Ab Herbst 2012 recycelt Solar World seine Module in einer eigenen Anlage im Chemiepark Bitterfeld/Wolfen. Das Unternehmen hat sich mit 24 Prozent an der Solar Cycle GmbH beteiligt, die ein Recyclingwerk an dem Standort in Sachsen-Anhalt bauen wird. Das technische Konzept stammt von Sunicon aus Freiberg, ein Tochterunternehmen von Solar World. „Das Freiberger Recyclingteam hat in den vergangenen vier Jahren parallel zum Betrieb der Pilotanlage in Freiberg am Konzept einer Modulrecyclinganlage der zweiten Generation getüftelt“, sagt Karsten Warmbach, Geschäftsführer von Sunicon. „Wir freuen uns daher besonders, dass wir die Nutzung dieser Technik nun noch viel universeller, zur Gewinnung von Metallen aus Sekundärquellen und für die Behandlung von Verbundwerkstoffen, einsetzen können.“ Mit der Anlage will man bis 30.000 Tonnen Recyclingmaterial pro Jahr verarbeiten. Solar World sieht in dem 12,7 Millionen teuren Projekt ein Angebot auch an andere Hersteller, ihre Module in der Anlage zu recyceln.
Module werden zerkleinert
Noch im Herbst dieses Jahres beginnt der ebenfalls an Solar Cycle beteiligte Spezialist für Metallrückgewinnung Preiss-Daimler mit den Bauarbeiten für den ersten Teil der neuen, weitgehend voll automatisierten Anlage. Mit ihr will man die in den Modulen verarbeiteten Rohstoffe zurückgewinnen. In Zukunft werden die Module – kristallin oder Dünnschicht – von verschiedenen Sammelpunkten nach Bitterfeld/Wolfen gebracht und dort erst einmal in Kategorien klassifiziert und zwischengelagert. Der eigentliche Recyclingprozess beginnt mit der Entladung der Module und der Abtrennung der Verkabelung und der Anschlussdosen. Danach erhitzt Solar Cycle die Module inklusive Rahmen in einem Recyclingofen, um den Stoffverbund zu trennen. Danach werden die anorganischen Elemente von den organischen Elementen und im Anschluss die vorhandenen Metalle separiert. Jetzt trennt man die Rahmen und die Verbindungsleiter ab. In einem Zerkleinerungsaggregat homogenisiert man das ganze Material auf eine geeignete Korngröße und trennt die Glasbestandteile und den Zellbruch von kristallinen Modulen mit einer eigens dafür entwickelten Methode ab. Die Dünnschichtmodule, die zum recyceln in die Anlage kommen, werden vorher ausgeschleust und überspringen diesen Arbeitsschritt.
Das Glas und der Zellbruch werden in einem separaten Arbeitsgang voneinander optisch getrennt, indem man nach transparenten und nichttransparenten Bestandteilen sortiert. In einem Metallabscheider sortiert man nach beschichtetem und unbeschichtetem Glas. Die Beschichtung wird in einem weiteren Arbeitsschritt abgetrennt.
Rohstoffe für die Solarindustrie gewinnen
Der Zellbruch und die beschichteten Gläser von Dünnschichtmodulen entschichtet man auf nasschemischem Wege. Dazu nutzt man die unterschiedlichen chemischen Reaktionseigenschaften der einzelnen Schichten. Damit trennt man die Wertstoffe bereits beim Auslösungsschritt und gewinnt die Stoffe vollständig und mit möglichst hoher Reinheit zurück, um sie wieder in den Produktionsprozess von Modulen zurückzuführen.
Mit der Anlage gewinnt Solar Cycle Materialien wie Silber, Kupfer, Aluminium oder Glas zurück. Aus dem Aluminium kann man zum Beispiel wieder Rahmenprofile für Solarmodule herstellen, aus dem Kupfer wieder einen Zellverbinder und aus den Glasscherben macht man wieder Solarglas. (Sven Ullrich)