Die USA haben ihre Photovoltaikleistung zum vierten Mal in Folge verdoppelt. Dies geht aus dem aktuellen Bericht des National Resources Defence Council (NRDC) zur Entwicklung der Stromversorgung in den Vereinigten Staaten hervor. Damit hat die Photovoltaik sogar die bisher in den USA sehr stark vertretene Geothermie vom zweiten Platz verdrängt. Spitzenreiter bleibt allerdings noch die Windkraft. Auch im vergangenen Jahr lag die Stromproduktion aus Windkraftanlagen bei etwa 13.000 Gigawattstunden. Sie erreichte damit den gleichen Wert wie im Jahr 2013. Insgesamt produzierten die Windturbinen in den Vereinigten Staaten zwei Drittel des gesamten Ökostroms – wenn man die Wasserkraftwerke nicht mit einrechnet, die immerhin gut sechs Prozent des gesamten Stroms in den USA produzieren. Der Anteil der anderen erneuerbaren Energien liegt bei 7,5 Prozent der gesamten Stromerzeugung. Der Anteil der Wasserkraft ist 2014 im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken, während der Anteil der anderen erneuerbaren Energien seit der Jahrtausendwende stetig steigt.
Diese Steigerung war in den Jahren 2000 bis 2014 unter anderem auf den starken Ausbau der Windkraft zurückzuführen. Immerhin stieg die Leistung in diesem Segment in den ersten 14 Jahren dieses Jahrtausends um das 33fache. Im Jahr 2014 produzierten die Windkraftanlagen zum ersten Mal mehr als vier Prozent des gesamten Stroms in den USA.
Photovoltaik mit höchsten Steigerungsraten
Doch die größten Steigerungsraten kann die Photovoltaik vorweisen. Die Stromproduktion aus den Solaranlagen stieg im Vergleich zu 2013 im vergangenen Jahr von etwa 5.500 auf zirka 11.500 Gigawattstunden. Der rasante Zubau von Solarstromleistung machte dies möglich. Insgesamt erreichten im Juli dieses Jahres die in den Vereinigten Staaten installierten Photovoltaikanlagen eine Gesamtleistung von über 20 Gigawatt. Mit gut 6,3 Gigawatt wurde fast ein Drittel dieser Gesamtleistung in den vergangenen zwölf Monaten installiert.
Stromwirtschaft ist Luftverschmutzer Nummer eins
Trotzdem bleiben die USA in Sachen erneuerbare Energien noch weit hinter anderen Staaten zurück. Die pro Kopf der Bevölkerung installierte Solarstromleistung beträgt gerade mal 63 Watt. In Deutschland ist für jeden Einwohner eine Solarstromleistung von 483,7 Watt installiert ist. Dennoch haben sich die Anstrengungen der vergangenen Jahre gelohnt, den immensen Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren. Immerhin sanken die Emissionen, die von der Stromproduktion verursacht wurden, im vergangenen Jahr erstmals unter den Wert von 1996. Zwischen 2005 und 2014 hat die Stromwirtschaft ihren Treibhausgasausstoß um zehn Prozent reduziert.
Ausbau der Erneuerbaren geht weiter
Die Autoren des Berichts sind optimistisch, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien auch weiterhin gut vorangehen wird, wobei vor allem die Photovoltaik den Zubau treibt. Für dieses Jahr prognostizieren sie dass die Stromerzeugung aus Windkraft, Photovoltaik, Biomasse und Geothermie insgesamt mindestens 7,5 Prozent der gesamten Stromerzeugung erreicht. Dazu kommt noch die Wasserkraft, deren Anteil in diesem Jahr auf fast sieben Prozent steigt. Die Autoren der Studie begründen ihre optimistische Prognose mit den rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.
Clean Power Plan für weniger Emissionen
So hat Präsident Barack Obama das Ziel ausgegeben, bis 2030 die Treibhausgasemissionen im Vergleich zum Jahr 2005 um ein Drittel zu reduzieren. Dieser sogenannte Clean Power Plan (CPP) wird dafür sorgen, dass die Stromwirtschaft in Zukunft weniger Kohlendioxid und andere Treibhausgase ausstößt. Schließlich ist der Energiesektor der größte Luftverschmutzer in den USA. „Die Option, den CPP zu erfüllen, kostet weniger als die Treibhausgasemission weiter voranzutreiben“, rechnen die Autoren der Studie vor. „Der durchschnittliche Haushalt wird dadurch voraussichtlich 85 Dollar pro Jahr an Stromkosten sparen, wenn der Ausstoß von Treibhausgasen aus den Kraftwerken sinkt. Zusammen mit der sich verändernden Wirtschaft aller Energieressourcen wird dieser Meilenstein für eine grundlegende Veränderung der Energielandschaft in Amerika verursachen“, schreiben sie mit Blick auf Obamas CPP. „Wir müssen aber mehr tun, um das Klima auf der Erde zu stabilisieren“, ergänzt Ralph Cavanagh vom NRDC. „Die gesamten Emissionen müssen um mindestens 80 Prozent bis zum Jahr 2050 sinken.“
Kalifornien betreibt ambitionierte Energiepolitik
Doch mit seinem CPP hat Obama zumindest den Anfang gemacht. Dazu kommen noch die teilweise ambitionierten Ziele der einzelnen Bundesstaaten. Allein die Energiepolitik in Kalifornien wird für ein Wachstum der Photovoltaikbranche sorgen. So hat Kaliforniens Regierung Anfang Oktober dieses Jahres beschlossen, bis 2030 mindestens die Hälfte des gesamten Stromverbrauchs im Golden State mit erneuerbaren Energien zu decken. Dieses Ziel will die Regierung nicht nur durch den Zubau von Ökostromanlagen vorantreiben, sondern auch die Energieeffizienz verdoppeln und Millionen von Elektroautos auf die Straße bringen. Doch wird vor allem der Ausbau der Photovoltaik in Kalifornien die Regierung in Sacramento diesem Ziel einen gewaltigen Schritt näher bringen. (Sven Ullrich)