Für die deutsche Photovoltaikbranche liefen die Geschäft in der ersten Hälfte dieses Jahres schlecht. Der Markt ist regelrecht zusammengebrochen. In den Monaten Januar bis Juni gingen 38.879 Solarstromanlagen mit einer Gesamtleistung von gut einem Gigawatt neu ans Netz. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren 65.827 Neuanlagen mit einer Gesamtleistung von nahezu 1,8 Gigawatt. Insgesamt ging der Markt um 43,5 Prozent zurück.
Unsichere Rahmenbedingungen halten Investoren ab
Der Grund für den Marktzusammenbruch sind die unsicheren Rahmenbedingungen. Die Neuistallationen erreichten in keinem Monate dieses Jahres den Wert des Vorjahres. Vor allem im Februar, als die Debatte um die Reform des EEG begann, war der Marktzusammenbruch am deutlichsten zu spüren. Vor allem die gewerblichen Investoren hielten sich zurück. Die Aussicht, dass sie voraussichtlich für selbst verbrauchten Solarstrom einen Teil der EEG-Umlage bezahlen müssen, hielt sie von Installationen ab. Das zeigt sich vor allem in der durchschnittlichen Anlagengröße, die im ersten Halbjahr 2014 geringer ist als im Vorjahreszeitraum. Diese lag in den ersten sechs Monaten dieses Jahres bei 26 Megawatt, während sie im ersten Halbjahr 2013 noch bei gut 27 Megawatt lag.
Ausbauziele kaum noch zu schaffen
Sollte der Zubau in diesem Tempo weitergehen, wird er den von der Bundesregierung vorgesehenen Korridor von 2,4 bis 2,6 Gigawatt pro Jahr verfehlen. Abzuwarten bleibt noch, ob es im Juli noch zu einer Rallye kommt, bevor am 1. August das neue EEG in Kraft tritt. Es ist die letzte Chance für die mittelständischen Unternehmen, Anlagen zu bauen, ohne auf den selbst verbrauchten Solarstrom eine Sonnensteuer von zunächst 30 Prozent der EEG-Umlage bezahlen zu müssen. Geht die Anlage nach dem 1. August in Betrieb, werden fast 1,9 Cent pro Kilowattstunde Eigenverbrauch fällig. Die Höhe der Abgabe steigt dann zum Jahreswechsel 2015/2016 auf 35 Prozent. Das gilt auch für Anlage, die vorher installiert wurden. Zum 1. Januar 2017 steigt die Sonnensteuer für alle Anlagen, die nach dem 1. August dieses Jahres gebaut wurden, auf 40 Prozent der dann aktuellen EEG-Umlage.
Neue Regeln treten in Kraft
Mit Inkrafttreten des neuen EEG kommen auch die neuen Regelungen zur Marktintegration und zur Berechnung der Einspeisevergütung zur Anwendung. Zunächst liegen die Vergütungssätze für Anlagen mit einer Leistung bis zehn Kilowatt bei 12,75 Cent pro Kilowattstunde. Da die Baisisdegression von einem auf 0,5 Prozent pro Monat gesenkt wurde, sinkt die Einspeisevergütung für Anlagen, die ab 1. September dieses Jahres in Betrieb gehen auf 12,69 Cent pro Kilowattstunde. Für Dachanlagen mit einer Leistung bis 40 Kilowatt beträgt die Einspeisevergütung ab 1. August 12,4 Cent pro Kilowattstunde und sinkt ab 1. September auf 12,34 Cent pro Kilowattstunde. Betreiber von Dachanlagen mit einer Leistung bis 500 Kilowatt, die ab 1. August in Betrieb gehen, bekommen für jede eingespeiste Kilowattstunde 11,09 Cent. Geht die Anlage nach dem 1. September in Betrieb sinkt die Einspeisevergütung auf 11,03 Cent pro Kilowattstunde. Für Strom aus Freiflächenanlagen mit einer Leistung von bis zu 500 Kilowatt zahlen die Übertragungsnetzbetreiber ab 1. August noch 8,83 Cent pro Kilowattstunde. Ab 1. September sinkt dieser Tarif auf 8,79 Cent pro Kilowattstunde. Ist die Anlagenleistung größer als 500 Kilowatt tritt die verpflichtende Direktvermarktung in Kraft. Das Marktprämienmodell sieht vor, dass die Markterlöse zusammen mit einer Marktprämie zusammen die eigentliche Einspeisevergütung ersetzen. Dazu gibt es noch einen Bonus, der die Kosten für die Direktvermarktung ausgleichen soll. Damit liegt die Obergrenze der Markterlöse für Strom aus Freiflächenanlagen mit einer Leistung von bis zu zehn Megawatt bei 9,23 Cent pro Kilowattstunde. Betreiber von Dachanlagen mit einer Leistung von mehr als 40 Kilowatt bis zu einem Megawatt können für ihren Strom am Markt maximal 11,49 Cent pro Kilowattstunde erlösen. Hat die Anlage eine Leistung zwischen zehn und 40 Kilowatt, gibt es 12,8 Cent pro Kilowattstunde. Betreiber von Dachanlagen mit einer Leistung von bis zu zehn Kilowatt, die an der Direktvermarktung teilnehmen, obwohl sie da nicht müssten, können maximal 13,15 Cent pro Kilowattstunde erlösen. Diese Tarife sinken ab 1. September – wie die Einspeisevergütung – um 0,5 Cent pro Kilowattstunde.
Ein schwacher Trost
Sollte der Zubau in den kommenden Monaten weiterhin so schwach sein, wird er am Ende dieses Jahres voraussichtlich nur gut zwei Gigawatt erreichen. Damit sinken die Einspeisevergütung und die Marktprämie langsamer. Das ist für die Branche ein schwacher Trost. Denn schließlich war ihr Ziel, sich vom Tropf der Förderung durch das EEG abzunabeln und auf eigenen Füßen zu stehen. Mit dem neuen EEG wird das eher unwahrscheinlicher. (Sven Ullrich)