Die NLC India Limited, ein regierungseigenes Kohleunternehmen, hat jüngst eine Ausschreibung für ein Solarprojekt mit einer Leistung von 20 Megawatt beendet. Der Solarstrom wird in einem riesigen Speicher mit einer Kapazität von 28 Megawattstunden zwischengelagert. Das Hybridkraftwerk wird auf den Andaman- und Nicobarinseln, einer Inselgruppe im Golf von Bengalen, entstehen. Das teilt das Beratungsinstitut Bridge to India aus Bombay mit.
Garantierte Stromlieferung für 25 Jahre
Die Ausschreibung hat Mahindra Susten gewonnen. Sie werden die Hybridanlage für einen Preis von 2,99 Milliarden Indischen Rupien (46 Millionen US-Dollar errichten. Der Vertrag beinhaltet die komplette Errichtung der Anlagen inklusive der Wartung über 25 Jahre. Denn über diesen Zeitraum muss das Unternehmen die Stromlieferung garantieren. Erzeugt die Anlage zu wenig Strom oder funktioniert der Speicher nicht, muss es mit heftigen Strafzahlungen rechnen. „Trotz dieser hohen Anforderungen stieß die Auktion auf große Resonanz unter den Bietern. Immerhin haben acht Solar- und Speicherprojektierer ihre Gebote abgegeben. Dabei haben die Analysten eine große Spannweite der Gebote beobachtet. Die Preisspanne resultiert vor allem aus den unterschiedlichen Kosten für die Errichtung der Anlagen. So verlangt Mahindra Susten 1,79 Milliarden Rupien, um das Kraftwerk zu bauen. Der Projektierer Hero hat 3,42 Milliarden Rupien für den Bau der Anlage in sein gebot geschrieben. Die Analysten von Bridge to India führen das vor allem auf die unklaren technischen Spezifikationen zurück, die die Ausschreibung bekleideten.
Unklare technische Anforderungen
Das ist auch eines der Probleme der bisherigen Auktionen von Großspeicherprojekten in Indien gewesen. Denn auch bei den Ausschreibungen, die SECI oder NRPC durchgeführt haben, waren diese zu unklar, so dass die Unternehmen nicht damit zurecht gekommen sind. Deshalb wurden die Auktionen für solche Projekte in Andhra Pradesh, Kamataka und auf den Andaman- und Nicobarinseln mit einer Gesamtkapazität von 35 Megawattstunden abgebrochen. Immerhin scheinen die Ausschreibungsbedingungen der jetzigen Auktion so klar gewesen zu sein, dass überhaupt jemand mitgeboten hat. „Es ist ermutigend, dass diese Ausschreibung erfolgreich war”, erklären die Experten von Bridge to India. „Doch wie wir schon jüngst betont haben, tut Indien noch viel zu wenig, um den Bau von großen Speicherprojekten anzuregen.”
Speicher werden konkurrenzfähig
Auf der Inselgruppe leben immerhin über 400.000 Menschen. Diese ziehen den Strom mit einer maximalen Leistung von 67 Megawatt aus dem Netz. Der Strom wird bisher hauptsächlich von Dieselgeneratoren erzeugt. Das ist teuer. Immerhin kostet der Strom 15 Rupien (23 Dollarcent) pro Kilowattstunde. Bei einem solchen Preis fallen auch die noch hohen Kosten für einen Großspeicher nicht ins Gewicht. Bisher wurden die Speicherkosten in Indien immer als zu hoch angesehen, um die Dieselgeneratoren zu ersetzen. Doch die jetzige Auktion hat gezeigt, dass auch auf dem asiatischen Subkontinent Solar-Speicher-Kraftwerke die teure Stromerzeugung mit den Dieselaggregaten wirtschaftlich ersetzen kann. Trotzdem befürchten die Experten von Bridge to India, dass es noch drei bis vier Jahre technischer und wirtschaftlicher Weiterentwicklung bedarf, biss sich die Speichertechnologien auch in Indien durchsetzen. (Sven Ullrich)