Die britische Solarindustrie hat einen Brandbrief in die Londoner Downing Street geschrieben. Sie fordert Premierminsiter David Cameron auf, die Pläne von Energieminister Michael Fallon zu stoppen, die Solarstromförderung zu drastisch abzusenken. Das würde der derzeit guten Marktentwicklung ausbremsen und die aufstrebende britische Photovoltaikindustrie bedrohen. Statt dessen sollte die britische Regierung die einheimische Solarindustrie unterstützen und deren Position in einem sich gut entwickelnden weltweiten Solarmarkt zu verbessern. Die Unterzeichner des Briefes gehen immerhin davon aus, dass im Jahr 2020 der weltweite Photovoltaikmarkt ein Volumen von 78 Milliarden Pfund (… Euro) annehmen wird. Außerdem seien die großen kommerziellen Dach- und die Freiflächensolaranlagen das zweitgrößte Standbein der erneuerbaren Energien im Vereinigten Königreich. „Die übermäßige Beschränkung des Zubaus von Solarstromanlagen in diesem kostengünstigen Segment macht aus der Sicht der Verbraucher keinen Sinn“, betonen die Unterzeichner des Briefes. Schließlich werde der Strom nicht billiger, wenn ausgerechnet die preisgünstigen Segmente ausgebremst werden.
Tausende Unternehmen haben investiert
„Photovoltaik ist eine Lösung für die britische Energiekrise“, betont Paul Barwell, Vorsitzender des britischen Branchenverbandes Solar Trade Association (STA). „Wenn die Regierung einen stabilen Rahmen bietet, kann der Ausbau bald ohne Fördermittel erfolgen.“ Die Branche spricht von einer Legislaturperiode, dann kann der Solarstrom vollkommen ohne Fördermittel auskommen, wenn die derzeitigen Rahmenbedingungen stabil bleiben. Dazu kommen noch die Arbeitsplätze in der britischen Photovoltaikindustrie. Die Branche geht dabei von über 2.000 mittelständischen Unternehmen aus, die 16.000 Menschen beschäftigen. „Das Potenzial für weitere Arbeitsplätze, Innovationen und Wachstum in der Industrie ist einzigartig“, betont die Branche. „Aber nun schlägt die Regierung vor, den Zubau großer Solarkraftwerke zu bremsen, ohne ausreichende Maßnahmen für die Entwicklung gewerblicher Solardächer zu ergreifen – das ist inakzeptabel“, kritisiert Paul Barwell. „Wir bitten das DECC dringend, die Renewables-Obligation-Förderung für Großkraftwerke nicht zu beenden und die Vorschläge zur Einspeisevergütung noch einmal zu überdenken.“ Immerhin haben schon tausende von britischen Unternehmen in die Solarenergie investiert, um ihren Ausstoß von Treibhausgasen einzuschränken und vor allem von den stabilen Kosten für den Solarstrom zu profitieren.
Einspeisetarif für Großanlagen
Das britische Energieministerium (Department of Energy and Climate Change – DECC) hat vorgeschlagen, die Förderung von Photovoltaikanlagen mit einer Leistung über 50 Kilowatt drastisch zurückzufahren. So sollen diese Anlagen aus der Förderung durch die sogenannten Renewables Obligations ausgenommen werden. Dabei handelt es sich um Quoten für die Lieferung regenerativen Stroms an die Kunden, die die Energieversorger erfüllen müssen. Dazu müssen sie entsprechende Zertifikate kaufen, die die Betreiber von Erneuerbare-Energien-Anlagen als Förderung bekommen. Der Preis reguliert sich dabei über einen Zertifikatehandel. Statt dessen sollen die Anlagen mit einer Leistung von über 50 Kilowatt eine Einspeisevergütung erhalten. Dabei unterscheidet das Energieministerium zwischen Freiflächen- und Dachanlagen. Damit strebt London zum einen die Regulierung des Zubaus auf einen Korridor zwischen 2,4 und vier Gigawatt bis 2020 an. Zum anderen will sie mit der Einschränkung des Zubaus auf der Basis von großen Solarparks die Entwicklung eines Marktes anstoßen, der sich vor allem auf die kleinen Dachanlagen und vor allem auf die gebäudeintegrierte Photovoltaik stützt. Die Einspeisevergütung und die Förderung über die Renewable Obligations soll aber eine vorher festgelegte Obergrenze nicht überschreiten.
Die Branche hat den Brief an Cameron pünktlich zum Ende der Konsultationsphase für die entsprechenden Gesetzentwürfe des Energieministers geschickt. Diese lief vom 13. Mai bis zum 7. Juli dieses Jahres. Die Änderungen der Förderung von Solarstrom soll bis zum 1. April des kommenden Jahres in Kraft treten.