Der Solarzellenhersteller Q-Cells in Bitterfeld-Wolfen wird am morgigen Dienstag beim zuständigen Amtsgericht in Dessau einen Insolvenzantrag stellen. Als Grund nennt das Management die letztinstanzliche Entscheidung des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main aus der vergangenen Woche. Dort war im Fall eines anderen Unternehmens die Idee gescheitert, dass Gläubiger einer Hybridanleihe gänzlich auf ihre Ansprüche verzichten, um die Firma zu retten. Wie bei Q-Cells sollten sie als Ersatz ein kleines Aktienpaket bekommen. Nach einer Änderung des Schuldverschreibungsgesetzes im Jahr 2009 könnte ein solcher Tausch mit Mehrheitsbeschluss erzwungen werden. Die Anleihe des hessischen Unternehmens wurde aber schon 2007 auf den Markt gebracht. In diesem Fall benötigt das Management gemäß der damaligen Gesetzeslage ein einstimmiges Votum der Schuldner. Das war bei Q-Cells nicht in Sicht. Deshalb wählt der Vorstand den Weg in die Insolvenz, wie bereits in der vergangenen Woche angekündigt.
Kleine Minderheit blockiert
Q-Cells befindet sich seit 2008 in schwierigem Fahrwasser, weil die Preise für Solarzellen aufgrund der asiatischen Konkurrenz dramatisch in den Keller gingen. Nun ist das Sanierungskonzept des Solarpioniers gescheitert. Allerdings ist Q-Cells heute längst kein reiner Zellenhersteller mehr. Erst 2011 wurde eine Modulfertigung in Thalheim aufgebaut, auch ist das Unternehmen verstärkt im Projektgeschäft tätig. Nun soll es mit Hilfe des Insolvenzverwalters gelingen, den Fortbestand zumindest von Teilen des Unternehmens zu sichern.
Keine Hilfe aus der Landeskasse
Bereits am Wochenende hatte Rainer Haseloff, Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, abgelehnt, Q-Cells mit Geld aus der Landeskasse zu unterstützen. Er machte aber auch klar, dass es von Seiten der Politik durchaus andere Möglichkeiten gibt, dem angeschlagenen Unternehmen zu helfen. „Q-Cells ist für uns ein Leuchtturm, aber der Staat kann in dieser Situation finanziell nicht zur Seite stehen“, sagte der CDU-Politiker im Mitteldeutschen Rundfunk. „Q-Cells muss Alternativen entwickeln, um seine Grundstrukturen zu stabilisieren.“ Das Unternehmen hatte im letzten Jahr erhebliche Verluste eingefahren. Mit einem Minus von 846 Millionen Euro war es tief in die roten Zahlen gerutscht. Gleichzeitig ging der Umsatz um ein Viertel auf gut eine Milliarde Euro zurück. Auch für 2012 erwartet Q-Cells keine Besserung. Als Grund nennt man die Kürzung der Solarförderung, den Preisverfall für Solarmodule und die erdrückende Konkurrenz aus Fernost.
Geordnete Insolvenz öffnet Investoren die Türen
Die Insolvenz öffnet Investoren die Möglichkeit, Teile des Unternehmens zu übernehmen und einen Neubeginn zu schaffen. Bestes Beispiel ist Solon aus Berlin. Der Modulhersteller ging zu Jahresbeginn in die Insolvenz, wurde jedoch von der arabischen Microsol übernommen und firmiert nun unter dem alten Namen weiter, wenn auch nicht mehr als Aktiengesellschaft. Auch bei der insolventen Unternehmensgruppe von Scheuten Solar aus den Niederlanden gibt es gute Nachrichten: Insolvenzverwalter Wim Eikendal hat Investoren gefunden, die das internationale Vertriebsnetz und das Projektgeschäft der Holländer übernehmen. Sunway Technology Investment steigt in diesen Geschäftsbereich ein. Auch stehe in Aussicht, dass sich demnächst ein Investor für die Produktion der Optisol- und Sunrise-Module findet. Das sind spezielle Module für die gebäudeintegrierte Photovoltaik. (Sven Ullrich)