Die Stromgestehungskosten der erneuerbaren Energien sind inzwischen nicht nur niedriger als die Haushalts- und Gewerbestrompreise, sondern sie können es auch mit konventionellen Kraftwerken aufnehmen. Bis zum Jahr 2030 werden die Kosten für Strom aus Anlagen der erneuerbaren Energien unter denen fossiler Kraftwerke liegen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE). So liegen die Gestehungskosten für Strom aus einer Freiflächenanlage im sonnenreichen Süden der Bundesrepublik schon bei 7,8 Eurocent pro Kilowattstunde. Selbst kleine Photovoltaikdachanlagen in Norddeutschland erreichen Stromgestehungskosten von maximal 14,2 Eurocent pro Kilowattstunde. In guter Lage mit hoher Sonneneinstrahlung erreichen sie sogar Werte unter zehn Eurocent pro Kilowattstunde.
Kostensenkungspotenzial auf See
Noch niedriger sind die Stromgestehungskosten von Windenergieanlagen an Land. Die Windanlagen produzieren an sehr guten Standorten mit 4,5 bis 10,7 Eurocent pro Kilowattstunde Strom zu geringeren Kosten als Steinkohle- oder Gas- und Dampfkraftwerke. Dagegen verzeichnen Offshore-Windenergieanlagen trotz höherer Volllaststundenzahl mit 11,9 bis 19,4 Eurocent pro Kilowattstunde deutlich höhere Stromgestehungskosten. Allerdings besteht bei der Offshore-Technologie noch erhebliches Potenzial, die Kosten zu senken, während dieses bei Onshore-Windenergieanlagen nahezu ausgereizt ist. Biogasanlagen kommen abhängig von Auslastung und Brennstoffart auf 13,5 bis 21,5 Eurocent pro Kilowattstunde.
Volllaststunden der konventionellen Kraftwerke sinken
Als Referenzwerte ziehen die Wissenschaftler des Fraunhofer ISE die Stromgestehungskosten von neuen konventionellen Braunkohle-, Steinkohle- und Erdgaskraftwerken heran. Die Freiburger Forscher errechnen, dass Braunkohlekraftwerke ihren Strom für aktuell zwischen 3,8 und 5,3 Eurocent pro Kilowattstunde produzieren. Bei Steinkohlekraftwerken liegen die Stromgestehungskosten mit 6,3 bis acht Eurocent auf dem Niveau der Solarparks an guten Standorten. Strom aus Erdgaskraftwerken ist mit bis zu 9,8 Eurocent pro Kilowattstunde die teuerste Art, mit fossilen Brennstoffen Energie zu erzeugen. „Entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit von erneuerbaren und konventionellen Energien sind aber nicht die Herstellungskosten allein, sondern auch vor- und nachgelagerte Kosten“, erklärt Christoph Kost, Projektleiter am Fraunhofer ISE, die Entscheidung, den Vergleich mit neuen konventionellen Kraftwerken anzustellen. „Natürliche Rahmenbedingungen wie Sonneneinstrahlung und Windangebot, Finanzierungskosten und Risikoaufschläge für neue Kraftwerke haben erheblichen Einfluss auf die Ergebnisse. Nur mit ihrer Berücksichtigung können wir die Stromgestehungskosten einzelner Technologien wirklich miteinander vergleichen und die Konkurrenzfähigkeit der erneuerbaren Energien überzeugend veranschaulichen.“ Die Volllaststunden von konventionellen Kraftwerken sind dabei entsprechend den Zielen für erneuerbare Energien mit einer sinkenden Tendenz in die Berechnung der Stromgestehungskosten eingegangen.
Solarstromanlagen werden immer billiger
Die Freiburger Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Gestehungskosten für regenerativen Strom noch weiter sinken. So werden die Preise für Solarstrom bis zum Ende des kommenden Jahrzehnts auf 5,5 bis 9,4 Eurocent sinken. Die Forscher ermitteln außerdem weiter steigende Kosten für Braunkohlestrom auf sechs bis acht Eurocent pro Kilowattstunde und für Strom aus Steinkohlekraftwerken auf acht bis elf Eurocent pro Kilowattstunde. Gaskraftwerke werden am Ende des kommenden Jahrzehnts ihren Strom für neun bis zwölf Eurocent pro Kilowattstunde produzieren. Damit kann Solarstrom selbst aus kleinen Dachanlagen mit Strom aus fossil betriebenen Kraftwerken konkurrieren. Selbst mit Strom aus Windkraftanlagen an Land können es diese Anlagen im Preis aufnehmen. Denn die Kosten für Onshore-Windkraft werden in diesen Jahren kaum weiter sinken. Die Photovoltaikanlagen hingegen werden 2030 etwa 570 bis 1020 Euro pro Kilowatt Leistung kosten. Aber die Onshore-Windkraftanlagen werden aufgrund der sinkenden Vollaststunden der konventionellen Kraftwerke und steigender Preise für die Kohledioxidzertifikate schon 2020 ihren Strom billiger produzieren als Braunkohle-, Steinkohle- und Erdgaskraftwerke. Insgesamt werden die Stromgestehungskosten von Onshore-Windkraft und Photovoltaik im Jahr 2030 etwa gleich sein und deutlich unter zehn Eurocent pro Kilowattstunde liegen. „Das Rennen um die Kostenführerschaft werden diese beiden Technologien damit klar gewinnen“, resümieren die Forscher des Fraunhofer ISE. „Offshore-Windanlagen haben zwar höhere Kosten, aber gleichzeitig den Vorteil höherer Vollaststunden. Den höheren Kosten bei Biomasseanlagen steht ihre Regelbarkeit gegenüber.“ (Sven Ullrich)