Der Photovoltaikprojektentwickler Solrhybrid aus Brilon hat beim zuständigen Amtsgericht in Arnsberg Insolvenzantrag gestellt. Damit hat die Förderdebatte das erste prominente Opfer gefordert. Die Mitteilung des Vorstandes kommt aber nicht überraschend. Schon vor wenigen Tagen verdichteten sich die Anzeichen, dass Solarhybrid ins Strudeln kommt. Der Vorstandsvorsitzende von Solarhybrid im sauerländischen Brilon Tom Schröder hat schon am 7. März insgesamt 525.000 Aktien des Projektplaners zu einem Stückpreis von 1,05 Euro verkauft. Das waren fast seine gesamten Aktienanteile am Unternehmen. Der Firmengründer und Unternehmenschef hielt danach nur noch 2,77 Prozent der Stimmrechte. Vorher waren es über elf Prozent. Kurze Zeit später hat sich auch der Investmentleiter von Solarhybrid, Michael Spitz, von 7.000 Aktien getrennt. Er verkaufte sie zu einem Stückpreis von 1,09 Euro. Zwar wollte der Konzern mit der Bewertung seiner Projektpipeline noch warten, bis die geplante EEG-Novelle durch die politischen Instanzen gegangen ist, doch sendete die Firmenleitung mit ihren Aktienverkäufen selbst ein schlechtes Zeichen aus.
Was Schröder und Spitz letztlich zum Verkauf bewogen hat, blieb bis zum Schluss noch unklar. Das Unternehmen wollte sich gegenüber ERNEUERBARE ENERGIEN dazu nicht äußern. Schließlich gab es mehrere Gerüchte. Man munkelte sogar, dass Solarhybrid auf einen Investor gestoßen ist, der für sein Engagement signifikante Unternehmensanteile haben will. Schließlich hat der Projektplaner aus Brilon erklärt, dass er konkret über alternative Finanzierungsmöglichkeiten verhandelt, da die Ausgabe einer Unternehmensanleihe geplatzt ist. In Börsenkreisen gilt ein solches Handeln aber eher als hinreichendes Indiz, dass es für das sauerländische Unternehmen bald bergab in die Insolvenz statt mit neuen finanziellen Mitteln bergauf gehen könnte.
Keine Förderung für große Anlagen mehr
Nach der Veröffentlichung der Mitteilung über die Aktienverkäufe ging es mit der Aktie noch tiefer in den Keller. Der Kurs brach um 40 Prozent auf 63 Cent ein. Der erholte sich zwar danach wieder einigermaßen auf 71 Cent, rutschte einen Tag später aber wieder auf 57 Cent ab. Zuvor war der Aktienkurs schon von sechs auf reichlich einen Euro eingebrochen, nachdem Solarhybrid mitteilte, dass ein Großteil der geplanten Kraftwerke nicht mehr realisiert werden können, da sie aufgrund der bevorstehenden Absenkung der Einspeisevergütung, wie sie die Bundesregierung beabsichtigt, nicht mehr realisiert werden können. Die Sauerländer hat der radikale Kurs von Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) und Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) besonders hart getroffen, da die Gesetzesvorlage vorsieht, dass Solarkraftwerke ab einer Größe von über 10 Megawatt ganz aus der Förderung herausfallen. Aber genau ab dieser Größenordnung plante Solarhybrid, darunter machten es die Sauerländer gar nicht. Weil sich nun die geplanten Kraftwerke in Deutschland nicht mehr wirtschaftlich bauen und betreiben lassen, haben die Sauerländer über zehn Millionen Euro Projektgelder in den Sand gesetzt – eine Summe, die die Kraft eines Unternehmens mit einem Börsenwert von gerade mal 4,6 Millionen Euro maßlos übersteigt. Allein die bisherige Planung des Solarkraftwerkes im brandenburgischen Neuhardenberg hat bisher 7,5 Millionen Euro verschlungen. Das Problem von Solarhybrid war, dass der Planungsvorlauf von Kraftwerken in der Größenordnung von über zehn Megawatt mehrere Monate in Anspruch nimmt. Gerade solche Projekte sind auf gesicherte Rahmenbedingungen angewiesen. So hat man mit der Planung in Neuhardenberg schon am 16. Dezember 2011 begonnen, aber Solarhybrid setzt die Zeit für das Bebauungsplan- und Genehmigungsverfahren auf sieben Monate an. Der Bau der Anlage auf den betonierten Start- und Landebahnen des ehemaligen Flugplatzes mit einer Leistung von 150 Megawatt sollte Mitte 2012 beginnen. Für Ende des Jahres war der Netzanschluss geplant. Dazu kommen große Vorräte, die Solarhybrid für die Realisierung seiner Großprojekte schon angeschafft hat. Deren Wert hat sich im ersten Halbjahr von 24.000 auf 31,2 Millionen Euro gesteigert und auch die Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen sind von 8 auf mehr als 70 Millionen Euro gestiegen.
Sorgloser Umgang mit Geld
In Börsenkreisen hält man aber die eventuellen Ausfälle aufgrund von geänderten Förderbedingungen im EEG nur für einen Teil der ganzen Problematik. So kritisiert man den sorglosen Umgang mit Finanzen bei Solarhybrid. Eine Zahlung an Solar Millennium im Dezember 2011, kurz vor der Insolvenz des Unternehmens aus Erlangen, in Höhe von 7,5 Millionen Euro völlig ohne Sicherheit löst bei Finanzexperten nur Kopfschütteln aus. Zu dieser Zeit wurde die Aktie an der Börse noch für fast sieben Euro gehandelt. Trotzdem ist das viel Geld für ein Unternehmen, dessen damaliger Börsenwert mit 38 Millionen Euro relativ gering ist. Inzwischen beschäftigt dieser Vorgang sogar die Staatsanwaltschaft in Nürnberg. (Sven Ullrich)