Diese Halbjahresbilanz kann sich sehen lassen: Ein Umsatzplus von 13 Prozent, 25 Prozent mehr verkaufte Megawatt, 26 Prozent mehr Gewinn vor Steuern. Verglichen mit dem ersten Halbjahr 2013 konnte die spanische Turbinenschmiede in allen Segmenten zulegen. (Die genauen Zahlen sind unten aufgeführt). Der Nettogewinn hat sich auf 42 Millionen Euro beinahe verdoppelt.
Neben dem Turbinenverkauf, wo du Erlöse um ein Viertel zulegten, kletterten die Umsätze im Bereich Anlagenservice mit 18 Prozent am stärksten.
Aktuell liegt die Auftragspipeline der Spanier bei 1.913 Megawatt. Als wichtigste Wachstumsmärkte entpuppten sich vor allem die Schwellenländer: 36 Prozent der Umsätze generierte Gamesa in Lateinamerika, 30 Prozent in Indien. Die USA waren noch mit einem Fünftel vertreten, Europa brachte es zusammen mit dem Rest der Welt nur auf 13 Prozent.
Die Verteilung passt auch zur Gesamtstrategie des Unternehmens: Ab 2015 will Gamesa 40 Prozent seines Umsatzes in Südamerika machen.
Auch seinen Schuldenberg konnte das Unternehmen weiter abbauen. Innerhalb der letzten zwölf Monate laut Unternehmensangaben um 71 Millionen Euro. Rund 550 Millionen Euro verbleiben allerdings noch.
Die Zahlen im Überblick
Erstes Halbjahr 2014 (Wachstum gegenüber H1 2013)
- Umsatz: 1.262 Mio. € (+13.1 %)
- Verkäufe in MW: 1.187 (+24.9 %)
- EBIT: 83 Mio. € (+26,1 %)
- Nettogewinn: 42 Mio. € (+87.9 %)
- Nettoverschuldung: 549 Mio. € (-11,4 %)
Gamesa hat die wirtschaftliche Talsohle etwa Mitte 2012 durchschritten. Es folgten Wechsel in der Führungsetage und eine Umstrukturierung des Unternehmens inklusive massiver Stellenkürzungen. Bis Anfang 2013 schloss das Unternehmen fünf Werke in Europa, Asien und den USA und entließ 1.800 Angestellte.
Die Umstrukturierung beschränkte sich aber nicht allein auf Entlassungen. Vor allem den Sektor mit dem größten Risiko wollte das Unternehmen in den Griff bekommen: Den Anlagenverkauf. Hier können Marktunsicherheiten, Zahlungsverzögerungen oder -ausfälle leicht zwei bis dreistellige Millionenverluste nach sich ziehen. Teil der neuen Unternehmensstrategie bei Gamesa ist es daher, die Risiken aus diesem Geschäft auf ein Minimum zu reduzieren. Das soll gelingen, indem das Unternehmen sein Umlaufkapital
so weit wie möglich aus Projektentwicklung und -verkauf zieht. Das Geschäftsfeld soll kein Eigenkapital verbrauchen.
Drei Maßnahmen für weniger Risiko
Das neue Geschäftskonzept setzt auf drei Wesentliche Punkte:
- Der erste ist der Ankauf von längerfristigen Forderungen gegen einen Drittschuldner aus Warenlieferungen. Wird also ein Windpark an einen Kunden verkauft, zahlt der
den Preis oft über einen längeren Zeitraum ab. Die offene Zahlungsforderung wird bei der so genannten Forfaitierung an eine Bank verkauft – damit verkauft man auch das Risiko, dass der Käufer den Windpark beispielsweise wegen eines Bankrotts nicht komplett abbezahlt. - Der zweite Ansatz nennt sich bilanzexterne Finanzierung (Off-Balance- Sheet): Zur Entwicklung neuer Projekte werden gesonderte Zweckgesellschaften gegründet, in
die die Vermögenswerte und Schulden ausgelagert werden. Dadurch belasten die Projekte nicht die Bilanz des Konzerns. Als dritten Weg nennt Gamesa die Finanzierung von Projekten zusammen mit einem Finanzpartner. - Außerdem sollen die Projekte finanziell stärker über Zahlungsmeilensteine abgegolten werden. Je nach vereinbarten Meilensteinen wird dann eine Teilzahlung – zum
Beispiel bei Lieferung der Komponenten, bei Inbetriebnahme des Windparks oder Ähnlichem – fällig.
(Denny Gille)