Die Photovoltaikbranche in Deutschland kann trotz heftiger Auseinandersetzungen um die Kürzung der Einspeisevergütung auf ein erfolgreiches Jahr 2012 zurückblicken. Immerhin nahm die Stromerzeugung aus Photovoltaikanlagen nach Schätzungen des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW-Solar) um 45 Prozent im Vergleich zu 2011 zu. Insgesamt erzeugten die etwa 1,3 Millionen Solarstromanlagen auf deutschen Dächern, Wiesen und Feldern 28 Milliarden Kilowattstunden sauberen Strom. Das entspricht dem durchschnittlichen Jahresstromverbrauch von etwa acht Millionen Haushalten. Ein Jahr zuvor waren es noch 19,3 Milliarden Kilowattstunden. Das ist der durchschnittliche Jahresverbrauch von 5,5 Millionen Haushalten.
Rekordzubau noch möglich
„Deutschland erntet jetzt die Früchte seiner Anstrengungen bei der Solartechnik“, kommentiert Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW-Solar, das Ergebnis. „Ihr Anteil an der Stromversorgung hat sich in nur drei Jahren vervierfacht.“ Derzeit tragen die Photovoltaikanlagen in Deutschland zu etwa fünf Prozent der gesamten Bruttostromerzeugung bei. Wie hoch der gesamte Zubau im letzten Jahr war, ist noch nicht abschließend bekannt. Die Bundesnetzagentur hat im November Solarstromanlagen mit einer Gesamtleistung von 435,275 Megawatt registriert. Damit sind bis dahin neue Anlagen mit einer Gesamtleistung von 7,274 Gigawatt ans Netz gegangen. Sollte sich der Zubau auch im Dezember mindestens in diesem Rahmen bewegen, wäre mit über 7,6 Gigawatt ein neuer Rekord erreicht.
Photovoltaik bleibt bei den Bürgern beliebt
Trotz dieser hohen Zubauraten bleibt die Photovoltaik des Deutschen beliebteste Form der Stromerzeugung. Das geht aus einer Umfrage von TNS Infratest im Auftrag der Agentur für Erneuerbare Energien hervor. So finden 77 Prozent der Befragten die Stromerzeugung aus Solaranlagen in der unmittelbaren Nachbarschaft gut oder sogar sehr gut. Dieser Anteil steigt auf 84 Prozent, wenn die Befragten bereits Erfahrungen mit Solaranlagen in der Nachbarschaft haben. Damit liegt die Photovoltaik vor der Windenergie, die sich bei 61 Prozent der Befragten großer Beliebtheit erfreut. Biomasseanlagen hingegen haben ein deutliches Akzeptanzproblem. Nur 36 Prozent der Umfrageteilnehmer finden eine solche Anlage in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft gut oder sehr gut. Mit Vorerfahrungen steigt dieser Wert auf immerhin 54 Prozent. Gas-, Kohle und vor allem Atomkraftwerke werden von den Bürgern immer weniger in ihrer Nachbarschaft akzeptiert.
Schwieriges Jahr 2013
Für den deutschen Markt sehen die Branchenvertreter ein schwieriges Jahr auf sich zukommen. Denn der Trend geht weg von Großanlagen, was sich bereits in den letzten drei Monaten des vergangenen Jahres abzeichnete, und hin zur kleinen Auf- oder Indachanlage zum Eigenverbrauch. Das wird noch weiter angetrieben von steigenden Strompreisen. Immerhin ist der Strom aus der eigenen Solaranlage inzwischen mit 15 bis 17 Cent pro Kilowattstunde billiger als der der Energieversorger, die derzeit durchschnittlich 25 Cent pro Kilowattstunde in Rechnung stellen. Entsprechend sieht die Branche auch einen neuen Trend in diesem Jahr auf sich zukommen: Stromspeicher. „Wir erwarten den verstärkten Einsatz von Batteriespeichern und modernen Energiemanagementsystemen“, erklärt Carsten Körnig. „Der absolute Trend 2013 ist der eigene Stromspeicher, mit dem sich Solarenergie zeitversetzt nutzen und die Abhängigkeit vom Stromversorger weiter reduzieren lässt.“
Wie die Branche die Aussichten für 2013 bewertet, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von Erneuerbare Energien. (Sven Ullrich)