Stadtwerke gehören zu den wichtigsten Akteuren des neuen Strommarktes. Sie verkörpern die Grundpfeiler der Energiewende: Sie sind dezentral, bürgernah und kommunal verankert. Immer mehr Stadtwerke wollen in Windkraft an Land investieren und erwerben Windparks von Projektentwicklern. Aus diesem Käufer-Verkäufer-Verhältnis hat sich in den letzten Jahren in vielen Regionen für Abo Wind die Möglichkeit für strategische Kooperationen entwickelt. Sie erlauben es beiden Partnern, ihre Stärken bei der Realisierung eines Windparkprojektes einzubringen.
Gute Gründe für Kooperationen
Aktuell herrscht große Nachfrage nach Windkraftprojekten. Dies hat zur Folge, dass die Käufer sich zu einem sehr frühen Zeitpunkt und nach einer eher kurzen Projektprüfungs-Phase („Due-Diligence“) für oder gegen den Kauf entscheiden müssen. Wegen des großen Wettbewerbs unter den Käufern ist es für diese nicht immer einfach, den Zuschlag zu erhalten. Bewirbt sich ein Stadtwerk zudem selbst um die – häufig sehr begehrten – Flächen, so wäre die Expertise eines erfahrenen Projektentwicklers als Partner bei der raschen Beurteilung für sie von Vorteil. Wechselnde Partner unter den Projektierern aber führen häufig zu Verzögerungen, weil Abstimmungen mehr Zeit benötigen, wenn sich die handelnden Personen nicht gut kennen und Prozesse nicht eingespielt sind. Zeitliche Verzögerungen bei Windkraftprojekten können schnell erhebliche finanzielle Verluste nach sich ziehen. Eine stabile Kooperation senkt diese Risiken deutlich.
Auch für den Projektentwickler hat eine solche Kooperation Vorteile. Bei der Flächenakquise haben regional verankerte Akteure – wie Stadtwerke – einen klaren Heimvorteil.
Vorteile einer Kooperation für beide Partner
Jedes Kooperationsmodell beruht auf einer individuellen Absprache der Partner. Das folgende Modell hat sich für Abo Wind bewährt: Projektentwickler und Stadtwerk treten während der Akquisephase im vereinbarten Zielgebiet gemeinsam auf. Ein Kooperationsvertrag gewährt dem Investor eine feste Kaufoption, ohne dass dieser dabei ein eigenes Risiko bei der Projektentwicklung eingehen muss. Erst nachdem das Projekt eine sogenannte BImSchG-Genehmigung erhalten hat – die Bauzulassung durch die Behörden für eine Projektfläche –, nachdem es unter dem neuen EEG 2017 auch einen Tarif im Rahmen der Ausschreibung erhalten hat, wenn dann also dem Bau nichts mehr im Wege steht, dann entscheidet das Stadtwerk endgültig: Will es das Projekt tatsächlich kaufen oder nicht.
Das Stadtwerk erhält somit exklusiven Zugriff auf am Markt stark umworbene Projekte, muss dabei jedoch kein Risiko auf sich nehmen und steht bis zum Ablauf der Kaufoption nicht im Wettbewerb mit anderen Käufern.
Für Stadtwerke vereinfacht sich der Weg zum fertigen Projekt somit auch, indem beispielsweise erforderliche Ausschreibungspflichten wegfallen. Zudem profitieren die Investoren davon, dass Projektentwickler wie Abo Wind dank langjähriger Geschäftsbeziehungen und durch die Abnahme größerer Mengen bei den Turbinenherstellern günstige Konditionen beim Anlagenkauf erhalten.
Ein erfahrener Projektentwickler schafft optimale Voraussetzungen für eine reibungslose, zügige und damit wirtschaftliche Umsetzung eines Projektes. Das ist von hohem Wert: Windparks sind zunehmend komplexe Projekte, die eine effiziente Koordination der zahlreichen Schnittstellen in der Entwicklungs- und Errichtungsphase erfordern. Jede Verzögerung hingegen ist mit erheblichen Nachteilen verbunden, dies gilt insbesondere für die Höhe der Förderung, die vom Zeitpunkt der Inbetriebnahme abhängt.
Stadtwerke und Projektierer: Schnelle Bürgerakzeptanz amp; gute Finanzierungsstruktur
Das Stadtwerk kann als Betreiber schließlich – wenn gewünscht – auch auf die Erfahrung des Projektierers als Betriebsführer zurückgreifen. Die technische Expertise aus den über 800 Megawatt in der Betriebsführung fließt bei Abo Wind in die Planung mit ein, so dass viele technische Probleme bereits vor der Entstehung von Komplikationen gelöst werden. Gute Kontakte von Projektentwicklern zu einer Vielzahl von Banken ermöglichen es dem zukünftigen Betreiber zudem, einen Windpark mit einer für ihn optimalen Finanzierungsstruktur umzusetzen.
Auch deshalb kann sich die Entscheidung für eine Entwickler-Stadtwerke-Kooperation lohnen: Stadtwerke haben oft größeres Interesse an Bürgerbeteiligungsmodellen als andere Investoren. Das unter den Bürgern bekannte und etablierte Stadtwerk als Betreiber schafft größere Akzeptanz des Windparks in der Bevölkerung. Ebenso kommt das Interesse beider Akteure an umfassenden Energiekonzepten zusammen: Immer mehr Kommunen wünschen sich diese, die beispielsweise Elektromobilität, Wärme oder Anlagen zur Stromspeicherung beinhalten. Abo Wind hat seine Geschäftsfelder bereits um diese Aspekte erweitert. Die meisten Stadtwerke haben ebenfalls Erfahrung in weiteren Formen der Energieerzeugung neben der Windenergie. Die Kooperation von Entwicklern und Stadtwerken kann hier also auf eine besonders breit gefächerte Expertise zurückgreifen.
Ausblick auf das neue Ausschreibungssystem nach 2017
Natürlich gibt es trotz der zahlreichen Vorteile für beide Kooperationspartner manchmal Stolpersteine. So muss sich der Projektentwickler beispielsweise auf einen höheren Aufwand bei der Informationsaufbereitung in der laufenden Planung einstellen und mit längeren Genehmigungsprozessen auf kommunaler Seite rechnen. Schließlich braucht das Stadtwerk als potenzieller Investor eine angemessene Entscheidungsgrundlage und -fristen. Andererseits ist auch ein großes Vertrauen in die Kompetenz des Entwicklers nötig, damit dieser ohne allzu große Verzögerungen die Planung vorantreiben und damit eine zeitnahe Inbetriebnahme ermöglichen kann. Dass dies möglich ist, bestätigen uns kommunale Partner wie Trianel. Eventuelle und doch ganz normale Schwierigkeiten im Projektverlauf würden offen und fair gelöst, lässt der Stadtwerkeverbund wissen.
Mit der Umstellung des Windstrom-Vergütungssystems vom festen Einspeisetarif zu Ausschreibungen im Jahr 2017 werden sich solche Kooperationen noch mehr bewähren. Aufgrund des dadurch zunehmenden Zeitdrucks bei den Baugenehmigungen sowie wachsender finanzieller Risiken wird es umso hilfreicher sein, wenn sich Stadtwerke und Projektierer auf die beschriebene Art und Weise ergänzen.
Petra Leue-Bahns, Bereichsleiterin für Finanzierung und Vertrieb der ABO Wind AG