Der Zubau von Photovoltaikanlagen in den USA brummt weiter. Im ersten Halbjahr 2017 haben die Installateure in den Vereinigten Staaten 4,75 Gigawatt neue Solarstromleistung errichtet. Allein im zweiten Quartal dieses Jahres gingen Photovoltaikgeneratoren mit einer Gesamtleistung von 2,387 Gigawatt neu ans Netz. Das sind mehr als acht Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Diese Zahlen haben gerade die Marktanalysten von GTM Research und die Branchenverterter der Solar Energy Industries Association (SEIA) veröffentlicht.
Allerdings wäre noch mehr drin. Denn immer noch ist der Wind rau, der der Solarbranche in den USA aus dem Oval Office in Washington D.C. entgegenschlägt. Dort sitzt Präsident Donald Trump und schwadroniert über eine Renaissance von Kohle, Erdöl und Erdgas. Zudem schwächeln ausgerechnet die bisherigen Hauptmärkte, vor allem Kalifornien. Dort tun sich die Systemanbieter derzeit vor allem beim Verkauf von Anlagen für private Einfamilienhäuser schwerer als in den vorhergehenden Jahren. Im Nordosten des Landes haben die großen Systemanbieter eine Marktlücke hinterlassen, nachdem sie sich weitestgehend aus dieser Region zurückgezogen haben, die bisher noch niemand gefüllt hat. Dies hat natürlich Auswirkungen auf den Zubau.
Hoffnung für das zweite Halbjahr
Trotz der Widrigkeiten sind die jetzt veröffentlichten Zubauzahlen üppig. Der Markt wächst – zwar langsamer als notwendig, aber er wächst. Die im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gesunkenen Absätze von kleinen privaten Dachanlagen konnte die Industrie im Segment der größeren Anlagen ausgleichen. Vor allem der Zubau von gewerblichen Solaranlagen hat erklecklich zugelegt und auch der Bau von großen Solarparks geht munter weiter. Zudem hatte die Solarindustrie immer ein schwaches erstes Halbjahr zu überstehen, bevor der Ausbau im zweiten Halbjahr eines jeden Jahres teilweise sprunghaft zugelegt hat. Die höchsten Zubauzahlen verzeichnete die Branche in den Vereinigten Staaten vor allem im vierten Quartal. So sieht zumindest die Erfahrung aus den vergangenen fünf Jahren aus.
Das lässt auch für dieses Jahr auf einen starken Zubau hoffen, der den im vergangenen Jahr noch übertrifft. Immerhin werden die Solaranlagen preiswerter, was den Ausbau beflügeln kann. Das Energieministerium (Departement of Energy – DOE) hat sich die Preisentwicklung genauer angeschaut und festgestellt, dass die Kosten für große Solarparks mit einer Leistung von mehr als zwei Megawatt im ersten Quartal dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um mehr als ein Viertel gesunken sind. Einen entsprechenden Report hat das National Renewable Energy Laboratory (NREL) veröffentlicht.
Preisrutsch bei Solarparks
So mussten die Investoren für einen Solarpark in den ersten drei Monaten des vergangenen Jahres noch 1,45 Dollar pro Watt installierter Leistung bezahlen. Inzwischen sind die Preise für solche Anlagen auf 1,03 Dollar pro Watt gesunken – 29 Prozent weniger als noch ein Jahr zuvor. Das liegt vor allem an den drastisch gesunkenen Preisen für Module und Wechselrichter. Aber auch die gestiegene Moduleffizienz lässt die Kosten pro installierter Leistung purzeln. Auch die Kosten für die Komponenten jenseits der Module, die sogenannten Balance of System (BOS), sind in diesem Segment weiter zurückgegangen. Vor allem die immer besser werdenden Montagesysteme machen es zudem möglich, dass weniger Arbeiter die Anlagen errichten. Jedoch sind die Arbeitskosten gleich geblieben, weil die Löhne gestiegen sind.
