Die RAG – einst als Ruhrkohle AG einer der größten Arbeitgeber in Nordrhein-Westfalen – baut ihre erste Solaranlage auf einem ehemaligen Bergbaugebiet. In Gestalt der Montan Solar GmbH wird sie auf dem Dach einer Kohlenmischhalle des ehemaligen Bergwerks Lohberg in Dinslaken einen Solargenerator mit einer Leistung von 1.812,6 Kilowatt errichten. Damit weitet das Unternehmen Montan Solar, an dem neben der RAG auch der Projektierer Wirsol aus dem badischen Waghäusel beteiligt ist, seine Aktivitäten auf Nordrhein-Westfalen aus.
Schließlich ist es nicht der erste Solargenerator, der auf einem ehemaligen Kohlebergbaugelände entsteht. Schon mehrere solcher Projekte hat das Unternehmen im Saarland realisiert. Diese allerdings alle als Solarparks auf einer Konversionsfläche und nicht wie jetzt in Dinslaken als Dachanlage.
Besondere Ästhetik erhalten
Insgesamt 11.500 Quadratmeter Dachfläche werden die Monteure von Wirsol im Auftrag der Montan Solar mit 6.840 Modulen belegen. Diese werden, wenn der Generator einmal steht, jedes Jahr etwa 1.518 Megawattstunden sauberen Solarstrom produzieren. „Wenn alles planmäßig verläuft, können wir noch im Juni mit der Errichtung der Anlage beginnen“, erklärt Michael Pietsch, Geschäftsführer der Montan Solar. Doch bevor die Installateure auch nur ein Modul auf das Dach installieren können, muss die Holztragkonstruktion des Daches gründlich saniert und geschützt werden. Er dann ist das Dach fit für das neue Nutzungskonzept. Dabei solle die besondere Ästhetik dieses einzigartigen 210 Meter langen, 65 Meter breiten und 35 Meter hohen Industriedenkmals bewahrt werden, betonen die beteiligten Projektpartner. Dazu soll unter anderem die charakteristische Dacheindeckung mit Wellfaserzementplatten erhalten bleiben.
Städtebau, Wohnen und Energie miteinander verbinden
Mit dem neuen Nutzungskonzept will die Stadt Dinslaken einen großen Schritt in Richtung Strukturwandel machen. Denn insgesamt soll auf dem Gelände des ehemaligen Bergwerks Lohberg ein acht Hektar großes Wohngebiet entstehen. Das Konzept mit dem Namen „Kreativ Quartier Lohberg“ hat die Stadt Dinslaken zusammen mit den Stadtwerken und der RAG Montan Immobilien, die die ehemaligen Bergbauflächen der Ruhrkohle AG verwaltet, entwickelt. Es soll Städtebau, Wohnen und Energie miteinander verbinden, indem die Solaranlage eng in das Gesamtkonzept mit einbezogen wird. „Wir freuen uns bei diesem Projekt nicht nur die Flächen, sondern auch die Zukunft mitgestalten zu können“, betont Peter Vest, Geschäftsführer von Wirsol.
Aktiver Beitrag zur Energiewende
Bisher hat die Montan Solar im Saarland auf ehemaligen Bergbauflächen mit einer Größe von insgesamt 57 Hektar Solarparks mit einer Gesamtleistung von 29 Megawatt gebaut. Eine dieser Anlagen steht in Neunkirchen auf dem Gelände des einstigen Steinkohlebergbaus Wellesweiler. Insgesamt 6.394 Solarmodule und 47 Wechselrichter haben die Installateure von Wirsol auf einer Fläche von 2,1 Hektar aufgebaut. Damit wird etwa die Hälfte des einstigen Bergbaugeländes in Neunkichen-Wellesweiler neu genutzt. Die Anlage leistet immerhin 1,7 Megawatt und erzeugt jedes Jahr 1.833 Megawattstunden Strom. Diese Anlage hat Montan Solar vor wenigen Wochen an einen privaten Investor verkauft. „Mit der Installation von Photovoltaikanlagen auf alten saarländischen Bergwerksflächen und in Industriegebieten wie in Wellesweiler leisten wir einen aktiven Beitrag zur Umsetzung der Ziele der Energiewende in Deutschland und des saarländischen ‚Masterplan Energie‘“, beschreibt Rudolf Krumm von Montan Solar das Ziel.
Die Projektkasse wieder füllen
Zum Geschäftsmodell gehört, dass die Montan Solar die Anlagen nicht selbst betreibt, sondern nur projektiert und errichtet und danach verkauft. Damit sind vor allem die Mitarbeiter von Wirsol beschäftigt, während die RAG in Gestalt ihrer Immobilienverwaltungsgesellschaft die Flächen in das Gemeinschaftsprojekt einbringt. Mit den Verkaufserlösen füllt die Montan Solar wieder die Kassen für neue Projekte. Schließlich liegen noch viele Hektar ehemaliger Bergbauflächen im Saarland und in Nordrhein-Westfalen brach. „Durch unsere Teilhabe an Montan Solar ist es uns möglich, bei Solarparks in der Wertschöpfungskette ganz vorn einzusteigen“, betont Peter Vest. „Auf diese Weise stellen wir sicher, dass der Verkauf sich lohnt. Gleichermaßen ist es selbstverständlich, dass wir insbesondere Käufer suchen, die den Park langfristig weiterbetreiben wollen.“ So sei der Verkauf des Solarparks in Wellesweiler lediglich der Auftakt für weitere Projekte, welche die Montan Solar noch in diesem Jahr angehen wolle, stellt Vest in Aussicht. (Sven Ullrich)