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Photovoltaik: Marktaussichten 2018

„Das Preisniveau ist stark gesunken“

Herr Haug, mit welcher Marktentwicklung rechnen Sie in den kommenden Monaten in Deutschland – bleibt es bei der Verfehlen der ohnehin niedrigen Zubauziele oder wird der Zubau endlich Fahrt aufnehmen?

Sollten sich die Rahmenbedingungen nicht verbessern, gehen wir von einem moderaten Wachstum aus. Wir sehen eine deutliche Steigerung im Segment der Anlagen größer als 750 Kilowatt und auch eine weitere Steigerung bei privaten Hausanlagen. Die Zubauziele werden jedoch weiterhin unterschritten werden.

Welche Marktsegmente sehen Sie dabei als die vielversprechendsten an?

Spannend wird insbesondere das Segment Dachanlagen, da hier gerade in Zusammenhang mit dem Eigenverbrauch interessante Projekte umsetzbar sind.

Die Freiflächenanlagen sind entweder auf 750 Kilowatt begrenzt oder müssen in Ausschreibungen gehen. Haben Sie schon an Ausschreibungen teilgenommen?

Ja.

Welche Bedeutung haben dabei die aktuellen Ausschreibungsbedingungen auf die Entwicklung des Marktes in Deutschland?

Das Preisniveau ist stark gesunken, was der Hauptintention bei der Einführung der Ausschreibung grundsätzlich entspricht. Ein gutes Instrument zur besseren Verknüpfung von Erzeugung und Verbrauch ist die Ausschreibung allerdings nicht. Darüber hinaus verhindert der die maximale Anlagengröße von zehn Megawatt zum Teil eine noch bessere Preiseffizienz. Das insgesamt zu geringe Ausschreibungsvolumen gefährdet nicht nur die Erreichung der Klimaziele in Deutschland, sondern lässt die Bedeutung des deutschen Photovoltaikmarktes im internationalen Vergleich auch weiterhin schwinden.

Welche Vorschläge, Anregungen oder Forderungen haben Sie für ein neues Ausschreibungsdesign, um den Zubau zu beschleunigen?

Um die Klimaziele zu erreichen ist eine deutliche Anhebung des ausgeschriebenen Volumens notwendig. Wir sprechen uns außerdem für eine Erhöhung der maximalen Projektgröße von zehn Megawatt für Freiflächenanlagen sowie eine Ausweitung der Flächenkulisse aus. Gleichzeitig sollte der Zubaudeckel von 52 Gigawatt für Photovoltaikanlagen generell aufgehoben werden.

Die Hürden jenseits der Ausschreibungen für die Photovoltaik sind üppig. Welche Chancen sehen Sie, dass eine neue Bundesregierung den Zubau beschleunigt?

Mit einer sinnvollen Anpassung der politischen Rahmenbedingungen gibt es die Chance auf ein wachsendes Zubauvolumen in Deutschland. Wichtig ist die Schaffung eines positiven Regulierungsrahmens zur nachhaltigen Ermöglichung von direktem Grünstrombezug aus Erneuerbaren Energien inklusive Eigenverbrauch. Dabei ist unstrittig, dass eine gesicherte Netz- und Umlagenfinanzierung notwendig ist und entsprechend berücksichtigt werden muss. Eigenverbrauch und Stromspeicher verbunden mit den gesunkenen Komponentenkosten bieten eine Chance auf einen höheren Zubau bei Privathäusern sowie Gewerbe und Industrie.

Welche Themen werden in den kommenden Monaten für die Solarbranche an Bedeutung gewinnen?

Speicher und Eigenverbrauch. Die weiterhin sinkenden Kosten für Speicher führen zu einem stärkeren Einsatz nicht nur im Privathaus sondern auch im Gewerbe. Auch eine mögliche Besteuerung von CO2 könnte schon bei einer moderaten Verteuerung von fossilen Energien ein Signal setzen und für einen Wachstumsschub im Solarbereich sorgen. Wichtig ist, dass die laufende Neustrukturierung der Netznutzungsentgelte beiden Zielen gerecht wird. Sowohl den Eigenverbrauch weiter zu ermöglichen als auch das Sicherstellen einer nachhaltigen Netzfinanzierung.

Warum werden diese Themen in den nächsten Monaten wichtiger werden und wie wirken sie sich vor allem auf die Marktentwicklung in der Solarbranche aus?

Durch das Verfehlen der Klimaziele 2020 für das bisherige Umweltschutzvorreiterland Deutschland wird man sich in naher Zukunft Gedanken machen müssen, wie Klimaschutz in Deutschland aussehen soll. Durch die niedrigen Kosten der Photovoltaik, die Dezentralität von Photovoltaik und damit die Produktion am Ort des Verbrauchs rückt diese Technologie weiter in den Vordergrund.

Das Gespräch führte Sven Ullrich.

Lesen Sie dazu auch einen detaillierten Bericht über die Erwartungen der Branche für die kommenden Monate im aktuellen Heft von Erneuerbare Energien.