Siemens-Chef Peter Löscher hat angekündigt, das Solargeschäft zu schließen. Vor allem die Verluste bei der israelischen Solartochter Solel wolle der Konzern nicht mehr tragen. Solel vermarktet Spiegelkraftwerke zur Erzeugung von Sonnenstrom aus gebündelter Sonnenhitze. Die Hitze treibt eine Dampfturbine an, die den Strom erzeugt. Damit wollte Siemens in der Sahara etliche Kraftwerke bauen, um den Strom nach Europa zu exportieren.
Desertec kommt nicht voran
Aber das von einer Industrieinitiative betriebene nordafrikanische Desertec-Projekt zur Erzeugung von Solarstrom in der Sahara für Europa kommt nicht voran, trotz politischer Lippenbekenntnisse. „Der globale Markt für Solarthermie ist von vier Gigawatt auf zuletzt etwas über ein Gigawatt zurückgegangen“, sagte Michael Süß, Chef des Siemens-Geschäftsbereichs Energie. „Hier werden künftig Spezialanbieter ihre Stärken ausspielen.“ Offenbar hatte Siemens große Schwierigkeiten, israelische Solartechnik in arabischen Ländern zu verkaufen.
Photovoltaik ist preiswerter
Der eigentliche Grund ist jedoch ein anderer: Mittlerweile ist die Photovoltaik viel billiger, sie wird dezentral in den sonnenreichen Regionen Europas aufgebaut. Der Anschluss von solarthermischen Kraftwerken in der Sahara würde die Kosten des Wüstenstroms weiter in die Höhe treiben. Mit dem Ausstieg von Siemens wirft einer der großen Industriepartner von Desertec das Handtuch.
Schlappe für Siemens-Boss Löscher
Der Ausstieg aus dem Solargeschäft ist aber auch eine schwere Schlappe für Siemens-Boss Löscher selbst. Unter seiner Führung wurde Solel für 284 Millionen Euro gekauft, doch die Verluste übertrafen sogar den Umsatz des Unternehmens. 2011 schrieb Siemens 231 Millionen Euro auf das Solargeschäft ab. Siemens war auch in der Photovoltaik tätig, als Anbieter von schlüsselfertigen Solarparks. Aus dem Unternehmen selbst stammte die Leistungselektronik, also die Anlagensteuerungen und die Wechselrichter. Dieses Geschäft wird Siemens fortführen, weil Wechselrichter auch in Wind- und Wasserkraft benötigt werden. Zudem hat Siemens ärgster Konkurrent General Electric (GE) erst kürzlich den Berliner Wechselrichterhersteller Converteam übernommen und das Geschäftsfeld Leistungselektronik neu geordnet. (Heiko Schwarzburger)