Die FA Wind stellte dem Ausbauboom nicht das Ergebnis des ersten Quartals aus dem bisherigen deutschen Windkraftrekordjahr 2014 gegenüber. Denn es stützt seine Statistik auf die Daten des sogenannten Anlagenregisters der Bundesnetzagentur (BNA), das erst seit August 2014 die Anmeldungen neuer Genehmigungen für Erneuerbare-Energien-Anlagen und neuer Netzanschlüsse listet. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) sieht diese Meldungen vor. Die Anmeldungen sind seither Voraussetzung dafür, dass die Anlagenbetreiber durch die Netzbetreiber eine erhöhte und gesicherte Vergütung pro eingespeister Kilowattstunden erhalten. Doch auch wenn die Vergleichsdaten für 2014 nicht vorliegen: Anhand von 388 neu ans Netz gebrachten Windturbinen, so resümiert die FA Wind, „dürfte dieses Frühjahr eines der ausbaustärksten – wenn nicht sogar das stärkste – in der der Geschichte der Windenergie in Deutschland sein.
Insbesondere im Februar war die Errichtungstätigkeit bei den Turbinenherstellern in rekordverdächtige Höhe geschnellt: Mit 442,8 MW lag das neu ans Netz angeschlossene Erzeugungsvolumen jeweils bei mehr als dem doppelten der monatlichen Ausbauwerte im Januar oder Februar jeweils aller drei Vergleichsjahre. Nur im März 2016 hatte die Branche mit 564,6 MW mehr ans Netz gebracht. Hier hat die Bautätigkeit 2017 nur den zweitbesten monatlichen Ausbauwert im Vergleich dieser drei Jahre von immer noch 375,2 MW eingebracht. Auch der sonst meist schwache Januar ergab mit 284,6 MW in diesem Jahr einen Rekordwert seit 2015.
Anders als in den Vergleichsjahren allerdings greift jetzt erstmals eine schnelle und stetige Degression der Vergütung, die je stärker die Ausbautätigkeit ausfällt auch umso stärker eintritt. Daher ist offenbar für viele Projektierer anders als sonst jeder Monat früher beim Netzanschluss die hier gezeigte Eile beim Ausbau wert.
Zum Vergleich: In den Ausbaumonaten des bei den Windparkerrichtungen und Netzanschlüssen wieder teilweise sehr starken Spätsommer und Herbstmonaten des vergangenen Jahres, von August bis Dezember, betrug das durchschnittliche monatliche Inbetriebnahme-Volumen 419 MW, was also noch unter dem jetzigen Februarwert liegt. Allerdings hatte vor allem der Rekordzubau im Dezember mit 726 MW den Durchschnittswert noch außergewöhnlich angehoben, weil die Turbinenbauer Ende Dezember ebenfalls einem im EEG vorgesehenen Stichtag für die nächste Degression zuvorkommen wollten.
In der Fläche verteilte sich der Ausbau des ersten Quartals 2017 weiträumig und gut. In fast allen Bundesländern schnellte die Bautätigkeit hoch. Niedersachsen, Brandenburg und Bayern verzeichneten mit 179,9, 156,2 und 135 MW die bundesweiten Rekorde bei den Netzanschlüssen. Und in Brandenburg und Bayern übertrafen diese Netzanschlussvolumen sogar ihre eigenen bisherigen jeweiligen Rekordwerte um rund 25 bis gut 30 Prozent. In Rheinland-Pfalz war nach zwei schwachen Jahresstarts 2015 und 2016 in diesem ersten Quartal wieder richtig was los: 104 MW neu angeschlossene Leistung, das 3,5-fache im Vergleich zu beiden Vorjahren. Nur in Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern, zwei Windenergieländern mit zuletzt gutem Zubau, blieb der Zubau hinter 2015 zurück – und das deutlich bei 84,2 und 47,1 MW.
Dafür gehören beide Länder zu den führenden sechs Windkraft-Bundesländern gemessen am kumulierten Erzeugungsvolumen der schon genehmigten, aber noch nicht errichteten Windturbinen. Wobei Niedersachsen mit 771 MW und dabei vor allem das im sogenannten Netzausbaugebiet gelegene Nordniedersachsen – 554 MW – hier Hauptschauplatz für die Investoren ist. Danach folgen Nordrhein-Westfalen, Brandenburg, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz mit Genehmigungen für Volumen von höchstens 488 MW bis mindestens noch 184 MW. Übrigens: Die Neugenehmigungen von 490 MW in der Zeit von Januar bis April 2017 sorgen dafür, dass das Volumen schon genehmigter Anlagen mit rund 8.400 MW weiterhin hoch bleibt. Allerdings können die Investoren nur noch für etwa 7.500 MW davon eine Vergütung nach dem bisherigen festen EEG-Tarif beantragen, sofern sie rechtzeitig vor Ende 2018 den Netzanschluss schaffen. Sie müssten dann nicht mehr mit ihren Anlagen in die neu eingeführten Ausschreibungen.
Die drei erfolgreichsten Windenergieanlagen gemessen an der Häufigkeit ihrer Errichtung beziehungsweise ihres ans Netz angeschlossenen Erzeugungsvolumens sind übrigens je eine Anlage von Enercon, Nordex und Vestas. Von Januar bis März gingen 82 E-115 von Enercon mit je 3,0 MW ans Netz. Am zweitmeisten kamen Nordex-N117 ans Netz mit 69 Inbetriebnahmen – davon 67 mit 2,4 MW Leistung und zwei Turbinen mit 3,0 MW. 37 Vestas-Turbinen vom Typ V112 gingen außerdem in Betrieb, davon fast alle mit einer Leistung von 3,3 MW.
(Tilman Weber)