Steigende Kosten und sinkende Preise in der Branche belasten die Bilanzen bei Nordex stark: Das Ergebnis vor Steuern ging im ersten Halbjahr von 7,1 auf 1,6 Millionen zurück. „Der Preisdruck von Kundenseite ist sehr groß“, erklärt Unternehmenssprecher Ralf Peters. Anhaltende Verluste, bedingt durch „Kampfpreise“ in der Branche, hohe Personalkosten und enorme Kapitalanforderungen beim Bau von Offshore-Windparks, machen einen Umbau nötig, betont Vorstandschef Thomas Richterich. Trotz eines deutlichen Auftragswachstums von 59 Prozent will er jetzt Umstrukturierungen vornehmen und dadurch 50 Millionen Euro einsparen, um das Unternehmen wieder in die Gewinnzone zu bringen.
„Die Hälfte der Einsparungen betreffen betriebliche Aufwendungen und Erträge, also Kosten für Mieten, Versicherungen, Marketing, Reisekosten und ähnliches. Diese stiegen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 11,0 auf insgesamt 43,2 Millionen Euro. Die anderen 25 Millionen Euro müssen wir jetzt beim Personalaufwand einsparen“, erklärt Peters. Dieser hatte sich gegenüber dem ersten Halbjahr 2010 um zwölf Prozent erhöht: „Weil wir ein stärkeres Wachstum erwartet hatten, haben wir 2010 Personal eingestellt, um es rechtzeitig trainiert an Bord zu haben. In Zuge der Haushaltskrisen im Euro-Raum und in den USA haben wir unsere Wachstumserwartungen jedoch reduziert und sehen deshalb auch einen geringeren Personalbedarf für die kommenden Jahre“, sagt der Unternehmenssprecher.
Stellenabbau, Zusammenfassung von Geschäftsfeldern
Geplant ist ein Abbau von knapp 400 der insgesamt 2100 Arbeitsplätze an allen europäischen Standorten. Welche Stellen konkret wegfallen, soll bis September gemeinsam mit den Arbeitnehmergremien geklärt werden. „Wir sind offen für alle Vorschläge seitens der Arbeitnehmervertreter, denn wir würden den Personalabbau gern umgehen“, betont Peters. Bereits 2010 hatte das Unternehmen ein Programm zur Senkung der Produktionskosten durchgeführt, die mit 70 Prozent den Löwenanteil der Konzernausgaben ausmachen.
Zudem prüft Nordex jetzt Optionen, künftig einzelne Geschäftsfelder in Allianzen zu führen und dabei kapitalstarke Partner – zum Beispiel aus der Baubranche – mit ins Boot zu holen. Das betrifft etwa das China-Geschäft und den Offshore-Bereich. Dennoch will Richterich in diesem Jahr einen Umsatz von einer Milliarde erreichen und den Auftragseingang um die gleiche Summe steigern.
Die aktuellen Zahlen hätten trotz aller Spekulationen nichts mit dem angekündigten Rücktritt von Thomas Richterich im Juni des kommenden Jahres zu tun, versichert Peters.
(Regine Krüger)