Noch vor der Sommerpause hatte die Bundesregierung ursprünglich einen Gesetzentwurf zur Haftungsfrage vorlegen wollen: Darin soll geklärt werden, wer bei verspäteten Anschlüssen oder Netzausfällen für den finanziellen Schaden einzutreten hat (7. Juni). Doch bislang wartet die Branche vergeblich. „Wir brauchen jetzt dringend stabile politische Rahmenbedingungen“, betonte Ronny Meyer, Geschäftsführer der Windenergie-Agentur WAB, in seiner Begrüßung. Das deutsche Offshore-Windenergienetzwerk WAB ist über die Beteiligung an der Messegesellschaft Mitveranstalter der Messe.
Meyer warnte, ohne diese schnelle Einführung stabiler Rahmenbedinungen bestehe die Gefahr, dass sich die schon eingetretene Auftragsdelle in der Offshore-Industrie zu einem großen Auftragsloch ausweite. Die Regierung habe zugesagt, schnell zu handeln: Das müsse sie nun auch einhalten. „Angriffe auf das Erneuerbare-Energien-Gesetz, wie sie zuletzt aus Berlin zu hören waren, helfen da nicht weiter“, so Meyer. Die Politik sei letztlich auf die Branche angewiesen, denn ohne Offshore-Wind sei die Energiewende nicht zu machen.
Energiewende braucht einen Koordinator
Er gehe inzwischen nicht mehr davon aus, dass es tatsächlich vor der Sommerpause einen entsprechenden Gesetzentwurf geben werde, sagte Jens Eckhoff, Geschäftsführer der veranstaltenden Offshore Wind Messe- und Veranstaltungs GmbH, im Gespräch mit ERNEUERBARE ENERGIEN. „Ich hoffe nur, dass dadurch keine Panik ausbricht, denn eins ist klar: Es wird keine weiteren Investitionsentscheidungen geben, so lange diese Frage nicht geklärt ist.“
Sofern das angekündigte Gesetz noch in diesem Jahr verabschiedet werde, könne man hoffen, dass sich die Auftragsdelle nicht weiter auswachsen werde. „Alles andere wäre schwach für eine Industrienation wie Deutschland.“ Eckhoff wiederholte in diesem Zusammenhang noch einmal die Forderung nach einem Koordinator für die Energiewende, da „ein solches Mammutprojekt“ eine vernünftige Koordination brauche. Darüber hinaus müssten Finanzierungsinstrumente für den nötigen Ausbau der Häfen und für den Bau von Spezialschiffen geschaffen werden.
In Schottland herrscht beim Netzanschluss Wettbewerb
Neben den unterschiedlichen Unternehmen der Offshore-Branche präsentieren sich auf der Messe auch die Länder Norwegen und Schottland mit eigenen Ständen. Gerade in Schottland herrscht beim Netzanschluss anders als in Deutschland Wettbewerb, den der britische Landesteil mit Ausschreibungen fördert, die wiederum Druck auf die Netzfirmen ausüben. Die „Windforce“ ist noch bis zum 29. Juni in den Bremer Messehallen geöffnet – am letzten Messetag auch für die Öffentlichkeit. Der internationale Branchengipfel ist aus der bislang in Bremerhaven veranstalteten Konferenz „Windstärke – Kurs Offshore“ hervorgegangen, die in diesem Jahr erstmals im Rahmen der neuen Messer stattfindet. Am 27. und am 28. Juni werden internationale Experten in fast 50 Vorträgen über die Themen sprechen, die die Branche derzeit am meisten beschäftigen: Dabei geht es auch etwa um Maßnahmen zum Schallschutz beim Bau von Offshore-Windparks oder um Versicherungsfragen.
(Anne-Katrin Wehrmann)