Katharina Wolf
Die Zahlen sind ernüchternd: Frauen sind in Bürgerenergiegesellschaften deutlich unterrepräsentiert. Nur 29 Prozent der Mitglieder sind weiblich, sie halten 27 Prozent der Anteile. Noch niedriger liegen die Zahlen, wenn es um Führungspositionen geht: 19 Prozent der Geschäftsführer sind weiblich, 21 Prozent der Aufsichtsräte. Nur bei Vorstandsposten sind Frauen stärker vertreten: Hier stellen sie 35 Prozent. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie, in der die World Wind Energy Association (WWEA) gemeinsam mit dem Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW) die Frauen-Situation bei dezentralen Energie-Initiativen in Nordrhein-Westfalen untersucht.
Mangel an Zeit und Kapital bremsen Frauen
„Bürgerenergie leistet einen wichtigen Beitrag zur Akzeptanz“, sagte Claudia Gellert, stellvertretende Vorsitzende des LEE NRW. „Deshalb sollten auch alle gesellschaftlichen Gruppen einbezogen werden.“ Zwar habe sich der Frauenanteil in der Bürgerenergie von 20 Prozent gesteigert, aber „das in der Studie dokumentierte Plus ist aber noch deutlich steigerungsfähig.“
Wie die Studie zeigt, verhindern vor allem die Faktoren Zeit und verfügbares Kapital ein stärkeres Engagement von Frauen in der Bürgerenergie. Dazu passt, dass Frauen vor allem in kleinen Bürgerenergiegesellschaften mit weniger als 40 Mitgliedern, in denen viel Engagement gefordert ist und oft auch höhere Anteile gezeichnet werden müssen, mit 7 Prozent besonders schwach vertreten sind.
Weibliche Vorbilder als Türöffner
Um mehr Frauen für die Bürgerenergie zu gewinnen, könnten vor allem wahrnehmbare weibliche Vorbilder und eine Ansprache, die Frauen in ihrer tatsächlichen Lebenswelt abholt, vielversprechende Ansatzpunktesein, sagte Madeline Bode vom LEE. Bislang funktioniert die Ansprache vor allem über persönliche Ansprache und Mund-zu-Mund-Propaganda, so dass sie sich in geschlossenen männerdominierten Kreisen bewegt. Um mehr und jüngere Frauen anzusprechen, könnte Social Media ein wichtiger Kanal sein, wo schon jetzt viele Frauen mit Interesse an Klima- und Energiepolitik aktiv sind, so Bode.
Für die Studie, die einen Zwischenschritt darstellt, haben LEE NRW und WWEA Fragebogen von 29 Bürgerenergiegesellschaften und 347 Anteilseignern ausgewertet. In der zweiten Phase der sollen auf Basis der bisherigen Erkenntnisse Empfehlungen erarbeitet werdenn, wie mehr Frauen für Bürgerenergie-Initiativen gewonnen werden und wie Bürgerenergiegesellschaften genau das umsetzen können.
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