Auch im Segment der kommerziellen Anlagen sind die Preise weiter zurückgegangen, allerdings nicht so stark wie die der großen Solarparks. In dieses Segment fallen Dach- und Freiflächenanlagen mit einer Leistung zwischen zehn Kilowatt und zwei Megawatt. Schon allein diese Spanne birgt einige Unsicherheiten. Die geringeren Modul- und Wechselrichterpreise wirken sich bei einem großen Projekt mit einem oder zwei Megawatt Leistung stärker aus als wenn der Installateur eine kleine Anlage auf das Dach eines kleinen Gewerbebetriebs baut. Dort wiederum fallen die höheren Arbeitskosten aufgrund der gestiegenen Löhne stärker ins Gewicht. Zudem fallen für solche Anlagen inzwischen Höhere Kosten für die Genehmigung und den Netzanschluss an. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass die Preise für die Anlagen in diesem Segment von 2.17 auf 1,85 Dollar gefallen sind – ein Rückgang um fast 15 Prozent.
Kosten für Kleinanlagen sinken nur langsam
Die kleinen privaten Dachanlagen sind hingegen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum im ersten Quartal dieses Jahres nur um sechs Prozent billiger geworden. Mussten die Hauseigentümer für die Generatoren mit einer Leistung zwischen drei und zehn Kilowatt in den ersten drei Monaten des vergangenen Jahres noch 2,98 Dollar bezahlen, kosteten solche Anlagen im gleichen Zeitraum dieses Jahres nur noch 2,80 Dollar.
Natürlich wirken sich hier die sinkenden Modul- und BOS-Preise am geringsten aus, während die gestiegenen Löhne für die Handwerker stärker zu Buche schlagen. Zudem wird die Anlagenkonfiguration immer ausgefeilter – nicht nur um den Ertrag oder den Eigenverbrauchsanteil zu erhöhen, sondern auch um sie schneller abregeln zu können. Das kostet Geld. Sowohl zusätzliche elektrische Komponenten verteuern die Anlagen. Aber die Hauseigentümer wollen auch immer öfter moderne Wechselrichter eingebaut sehen, was die grundsätzlich sinkenden Kosten für die Leistungselektronik teilweise wieder auffrisst. Zudem müssen die Systemanbieter und Installateure höhere Kosten für die gesamte Lieferkette einpreisen.
Sunshot-Ziele sind teilweise schon erreicht
Insgesamt sehen die Experten vom NREL die Preisentwicklung in den USA auf einem guten Weg. Die Sunshot-Initiative, ein Unterstützungsprogramm des DOE für den Ausbau und die Kostenreduktion der Solarenergie in den USA, hatte schon im Jahr 2011 Ziele für die Solarstromkosten festgesetzt. So soll im Jahr 2020 eine Kilowattstunde Strom aus einem Solarpark nicht mehr als sechs Dollarcent kosten. Dieses Ziel hat die Branche schon drei Jahre vorher erreicht, inzwischen auch ohne Unterstützung. Dieses Segment bewegt sich preislich mit großen Schritten auf das Ziel für 2030 zu. Dann soll der Strom aus Solarparks nur noch drei Cent pro Kilowattstunde kosten.
Gestehungskosten aus Dachanlagen auf gutem Weg
Auch in den anderen Segmenten ist die Solarindustrie auf einem guten Weg. Sieben Cent pro Kilowattstunde ist das Ziel für 2020. Die Produktionskosten liegen derzeit bei etwa acht bis zwölf Cent pro Kilowattstunde, abhängig vom Standort der Anlage und der dort herrschenden Sonneneinstrahlung. Preist man hingegen die Unterstützung auf der Basis von Steuervergünstigungen in die Rechnung mit ein, liegen die Stromgestehungskosten in diesem Segment bei etwa fünf Cent pro Kilowattstunde. Damit ist das Ziel von vier Cent pro Kilowattstunde, das für 2030 anvisiert wird, nicht mehr weit.
Für den Solarstroms aus kleinen privaten Dachanlagen sieht das Sunshot-Ziel für 2020 einen Preis von neun Cent pro Kilowattstunden vor. Derzeit liegen die Gestehungskosten zwischen 13 und 16 Cent pro Kilowattstunde. Aufgrund der Steuervergünstigungen, die die Anlagenbetreiber bekommen, sinkt dieser Preis auf acht bis elf Cent pro Kilowattstunde. Um das Ziel von fünf Cent pro Kilowattstunde im Jahr 2030 zu erreichen, muss der Zubau in diesem Segment allerdings noch kräftig zulegen. (Sven Ullrich)