Aus den Zahlen der AG Energiebilanzen geht hervor, dass erneuerbare Energien 2017 einen Anteil von 33,1 Prozent an der Bruttostromproduktion hatten, Wind On- und Offshore trugen 16,1 Prozent bei. Braunkohle kam demnach auf 22,6 Prozent, Steinkohle auf 14,4 und Atomkraft auf 11,6 Prozent. Mit anderen Worten: Windkraft hat Steinkohle und Atom abgehängt. "Gäbe es kein Exportsaldo und wäre nur die Braunkohleverstromung im Maße des Exportsaldo reduziert worden, zum Beispiel als Folge einer CO2-bezogenen Brennstoffbesteuerung, würde die Windenergie schon auf Platz 1 liegen", gibt Joachim Falkenhagen von der Windland Energieerzeugungs GmbH aus Berlin zu bedenken. Soll heißen: Nicht nur unser Verbrauch ist gegenüber 1990 deutlich gestiegen, sondern auch der Stromexport, während der Stromimport gesunken ist. Zieht man den Import ab, sind es immer noch mehr als acht Prozent, die wir exportieren. Schalten wir die schmutzigsten Braunkohleschleudern aus, statt deren Produktion ins Ausland zu verschieben, ist die Windkraft die Nummer 1. Voraussetzung: Der Wind muss wenigstens so gut weht, wie 2017. Denn das vergangene Jahr war für die Branche besonders ertragreich. Unterscheidet man zwischen Onshore-Wind und Offshore-Wind, so hat allein Onshore-Wind immerhin Erdgas und Kernenergie hinter sich gelassen. Offshore-Wind ist fast gleichauf mit der Wasserkraft. Die Zahlen der AG Energiebilanzen zeigen die deutliche Zunahme der Erneuerbaren, aber auch die Konstante des schmutzigsten Energieträgers in Deutschland, der Braunkohle. Hätte man nicht für einen Atomausstieg gekämpft, sähe auch die Atomkurve noch so aus. Selbstregulierung funktioniert nicht, sonst exportieren wir die Braunkohle irgendwann vollständig, wenn wir bei 50 Prozent Erneuerbaren sind. Es wird spannend sein zu beobachten, wie unser neuer Wirtschaftsminister Altmaier am runden Tisch die künftige Kohlestrategie entwickelt. Falkenhagen schätzt: "2018 wird die Summe der Stromerzeugung mit erneuerbaren Energien vermutlich die Summe von Braun- und Steinkohle überschreiten."
Wie sieht es bei der PV aus? Die im AEE-Portal Föderal Erneuerbar neu veröffentlichten Daten zur Verteilung des Photovoltaik-Ausbaus in den Bundesländern zeigen, dass Solarstrom längst kein Thema mehr nur für den Süden Deutschlands ist, sondern dass mittlerweile alle Bundesländer relevante Ausbauzahlen beisteuern. Dennoch bleibt die neu installierte Gesamtleistung weiterhin hinter den Zielen der Bundesregierung zurück. In absoluten Zahlen sind Bayern und Baden-Württemberg weiter Spitzenreiter beim Zubau, ihr Anteil ist jedoch deutlich geringer als in früheren Jahren. Gemessen an der Landesfläche wurde 2017 die meiste Solarleistung in Berlin und im Saarland installiert.
Die PV hätte 2017 bei rund neun Prozent gelegen, wenn der Zuwachs der Jahre 2011 bis 2013 linear fortgesetzt worden wäre - mit stagnierendem Zubau und reduzierter Förderung je Baujahr. Die Sonderausschreibungen für 4.000 MW Freiflächen-Solarenergie laut Koalitionsvertrag könnten bei Errichtung der Anlagen im Jahr 2019 rund 0,6 Prozent der Stromerzeugung im Jahr 2020 ablösen und damit zum Klimaschutzziel 2020 beitragen. Die Preise für PV-Strom aus neuen Anlagen haben sich deutlich reduziert, das spricht auch bei Altmaier und Co. für die PV - wobei der ehemalige Umweltminister offenbar meint, dass er mit seiner Strompreisbremse der einzig wahre Gestalter der Energiewende war. Eine schrittweise Reduzierung der Förderung statt des Kahlschlags hätte aber wie gesagt dazu geführt, dass wir unsere CO2-Ziele schaffen würden und mehr sauberen Strom für die Sektorkopplung zur Verfügung hätten.
Durchschnittlichen Vergütungen gemäß EEG für Strom aus Photovoltaik:
Zeitraum Vergütung Bezug 2011 40,16 Cent/kWh Baujahre bis 2011
(überwiegend Dachanlagen) Januar 2012 22,22 Cent/kWh neu errichtete Anlagen im Jan 2012 Juni 2017 11,00 Cent/kWh neu errichtete Anlagen in Juni 2017 Errichtung bis April/Oktober 2019 4,91 Cent/kWh
(ca. 2 Ct./kWh Förderung) Ausschreibungsergebnis von Okt. 2017 für Freiflächenanlagen
[1]Quellen: Wikipedia, Photon, Bundesnetzagentur; [1] Der Betrag enthält den Marktwert des Stromes, der für die Ermittlung der Förderung (Marktprämie) noch abzuziehen ist.
Zieht man den Marktwert des Stroms von rund drei Cent/kWh ab, beträgt die Förderung für die 2019 zu errichtenden Freiflächenanlagen nur noch etwa zwei Cent/kWh. Wenn man von der Vergütung der bereits 2011 betriebenen Anlagen ebenfalls drei Cent abzieht, kommt man hingegen auf rund 37 Cent/kWh. Die Anlagen mit Geboten in Höhe von 4,91 Cent/kWh müssen ehrlicherweise erst noch finanziert und errichtet werden. Diese Herausforderung kennt auch die Windbranche. Die Ausschreibungen haben uns in Zeiten des höchsten Innovationsdrucks geschleudert bei gleichzeitig rapide schmelzender Gewinnmargen entlang der kompletten Wertschöpfungskette.