Die Zeit läuft: Bis zum 15. März können alle Akteure im Bereich der erneuerbaren Energien ihre Stellungnahmen zu den Marktanalysen des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) abgeben. Sie dienen als Grundlage der Ausschreibungsmodelle, die ab 2017 die Einspeisevergütung ablösen sollen.
Ziel der Marktanalysen ist nach Angaben des BMWi, die marktrelevanten Fakten zusammenzutragen, auf deren Grundlage über die Gestaltung des Ausschreibungsdesigns entschieden wird. Damit will die Behörde erreichen, dass sich die Regelungen der Ausschreibung an die bestehenden Märkte anpassen und das neue Vergütungssystem "tatsächlich zu einem kosteneffizienten und planbaren Zubau der erneuerbaren Energien führt". Denn die verschiedenen Sparten unterscheiden sich deutlich voneinander: Während die Windenergie auf See von wenigen Akteuren, langen Planungsphasen und hohen Investitionen geprägt ist, agieren in der Windenergie an Land viele unterschiedliche Player, die heftig um geeignete Flächen konkurrieren.
Die Ergebnisse in Kürze:
Wind an Land
- Um das Zubauziel des EEG 2014 von 2,5 Gigawatt (GW) pro Jahr (netto) zu erreichen, müssen laut Ministerium 3 bis5 GW pro Jahr neu errichtet werden - je nachdem, wie viele Altanlagen verschwinden. Derzeit seien hinreichend Flächen verfügbar, allerdings bestünde in Zukunft das Risiko der Flächenknappheit.
- Der Markt ist kleinteilig mit einer Vielzahl von Wettbewerbern; nur bei den überregionalen Projektentwicklern und Herstellern gebe es erhebliche Marktkonzentrationen.
- Der Anteil kleiner Windparks mit weniger als sechs Anlagen liegt bei mehr als 60 Prozent.
- Die Planungs- und Entwicklungsphase ist je nach Region sehr unterschiedlich, mit durchschnittlich fünf Jahren aber sehr lang.
Wind auf See
- Bis 2020 sollen 6,5 GW Windenergieanlagen auf See installiert werden. Bis 2030 sollen es dann 800 MW pro Jahr sein. Die bereits genehmigten Windparks reichen fast aus, um die Ziele bis 2025 zu erreichen, es gibt also kaum Potenzial für neue Akteure.
- Das Ministerium konstatiert bei Projektentwicklern und Betreibern eine zunehmende Marktkonzentration.
- Derzeit liegen Kosten des Planungs- und Genehmigungsverfahren pro Park um 20 Millionen Euro.
- Möglich sei laut Marktanalyse eine Kostendegression um 20 bis 40 Prozent bis 2020.
- Die Planungs- und Entwicklungszeiten seien mit vier bis fünf Jahren sehr lang.
Solare Strahlungsenergie (PV-Dachanlagen)
- Das EEG 2014 zielt auf einen jährlichen Zubau von 2,5 GW in Form von Anlagen zur Erzeugung von Strom aus solarer Strahlungsenergie. Der Anteil von Freiflächenanlagen liegt im Jahr 2017 bei 300 MW und kann danach neu bestimmt werden. Das verbleibende Potenzial für Dachanlagen ist sehr groß.
- Die Akteursvielfalt ist laut Marktanalyse hoch. Daraus ergibt sich eine gute Wettbewerbssituation. Die Eigenversorgung hat große Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit einer Anlage.
- Kleinanlagen unter 100 kW haben einen sehr hohen Marktanteil. Dachanlagen über 1 MW sind eher selten.
- Planungs- und Entwicklungszeiten sind kurz.
Biomasse
- Das Ziel des EEG 2014 ist es, jährlich bis zu 100 MW Anlagen zur Erzeugung von Strom aus Biomasse zu errichten. Hintergrund sind begrenzte Ressourcen insbesondere im Bereich der kostengünstigen Energieträger.
- Insgesamt ist die Vielfalt von Einsatzstoffen und Technologien sehr hoch. Entsprechend heterogen sind Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie Wettbewerbslage.
- Der Neubau liegt vor allem im Bereich der Anlagen deutlich unter 1 MW.
- Eine Besonderheit sind die schwankenden Rohstoffpreise, die einen hohen Betriebskostenanteil verursachen.
Wasserkraft
- Potenzial und Zubau sind eher gering, so dass das EEG 2014 keine eigenständigen Ziele für die Wasserkraft formuliert.
- Die EEG-Förderung hat in den vergangenen Jahren vor allem dazu gedient, die bestehenden Anlagen zu erhalten und zu modernisieren.
- Entsprechend sind Akteursvielfalt und Wettbewerb eher gering.
- Das Zubaupotenzial liegt vor allem im Bereich größerer Anlagen über 1 MW.
- Gleichzeitig sind die Planungs- und Entwicklungsphasen lang.
Geothermie
- Angesichts großer technischer Schwierigkeiten ist der Ausbau trotz eines hohen theoretischen Potenzials und vergleichsweise großzügiger Förderung gering. Entsprechend gibt es auch keine Ausbauziele für die Geothermie.
- Die Wettbewerbsintensität ist gering.
- Planungs- und Entwicklungszeiträume sind sehr lang.
Stellungnahmen zu den Marktanalysen
Die Marktanalysen bilden die Grundlage der weiteren Diskussion zum Ausschreibungsdesign, daher fordert das Ministerium alle Akteure jetzt auf, ihre Stellungsnahmen bis zum 15. März 2015 per Mail an das BMWi ausschreibung-eeg@bmwi.bund.de abzugeben. Sie sollen später im Internet veröffentlich werden. (Katharina Wolf)