Für die drei Projekte Karacabey, Aliaga und Teperes wird Nordex 14 Anlagen mit je 2,5 MW der weiterhin im Verkaufsportfolio geführten dritten von vier Anlagengenerationen liefern. Bestellt sind zwölf „Gamma“-Turbinen vom Typ N100 und zwei Starkwind-Turbinen der Serie N90. Außerdem ging eine Order für vier Anlagen des schon mehrjährigen Verkaufsschlagers N117 ein: Diese Schwachwindanlagen mit 2,4 MW und 117 Meter Rotordurchmesser liefert Nordex in die Schwachwindregion Izmir. Teilweise handelt es sich bei den Projekten um Erweiterungen bestehender Windparks.
Schon im Januar hatte das Unternehmen bekannt gegeben, dass es alleine im Dezember neue türkische Bestellungen zur Errichtung überwiegend noch im Jahr 2016 in einem Volumen von 100 MW eingesammelt hatte. Demnach wird es bald 28 Windturbinen der neuesten Anlagengeneration Delta vom Typ N117 mit 3,0 MW in der Türkei errichten sowie fünf „Delta“-Turbinen vom Starkwindtyp N100 mit 3,3 MW. Die „Delta“-Order hatte der Bestandskunde Bilgin Enerji eingereicht – die Anlagen sind hier ebenfalls für Windparkerweiterungen vorgesehen.
Einspeisevergütung bis zu elf US-Cent in ersten Betriebsjahren
„Wir sind seit mehreren Jahren in der Türkei die Top Drei“, sagte Mitte dieser Woche der Leiter bei Nordex für Repowering und Projekte, Günter Steininger, bei einem Vortrag zu wichtigen Auslandsmärkten auf einem Windenergieforum in Rostock. Nordex beschäftigt im Auslandsmarkt Türkei 150 Mitarbeiter. Dies belegt die hohe Bedeutung, die das Unternehmen dem noch in den vergangenen Jahren stark prosperierenden Land zuweist. Zwar böten die festen Einspeisevergütungen in der Türkei von bis zu elf US-amerikanischen Cent pro Kilowattstunde für zehn Betriebsjahre einen nur mäßigen Investorenanreiz, betonte Steininger. Denn ab dem elften Jahr müssten die Windstromerzeuger sich selbst mit neuen Verträgen um die Vermarktung des Windstroms kümmern. Doch ein bereits hoher und noch wachsender Energiebedarf im Land garantiere auch eine gute Nachfrage für Windstromdirektvermarktung.
Allerdings erreicht ein Betreiber nur dann die volle Vergütung von bis zu elf US-Cent, wenn die gekauften Windturbinen auch in der Türkei gefertigt wurden. Nordex fertigt mehrere Großkomponenten seiner Anlagen für den türkischen Markt deshalb in dem Land selbst – und bezieht die Rotorblätter von einem im Land angesiedelten Zulieferer.
Tatsächlich war die Türkei 2015 im europaweiten Vergleich der fünfgrößte nationale Windenergiemarkt mit binnen eines Jahres rund 960 MW neu ans Netz angeschlossener Leistung. Für Nordex wurde die Region an Europas Ostrand bei eigenen Installationen von 287,2 MW sogar die zweitwichtigste Absatzregion – nach Deutschland: Hier hatte Nordex 2015 als Unternehmensrekord 437,20 MW neu ans Netz gebracht. Stand Ende 2015 war türkeiweit jede vierte Windturbine eine von Nordex, bei einem Anlagenbestand des Landes von schon 4,7 GW. Nur Weltmarktführer Vestas lag mit einem Anteil von 25,64 Prozent noch um 1,6 Prozentpunkte vorn: Nordex und Enercon teilten sich Platz zwei und drei mit den fast gleichen Anteilen von 24,02 und 23,72 Prozent.
Nordex und Enercon mit den meisten Windparks im Bau
Gemessen an im Bau befindlichen Windparks deuten die Zahlen des türkischen Windenergieverbands sogar ein Vorrücken von Nordex hin zur Marktführung an: Türeb – gemäß internationaler Bezeichnung auch TWEA – bilanziert für Nordex 406,5 MW im Bau, knapp hinter 444,4 MW für Konkurrent Enercon. Der bisherige Marktführer Vestas errichtet laut Türeb-Daten hingegen vorerst 187,9 MW. Bei den Windparks im Bau fällt Vestas somit deutlich zurück. Zählt man die Windparks im Bau zu den bereits installierten Kapazitäten hinzu, kommen Enercon und Nordex im anhaltenden Kopf-an-Kopf-Rennen auf Anteile von 23,73 und 23,37 Prozent – mit einer Nasenlänge Vorsprung für Enercon. Vestas hingegen rutscht auf Rang Drei und 21,22 Prozent ab.
Der attraktive Markt führt zu einem zunehmend dichten Wettbewerberfeld. So lagen Ende 2015 die wichtigsten fünf Anlagenzulieferer mit ihren Anteilen an der insgesamt installierten Windkraft – inklusive GE und Siemens auf Rang 4 und 5 – noch gut 20 Prozentpunkte auseinander. Doch vor allem Siemens holt dank 348,8 MW im Bau deutlich auf, während GE immerhin an der Errichtung von 242,05 MW arbeitet. Windparks in Betrieb und Windparks im Bau zusammengerechnet beträgt die Differenz von Platz fünf auf Platz eins jetzt nur noch knapp 15 Prozentpunkte.
(Tilman Weber)