Die Stadtwerke München (SWM) haben offiziell mit dem Bau ihrer siebten Geothermieanlage auf einer Liegewiese des Michaelibads, eines öffentlichen Bades im Münchner Südosten, begonnen. Nach Fertigstellung im Jahr 2033 soll sie Wärme für rund 75.000 Münchner liefern und ist damit laut SWM die größte in Kontinentaleuropa.
Habeck will Geothermienutzung verzehnfachen
Zum symbolischen ersten Spatenstich war unter anderen Wirtschaftsminister Robert Habeck geladen. Er nannte das Müncher Projekt ein „gutes Beispiel dafür, wie diese Technologie in dichtbesiedelten Großstädten Erfolg haben kann“. Die Erschließung der geothermischen Wärme habe das Potenzial, bis 2045 rund ein Viertel des erforderlichen erneuerbaren Wärmebedarfs Deutschlands zu decken, so Habeck. „Ziel ist es, die derzeitige Geothermie-Einspeisung in Wärmenetze zu verzehnfachen.“
Großwärmepumpe erhöht die Wärmeausbeute
Die neue Geothermieanlage mit vier Förder- und vier Reinjektionsbohrungen wird auf einer Teilfläche des Michaelibads entstehen, während der Freibadbetrieb weiterlaufen kann. Auf der westlichen Liegewiese wird neben den Bohrungen eine Wärmestation errichtet, in der die gewonnene Erdwärme über Wärmetauscher an das Fernwärmenetz übertragen wird. Zusätzlich wird hier eine Großwärmepumpe installiert, die die Wärmeausbeute weiter erhöht, so die SWM. Nach Abschluss der Bauarbeiten könne die Liegewiese dann von den Freibadgästen zum großen Teil wieder genutzt werden, da die betrieblich notwendigen Bereiche wesentlich kleiner sein werden als die Baufläche, hieß es weiter.
SWM investieren insgesamt 9,5 Milliarden Euro in die Wärmewende
Bereits jetzt versorgen die SWM knapp 40 Prozent der Münchner Haushalte über ein rund 1.000 Kilometer langes Fernwärmenetz mit umweltschonender Wärme. Bis spätestens 2040 will das Unternehmen den Münchner Fernwärmebedarf klimaneutral decken. Um das zu erreichen, soll vor allem die tiefe Geothermie genutzt werden. Insgesamt wollen die SWM dafür rund 9,5 Milliarden investieren: So soll eine weitere Geothermieanlage im Münchner Norden entstehen. Zusätzliche Standorte würden derzeit mit der Stadtverwaltung sondiert, sagte Karin Thelen, SWM Geschäftsführerin Regionale Energiewende: „In Summe wollen wir zehn Geothermievorhaben mit mehr als 50 neuen Tiefbohrungen in und um München bauen. Darüber hinaus machen wir unsere bestehenden Anlagen durch zusätzliche Bohrungen leistungsfähiger.“ Sie betonte aber auch: „Ohne die Bundesförderung effiziente Wärmenetze ist der Kraftakt kommunale Wärmewende aber nicht stemmbar.“ (kw)
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