Das privatwirtschaftliche polnische Energieunternehmen Polenergia sowie Norwegens Ölkonzern Equinor, die gemeinsame die beiden Projekte entwickeln, bestimmten Windturbinenhersteller Siemens Gamesa durch die Vorauswahl des Turbinenmodell zum bevorzugten Lieferanten. Die auf 14 Megawatt (MW) Nennleistung konzipierte Maschine mit 236 Meter Rotordurchmesser soll in beiden 720-MW-Projekten zum Einsatz kommen. Sie ist die künftig leistungsstärkste und größte Anlage im Portfolio des deutsch-dänisch-spanischen Windturbinenherstellers Siemens Gamesa. Uns sie kann durch eine sogenannte Power-Boost-Funktion abhängig vom Standort auch mit 15 MW erzeugen.
Während Siemens Gamesa noch die letzten Entwicklungsarbeiten an dem Modell vorantreibt, sieht die weitere Planung die Errichtung des Prototyps noch in diesem Jahr vor. Ab 2024 soll SG 14-236 DD für kommerzielle Bestellungen verfügbar sein. Auch die endgültige Investitionsentscheidung für die beiden polnischen Ostseewindparks Bałtyk II und III ist für 2024 vorgesehen. Aus dem Doppelwindpark soll ab 2027 der erste Strom ins Netz fließen.
SG 14-236 gilt als Fortentwicklung des erst kürzlich als Prototyp installierten 14-MW-Modells von Siemens Gamesa mit 222 Meter Rotordurchmesser. Die Testanlage der SG 14-222 DD am Standort Østerild hatte im Dezember die ersten Kilowattstunden erzeugt. Im Mai 2020 hatte der Hersteller die Variante mit dem 222-Meter-Rotor vorgestellt. Nachdem allerdings Hauptwettbewerber Vestas schon im Februar 2021, vor genau einem Jahr also, die Entwicklung einer 15-MW-Anlage mit 236 Meter Rotordurchmesser angekündigt und im Oktober 2021 deren Prototyperrichtung für die zweite Jahreshälfte 2022 versprochen hatte, zog Siemens Gamesa mit dem Versprechen einer Rotorvergrößerung auf dasselbe Maß im November nach.
Für zusätzlichen Wettbewerbsdruck hatte wenige Monate zuvor auch der chinesische Hersteller Ming Yang gesorgt. Das Unternehmen kündigte im August 2021 eine Anlage mit 16 MW und 242 Meter Rotordurchmesser an. Dessen Protoyperrichtung ist zwar erst für 2023 geplant, allerdings wollen auch die Chinesen ab 2024 die kommerzielle Fabrikherstellung der Anlagen starten. Während die Ming-Yang-Anlage wie die Vestas-Turbine auf ein Kompaktgetriebedesign mit mittelschnell rotierendem Generator setzen, das Ming-Yang-Modell zudem auf eine Technologie aus dem Deisgn des deutschen Ingenieurdienstleistungsunternehmens Aerodyn zurückgeht, ist die Siemens-Gamesa-Anlage wie alle neuen Offshore-Modelle des Unternehmens ein getriebeloser Windturbinentyp.
Der neuerlichen Blattverlängerung rechnet Siemens Gamesa eine Erhöhung der Jahreserzeugung um noch einmal fünf Prozentpunkte im Vergleich zum Modell mit 222 Meter Rotordurchmesser zu. Im Vergleich zum Elf-MW-Vorgängermodell SG 11-200 erhöht sich die durchschnittlich zu erwartende Jahresstromproduktion nach Unternehmensangaben um 30 Prozent, während das 222-Meter-Modell der 14-MW-Anlage ein Plus von 25 Prozent versprochen hatte. Im November hatte bereits der Energiekonzern Vattenfall den neuen größten Anlagentyp von Siemens Gamesa für die britischen 1,8-Gigawatt-Projekte Norfolk Boreas und Norfolk Vanguard vorausgewählt.
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