen nichts nütze. „Wenn dann Elektrolyseure“, so Kaatz. Neue Verbraucher im Norden anzusiedeln, wäre ein guter Weg. Sie glaube aber nicht, dass ein Industrieunternehmen seinen Sitz in Süddeutschland aufgebe, um zum sauberen Strom in den Norden zu ziehen. Tatsächlich muss sich aber Bayerns Ministerpräsident Söder harte Kritik vonseiten der Industrie gefallen lassen, weil er lange komplett an der 10H-Abstandsregel zur Verhinderung von Windkraft festgehalten hat und auch jetzt nur wenig nachgibt in diesem Punkt. Immerhin, Kaatz äußerte sich „optimistisch wegen des Trassenausbaus“, einerseits weil jetzt mit weniger Aufwand und Bürokratie schneller gehandelt werden könne. Zudem sei den Bürgern vor Ort im Zusammenhang mit der Ukraine doch Windstrom aus Deutschland lieber als russisches Gas. 

Stefan Thimm kritisierte dann noch das Thema Pönalen: „Wenn wir nicht fristgerecht liefern, droht ein Entzug des Zuschlags. Dann liegt Milliardeninvestition im Meer, sei es durch Covid oder kriegsbedingte Lieferschwierigkeiten.“ Diese Äußerung musste wiederum Astrid Wirnhier, Leiterin des Referats Windenergie auf See im Bundeswirtschaftsministerium, gerade biegen. Ihr Referat haben beim Thema Pönalen-System kaum etwas verändert. Auch jetzt sei es noch so, dass der Zuschlag nicht entfällt, wenn man ohne eigene Schuld Verzögerung hat. „Niemand wir verlangen einen Park zurück zu bauen, der fast fertig ist“, betonte sie.

Ein weiteres wichtiges Thema auf der Konferenz war die Erhöhung der Leistungsdichte. Thimm betonte, das sei keine Lösung. Das gehe auf Kosten der Vollleistungsstunden. Stattdessen solle man Ko-Nutzung weiter heben. Karin Kammann-Klippstein, Präsidentin des Bundesamts für Seeschifffahrt (BSH), erinnerte daran, dass man in der Vergangenheit festgestellt habe, man könne 40 GW installieren, „ohne dass man jemandem etwas wegnimmt“. Jetzt,  bei einem Ausbauziel von 70 GW bis 2045 müsse man jemandem was wegnehmen. Eine Flächenverdichtung mit weniger Ertrag für Betreiber hielt sie für eine Möglichkeit. Aber auch Windkraft im Bereich der Schifffahrt. Man müsste auch prüfen, wie weit auf der Dogger Bank Windkraft möglich sei. Dortige Schutzgüter müssten berücksichtig werden. Wo sind Ko-Existenzen möglich? Das ist die Frage. Das BSH haben einen ersten Entwurf eines Flächenentwicklungsplans vorgelegt – „da kam keine Kritik an der Flächenverdichtung“, so die BSH-Präsidentin. Zudem seien nördlich der Schifffahrtsrute Flächen für die Windkraftnutzung möglich.

 Wollen Sie über die Energiewende auf dem Laufenden bleiben? Dann abonnieren Sie einfach den kostenlosen Newsletter von ERNEUERBARE ENERGIEN – dem größten verbandsunabhängigen Magazin für erneuerbare Energien in Deutschland!