Deutschland ist im aktuellen Klimaschutz-Index von Germanwatch und NewClimate Institute abgerutscht. Wegen der Blockade im Verkehrs- und auch im Gebäudebereich habe sich das Land im Vergleich zum Vorjahr um zwei Plätze verschlechtert, heißt es in einer Presseinformation. Mit Platz 16 reicht es nun nur noch für den Bereich „mäßig“ statt „gut“ – sechs EU-Staaten schneiden besser ab, darunter Dänemark, die Niederlande und Schweden. Aber auch Estland und Portugal reihen sich vor Deutschland ein.
29 Länder mit schlechtem Emissionstrend
Insgesamt zeichnet das Klima-Ranking, eine Rangliste von 63 Ländern, die zusammen für mehr als 90 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich sind, ein widersprüchliches Bild: Obwohl in fast allen emissionsstarken Staaten Elektrifizierung und erneuerbare Energien zulegen konnten, verfolgten viel zu wenige Staaten eine konsequente Abkehr von fossilen Energien, insbesondere von Gas, heißt es von Germanwatch. „Während 61 von den 64 untersuchten Staaten den Anteil erneuerbarer Energien in den vergangenen fünf Jahren ausgebaut haben, haben 29 Staaten noch immer einen schlechten oder sehr schlechten Emissionstrend“, erklärt Jan Burck, Hauptautor des Climate Change Performance Index (CCPI). „Auch in Deutschland ist das Bild nicht eindeutig: Es gibt zwar klare Fortschritte im Ausbau der erneuerbaren Energien, aber das zeigt sich fast ausschließlich im Strommix.“ In den Problembereichen Verkehr und Gebäude komm die Elektrifizierung bisher zu wenig an.
Steht die Welt am Emissions-Wendepunkt?
Doch es gibt auch positive Aussichten: Viele Anzeichen deuteten darauf hin, dass sich die Welt am Wendepunkt befinde. „Der Höhepunkt der weltweiten Emissionen ist in greifbarer Nähe. Nun kommt es darauf an, dass wir in einen schnellen Sinkflug kommen. Und da könnte die Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus ein Bremsklotz werden“, sagt Niklas Höhne vom New Climate Institute, Co-Autor des CCPI. „Der Index zeigt eindrucksvoll, wie groß der Widerstand der fossilen Lobby ist. In den USA war sie mitentscheidend dafür, Trump zurück ins Weiße Haus zu hieven. Und die vier Letztplatzierten im CCPI – Iran, Saudi-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate und Russland – gehören zu den größten Öl- und Gasproduzenten der Welt. Der Anteil Erneuerbarer in ihrem jeweiligen Energiemix liegt unter drei Prozent.“
Skandinavien auf den vorderen Plätzen
An der Spitze liegt Dänemark, das vierte Jahr in Folge der Vorreiter beim Klimaschutz. Allerdings reicht es auch hier nur für die Bewertung „gut“ und Platz 4, da auch nach Ansicht der Autoren auch das beste Land noch nicht genug zum Erreichen der Pariser Klimaziele tut. „Dänemark ist seit Jahren vor allem bei Erneuerbaren Energien einer der Vorreiter, zudem erreicht es in diesem Jahr als einziges Land ein „gut“ in der Kategorie Klimapolitik. Bei den erneuerbaren Energien liegt Dänemark nur knapp hinter Norwegen und Schweden auf Platz 3 – in diesem Bereich erreichen zum ersten Mal überhaupt drei Länder ein „sehr gut“.
Großbritanniens Comeback
Einer der größten Absteiger des Vorjahres ist einer der größten Aufsteiger in diesem Jahr: Großbritannien (von Platz 20 hoch auf 6). Die neue Regierung sei deutlich ambitionierter in ihrer Klimapolitik, habe den Kohleausstieg in diesem Jahr erfolgreich abgeschlossen und zugesagt, keine neuen fossilen Projekte zu genehmigen, hieß es zur Begründung. Allerdings: Bemängelt wurde, dass die Abkehr von Öl und Gas zu schleppend verlaufe, um das ambitionierte Klimaziel für 2030 zu erreichen (minus 68 Prozent Emissionen im Vergleich zu 1990).
Was bringen Trump und der neue Fünf-Jahres-Plan aus China?
Die beiden größten Emittenten weltweit, China und die USA, finden sich in der Kategorie „sehr schlecht“ wieder (USA unverändert 57.). Für China bedeutet Rang 55 die schlechteste Platzierung seit 2018. „Während Bidens Inflation Reduction Act und andere Maßnahmen in den USA positive Impulse für Erneuerbare setzen konnten, sind die Emissionen pro Kopf mit 15,8 Tonnen CO2e pro Jahr noch immer sehr hoch. Die Wahl von Donald Trump ist sicher keine gute Nachricht, aber wie stark eine künftige Trump-Regierung die Klimapolitik zurückwerfen wird bleibt abzuwarten. Auch Trump kann den Boom der erneuerbaren Energien nicht aufhalten“, betont Niklas Höhne.
Positiv werteten die Autoren den Boom bei den erneuerbaren Energien in China und damit verbunden den erwarteten Höhepunkt der Emissionen „Das wäre ein echter Meilenstein und ein wichtiger Treiber weltweit“, so Burk. Im ersten Quartal dieses Jahres seien die Emissionen erstmals gesunken ohne dass eine Konjunkturflaute der Grund gewesen wäre. „Aber um die immensen Emissionen des Landes nachhaltig und zügig zu senken, brauchen wir jetzt eine klare Abkehr von fossilen Energien. Die ist noch nicht zu erkennen – das könnte sich aber mit dem bevorstehenden neuen Fünf-Jahres-Plan ändern. (kw)
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