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Großes Potenzial in Lateinamerika

Brasiliens Markt kommt in Schwung

Brasilien gilt in Lateinamerika neben Mexiko als der Markt mit dem größten Ausbaupotenzial für die Photovoltaik. Das zeigt auch die jüngste Veröffentlichung der Gebote für die Ausschreibung von Reserveenergieleistung, die Energieforschungsgesellschaft Empesa de Pesquisa Energética (EPE) gerade abgeschlossen hat. Die eingegangenen Gebote werden jetzt geprüft und die niedrigsten gebotenen Preise gewinnen. In dieser Ausschreibungsrunde hat die EPE, die für die Durchführung der Auktionen von Reserveenergieleistung zuständig ist, insgesamt 419 Photovoltaikprojekte mit einer Gesamtleistung von 13,388 Gigawatt registriert. Dazu kommen noch 841 Windenergieprojekte mit einer Gesamtleistung von 21,760 Gigawatt, die ebenfalls ins Rennen geschickt werden.

Der größte Teil der angebotenen Solarstromleistung soll in den bevölkerungsreichen Küstenregionen entstehen, wo auch die wirtschaftlichen Ballungszentren sind. In den dünn besiedelten westlichen Regionen sind keine Anlagen geplant.

Wind und Sonne unterstützen Wasserkraft

Die Ausschreibung von Reserveleistung ist eine gute Möglichkeit, den steigenden Strombedarf in Brasilien und die schwankende Stromproduktion aus Wasserkraft mit dem Ausbau von erneuerbaren Energien zu verbinden. Bisher dominiert die Wasserkraft mit einem Anteil von 66 Prozent den brasilianischen Strommarkt. Doch aufgrund der geringeren Produktion in den trockenen Montagen des Jahres brauchen die Versorgern entsprechende Reserven. Diese wurden bisher von fossil betrieben Kraftwerken, die einen Anteil von 29 im brasilianischen Strommarkt haben, und von Windkraftanlagen gestellt. Letztere tragen immerhin schon zu vier Prozent zur gesamten Stromerzeugung bei. Dazu kommt noch der Strom aus dem einzigen Kernkraftwerk des Landes, das mit einem Prozent zur brasilianischen Strommix beiträgt. Sie Solarenergie läuft bisher unter „Sonstige Energiequellen“, so gering sind die Installationszahlen.

Drei Gigawatt Solarparkleistung in der Entwicklung

Das wird sich aber schnell ändern. Denn schon in den Ausschreibungen für Reserveleistung im vergangenen Jahr haben Photovoltaikprojekte mit einer Gesamtleistung von 2,135 Gigawatt einen Zuschlag bekommen. Anlagen mit einer Gesamtleistung von 1,035 Gigawatt gehen bis spätestens August 2017 ans Netz. Die Siegerprojekte der zweiten Ausschreibung des vergangenen Jahres müssen bis spätestens November 2018 am Netz sein. Das ist noch einmal ein Zubau von 1,1 Gigawatt Solarstromleistung. Dazu kommen noch die restlichen Anlagen aus den Ausschreibungen der Jahre 2013 und 2014. Von den im Jahr 2013 versteigerten 122 Megawatt Photovoltaikleistung sind bisher nur elf Megawatt gebaut. Die Projektierer bezahlen derzeit Strafen für den nicht gelieferten Strom. Die 2014 versteigerte Solarstromleistung muss bis spätestens Oktober 2017 am Netz sein.

Riesige Projektpipeline aufgebaut

Aus den Volumina der vergangenen Ausschreibungen wird schon jetzt ersichtlich, dass nur ein Bruchteil der angemeldeten Projekte auch einen Stromliefervertrag bekommen. Die restlichen Projekte bleiben entsprechend weiter in der Pipeline und werden in den kommenden Ausschreibungen wieder ins Rennen gehen. Wie viel am Ende tatsächlich versteigert wird, steht noch nicht fest. Das Volumen wird noch errechnet und setzt sich zusammen aus den geschätzten Stromlieferungen eines Versorgers und der Einspeisung durch die Wasserkraftwerke.

Produktion in Brasilien lohnt sich

Insgesamt schätzt das Beratungsinstitut Vovendis den brasilianischen Markt auch für europäische Anbieter als erfolgversprechend ein. Die Auktionen untermauern, dass Brasilien einer der weltweit attraktivsten Märkte für die Branche sein wird. „Die hohen Anmeldezahlen sind als deutlicher Hinweis darauf zu werten, dass sich die Erfolgsgeschichte der Solarenergie in Brasilien mit großen Schritten fortschreibt“, betonen die Berater, die sich auf den Markt in dem südamerikanischen Land spezialisiert haben. „Sie sind ein wichtiges Signal für die Hersteller von Komponenten wie Solarmodulen, Wechselrichtern, Montagesystemen sowie weitere Zulieferer und Dienstleister, ein Engagement in Brasilien oder eine, aus verschiedenen Gründen vorteilhafte Vor-Ort-Produktion in Betracht zu ziehen.“ Eine Produktion in Brasilien aufzubauen, ist für die Komponentenhersteller wichtig, weil die brasilianische Regierung einen hohen Local-Content-Anteil verlangt, wenn die Anlagen eine Förderung bekommen sollen.

Eigenstromverbrauch nicht nur vor Ort

Zu dieser Förderung gehört auch das Net-Metering, das in Brasilien schon lange möglich ist. Im vergangenen Jahr hat die Regierung in Brasilia die Regelungen sogar noch erweitert. Grundsätzlich können Betreiber von Anlagen mit einer Gesamtleistung von fünf Megawatt – früher auf ein Megawatt begrenzt – ihren überschüssigen Strom ins Netz einspeisen. Sie bekommen eine entsprechende Gutschrift. Mit dieser können sie dann kostenlos Strom aus dem Netz beziehen. Das Stromnetz wird so zu einem Speicher für den selbst erzeugten Solarstrom. Für die Kunden interessant ist, dass diese den Strom nicht nur am Erzeugungsort verbrauchen müssen. Vielmehr können sie ihn auch an einem anderen Ort in Brasilien verbrauchen. Einzige Voraussetzung ist, dass sowohl der Ort der Stromerzeugung als auch den Verbrauchs im Netzgebiet des gleichen Versorgers liegt. Für Unternehmen ist dies trotzdem eine interessante Alternative, mit einer Solaranlage gleich mehrere Niederlassungen zu versorgen. Bisher waren diese Gutschriften für drei Jahr gültig. In Zukunft gelten sie für fünf Jahre, bevor sie verfallen. Neben den umfangreichen Net-Metering- Regelungen treiben auch die in Brasilien drastisch steigenden Strompreise den Markt für private und kommerzielle Dachanlagen. (Sven Ullrich)