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Alstom

Entsteht französischer Offshore-Champion?

Als Auslöser der zweiten Runde im Ende April eingeläuteten Bieterwettkampf darf eine Erklärung von Siemens vom Montag gelten, tatsächlich ein eigenes finanzielles Angebot für den Kauf strategisch wichtiger und großer Teile des französischen Konzerns vorlegen zu wollen. Medienberichten zufolge soll dies bis am 2. Juni geschehen. Der mit seiner deutsch-dänischen Windenergiesparte als Offshore-Weltmarktführer antretende Konzern Siemens gab inzwischen auch bekannt, an was er genau interessiert ist: Den Energietechnologiebereich würde er gerne übernehmen, dafür Alstom die eigene Zugsparte überlassen. Die Atomtechnologie und Windkraft-Offshore-Sparte würden die Franzosen nach den Siemensplänen aber behalten, weil die Deutschen unbestätigten Berichten zufolge beides an Areva verkaufen könnte.

Die vagen Andeutunge des Areva-Chefs

Schon am Dienstag hatte Arevas Konzernchef Luc Oursel Interesse am Windenergiegeschäft des nationalen Konkurrenten Alstom bekannt. Jedenfalls interpretierten dies die meisten Wirtschaftsmedien so. Wörtlich hatte Oursel bei einer Anhörung im französischen Parlament ausgerechnet zum Thema Atomenergie dies in den Raum gestellt: „Um an die Windaktivitäten (Alstoms) zu denken: Würden in der Zukunft irgenwelche Gelegenheiten enstehen, würden wir, vor dem Hintergrund von Arevas ehrgeizigen Plänen in Sachen erneuerbarer Energien, bereit dazu sein, alle Möglichkeiten zu prüfen.“

Präziser hat derweil auch GE erklärt, falls der US-amerikanische Konzern mit seiner Offerte Erfolg habe, könne sich dessen Management auch ein Abtreten der Windsparte an französische Investoren vorstellen.

Paris griff ein, EU warnt vor Protektionismus

GE hatte schon im April umgerechnet 12 Milliarden Euro für die Übernahme des französischen Konzerns geboten. Dessen Management hat diese Offerte auch bereits begrüßt, den ein Verkauf käme Alstom nach dem Absinken mehrerer Geschbäftskennzahlen gelegen. Doch der französische Wirtschaftsminister hatte Ende April interveniert und Mitte Mai vom französischen Kabinett auch ein Dekret an die Hand bekommen, das Paris ein Eingreifen beim Verkauf wichtiger Unternehmen unabhängig von der Branche gestattet. Die Europäische Union (EU) hat allerdings fast zeitgleich erklärt, wiederum das französische Eingreifen in den Bieterstreit verhindern zu wollen. Die in solchen Fragen quasi als Regierung funktierende EU-Kommission sieht darin ein nach EU-Regeln verbotenes protektionistisches Verhalten.

Die französische Regierung fürchtet allerdings vor allem den Einflussverlust auf die Atomtechnologie sowie um Arbeitsplätze. Sie bevorzugt daher den Siemenskonzern, der bereits eine dreijährige Arbeitsplatzgarantie in Aussicht gestellt hatte und den französischen Einfluss nicht in Frage stellen möchte. So hofft Paris, dass aus dem Fall Alstom ein europäischer Mitspieler entstehen könnte. Bei GE vermuten sie ihren Einfluss auf die Atomtechnologie zu verlieren. Dieser Aspekt erhöht die Wichtigkeit einer intelligenten Lösung auch speziell für Areva. Der Staatskonzern mit einer Offshore-Windturbinenfertigung bisher alleine in Bremerhaven, beliefert derzeit sechs Atomkraftwerksprojekte, von denen allein fünf mit Alstom-Turbinen ausgerüstet werden sollten. „Es ist äußerst wichtig, dass wir die Arbeit mit diesen Turbinen fortsetzen können“, sagte Oursel.laut Handelsblatt.

Siemens: Welche Rolle spielt Auftragsstop für Atomkraftwerksbau?

Frankreich will zudem ein noch höheres Angebot abwarten, weil die Regierung das GE-Angebot für zu gering hält. Siemens scheint auf den ersten Blick der Happen Alstom zur Unzeit vorgelegt worden zu sein. Denn gerade hatte Siemens vor dem Hintergrund ebenfalls schwächelnder Kennzahlen Personalabbau und Sparmaßnahmen eingeleitet. Zu dieser Situation kommt übrigens auch ein Auftragsentzug beim Atommeilerbau in Finnland durch den Betreiberkonzern Fortum, der übrigens auch Areva betraf. Doch auch die deutsche Regierung hatte schnell erklärt, mit einem Einsteigen von Siemens zu sympatisieren. Und Siemens-CEO Jo Kaeser hat zuletzt auch seine Bereitschaft erklärt. Das bisherige Angebot der deutschen soll sich auf 10,5 Milliarden Euro belaufen. Siemens denkt nun über ein höheres Angebot nach.

(Tilman Weber)