Das Wasserstoff-Pilotprojekt H2 Direkt hat ein wichtiges Etappenziel erreicht: Zehn Haushalte im Testgebiet haben ihre Verträge für eine Wärmeversorgung mit 100 Prozent Wasserstoff unterzeichnet. Mit dem Heizungsbauer Vaillant stehe zudem der Kooperationspartner für die H2-Brennwertgeräte fest, teilt der Stadtwerkeverbund Thüga mit. Das Forschungsvorhaben will zeigen, wie bestehende Infrastrukturen für erneuerbare Gase genutzt werden können.
Dauer des Feldversuchs: 18 Monate
Ab kommendem Winter werden die beteiligten Haushalte und ein Gewerbebetrieb im bayerischen Markt Hohenwart für zunächst 18 Monate ausschließlich mit Wasserstoff heizen. Dafür stellen Thüga und Energie Südbayern (ESB) zusammen mit der Energienetze Bayern einen bestehenden Gasnetzabschnitt in Markt Hohenwart im Inselbetrieb auf 100 Prozent Wasserstoff um.
„Wir freuen uns, dass wir aufgeschlossene Wasserstoff-Pioniere gefunden haben. Sie demonstrieren gemeinsam mit uns, dass eine klimaneutrale Wärmeversorgung mit Wasserstoff in bestehenden Gasnetzen funktioniert“, sagt Mathias Stierstorfer von Energienetze Bayern, der bei H2Direkt die Abstimmung mit den beteiligten Haushalten vor Ort koordiniert.
„Blaupause für die Wärmeversorgung in ganz Deutschland“
Thüga-Innovationsmanagerin Béatrice Angleys ergänzt: „Unser Signal an die Politik: Eine effiziente Wärmwende und Versorgungssicherheit sind machbar, wenn wir die vorhandene Infrastruktur für erneuerbare Gase nutzen.“ Aktuell gebe es hierzulande kein vergleichbares Projekt. „Wir schaffen eine Blaupause für die Wärmeversorgung in ganz Deutschland.“
Die Umstellung des Netzabschnitts auf reinen Wasserstoff komme mit nur wenigen baulichen Maßnahmen an den Netzkomponenten aus, heißt es von den Projektpartnern. In den Haushalten werden die Heizungen gegen hochmoderne H2-Brennwertgeräte des Herstellers Vaillant getauscht, die für H2 Direkt zertifiziert wurden. „Wir sind uns sicher, dass sich H2-Technologien in naher Zukunft im Gebäudebereich etablieren und damit ein weiteres Standbein für eine klimaneutrale Wärmeversorgung sein werden“, sagt Alexander Schuh, verantwortlich für alle deutschen Wasserstoffprojekte von Vaillant. Die Technik sei ausgereift.
Nächster Schritt: Detailplanung der Netzumstellung
Auch ein Standort für die Wasserstoff-Trailerstation und die Einspeiseanlage ist gefunden: Ein unbebautes Grundstück der Regens-Wagner-Stiftung, die in Hohenwart eine integrative Einrichtung für Menschen mit und ohne Behinderung betreibt. Die Schreinerei der Einrichtung ist zudem als Gewerbekunde an H2 Direkt beteiligt. Der grüne Wasserstoff wird in Tanks, sogenannten Trailern, geliefert.
Als nächsten Schritt werden die Projektplaner die Detailplanung für die Umstellung des Netzes vorantreiben. (kw)
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