Nach vier Jahren Moratorium kehrt die spanische Regierung offenbar zur Förderung Erneuerbarer Energien zurück. Denn Madrid will noch in diesem Jahr eine Ausschreibung mit einem Volumen von einem Gigawatt Anlagenleistung durchführen. Im nächsten Jahr sollen dann weitere Ausschreibungen mit einem Volumen von drei Gigawatt Analgenleistung folgen. Das teilt die spanische Niederlassung von Rödl amp; Partner mit. Die Ausschreibung ist technologieoffen. Das heiß, es werden nicht nur Investoren in Solaranlagen ihre Gebote abgeben, sondern auch Windkraft-, Biomasse- und Biogasanlagen werden sich an der Auktion beteiligen.
Anlagen auch ohne Förderung rentabel
Wie die Auktionen aussehen werden, steht noch nicht fest. Doch die Experten von Rödl amp; Partner gehen davon aus, dass dies nach dem gleichen Schema wie die kleinere Auktion im Januar dieses Jahres erfolgen wird. Dann würden die Investoren eine Zuzahlung zur Investition über die Betriebslaufzeit der Anlage bekommen. Allerdings wurden in dieser Ausschreibung nur Anlagen berücksichtigt, deren Investoren auf eine solche Zuzahlung verzichtet haben. Diese bekommen nur den Marktpreis für den eingespeisten Strom. „Auch wenn das ab 2013 genutzte System aufgrund der geringen Anreize für effektivere Anlagen in der Kritik steht, hält Spanien auch nach Ende des Moratoriums am Zuzahlungsmechanismus für Investitionen fest“, sagt Christoph Himmelskamp, Partner bei Rödl amp; Partner in Barcelona. „Mit überdurchschnittlich vielen Produktionsstunden, gerade im Photovoltaiksegment, einer guten Infrastruktur sowie gegebener Marktreife mit vielen Anlagen am Netz, dürfte Spanien dennoch für Anbieter aus Deutschland wieder an Attraktivität gewinnen.“
Schließlich ist die Sonneneinstrahlung in Spanien sehr hoch, gerade in den südlichen Landesteilen. Dazu kommt noch der seit 2013 gesunkene Preis vor allem für große Anlagen. Auf diese Weise können die Anlagenbetreiber niedrige Gestehungskosten für den Solarstrom erreichen, so dass sie mit dem Marktpreis durchaus eine Chance für eine auskömmliche Rendite haben.
Druck aus Brüssel
Madrid hatte die Förderung für Solarstrom im Jahr 2012 komplett eingestellt. Damit ging der Markt extrem zurück. Das liegt allerdings nicht daran, dass sich Anlagen, deren Betreiber den Strom zum Marktpreis verkaufen, nicht rechnen würden. Es ist vielmehr das Oligopol der fünf großen Energieversorger Endesa, Iberdrola, Gas Natural, EDP und Eon, das den Anschluss neuer Anlagen mit Billigung der konservativen Regierung in Madrid aktiv behinderte. Jetzt hat die Regierung aber nicht etwa ihr Herz für die erneuerbaren Energien entdecken. Vielmehr hat Spanien eine Abmahnung aus Brüssel bekommen, die Ziele beim Ausbau der erneuerbaren Energien einzuhalten. Nach Angaben von Rödl amp; Partner liegt der Ökostromanteil in Spanien bei 17,4 Prozent. Brüssel legt aber eine Quote von 20 Prozent fest. Sollte Spanien diese Quote bis 2020 nicht schaffen, drohen riesige Strafzahlungen an die EU. (Sven Ullrich)