Der Verbund „Energietechnologien und Klimaschutz“ der Fraunhofer-Gesellschaft warnt vor weiteren Kürzungen der Fördermittel in der Energieforschung. So stünden in diesem Jahr der Energieforschung 30 Prozent weniger Förderung zur Verfügung, heißt es in einer Presseinformation. Für das kommende Jahr sei mit weiteren Kürzungen rechnen. Es drohe ein massiven Rückgang der Innovationsfähigkeit der deutschen Industrie bei Technologien für die Energiewende, warnt der Verbund, in dem neun Institute der Fraunhofer-Gesellschaft organisiert, die die anwendungsorientierte Energieforschung maßgeblich vorantreiben.
Weniger Geld aus dem KTF
Neben den Kürzungen im Haushalt des Ministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), macht den Forschern auch die Situation des Klima- und Transformationsfonds (KTF) Sorgen, aus dem das Bundesforschungsministerium beispielsweise Programme zu den Themen Batterie und Wasserstoff unterstützt. Nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts stehen dem KTF 60 Milliarden Euro weniger zur Verfügung als geplant.
Auswirkungen bereits spürbar
Die Mittelkürzungen seien heute schon spürbar, heißt aus dem Forschungsverbund. So seien bereits Anträge nicht bewilligt worden, die Gelder für das laufende Jahr und die folgenden Jahre benötigten. Zudem pausiere seit Dezember 2023 die Annahme von Anträgen für Forschungsprojekte in den KTF-Förderprogrammen des BMWK. „Die aktuellen Kürzungen sind weitreichend und betreffen die ganze Bandbreite der erneuerbaren Energien und der Schlüsseltechnologien des heutigen und zukünftigen Energiesystems: von Windenergie, Photovoltaik und Geothermie über Wasserstoff und Wärme bis hin zu umfassenden Systemlösungen“, sagt Andreas Reuter, stellvertretender Vorsitzender des Verbunds und Leiter des Fraunhofer-Instituts für Windenergiesysteme IWES.
„Kürzungen bedrohen wichtige Innovationen“
Die Folgen seien massiv, warnen die Wissenschaftler. „Durch die Kürzungen unterbleiben wichtige Innovationen, die Deutschland dringend benötigt, um seine Klimaziele zu erreichen und um seine Position als führender Standort im Bereich wichtiger Zukunftstechnologien zu erhalten und auszubauen“, warnt Hans-Martin Henning, Vorsitzender des Verbunds und Leiter des Fraunhofer ISE. „Zugleich steigt die Gefahr einer wachsenden Abhängigkeit im Bereich dieser Technologien vom Ausland.“ Auf Seiten der Forschungseinrichtungen führten die Kürzungen zu Stellenabbau, so dass weniger Personen für die Arbeit in diesen zukunftsträchtigen Industrien qualifiziert werden könnten.
Qualifizierung von Fachkräften steht auf dem Spiel
Das untermauern die Forschungsinstitute mit eigenen Zahlen. Eine Studie des Fraunhofer ISI ermittelte, wie sich die Kürzungen der Fördermittel auf die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Batterieindustrie auswirken, in dem sie den jetzt schon bestehenden Mangel an Fachkräften noch weiter verschärfen. So wurden in den letzten Jahren laut der Studie allein in Deutschland rund 15.000 Fachkräfte in diesem Themengebiet ausgebildet – maßgeblich in Forschungsförderprojekten der öffentlichen Hand, in denen Bachelor-, Master- und Doktorarbeiten entstehen. Die Qualifizierung dieser Fachkräfte stehe durch die Kürzungen nun auf dem Spiel, obwohl für die Mobilität der Zukunft aber auch für die Stabilität und Zuverlässigkeit der – zunehmend durch fluktuierende erneuerbare Energien gespeisten – Stromnetze der Zukunft elektrische Energiespeicher von herausragender Bedeutung sein werden. (kw)
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