Die Preise sowohl für Photovoltaikmodule als auch für ganze Solarstromanlagen werden in den USA weiter sinken. Das ist die Kernaussage eines aktuellen Berichtes National Renewable Energy Laboratory (NREL) und des Lawrence Berkley National Laboratory (LBNL). Die Autoren der Studie berichten von einem Preisverfall von Photovoltaiksystemen in den USA um 11 bis 14 Prozent zwischen 2010 und 2011. „Vorläufige Daten und Bottom-up-Anlaysen legen nahe, dass die Preisreduzierung auch 2012 weitergeht“, schreiben die Analysten in ihrem Bericht. Konkret bedeutet das für den Systempreis kleiner Aufdachanlagen eine Reduzierung von 4,39 US-Dollar pro Watt im Jahr 2011 auf 3,91 bis 3,77 US-Dollar pro Watt in diesem Jahr. Der Preis von großen Anlagen wird im Jahr 2012 von 3,43 US-Dollar pro Watt auf eine Spanne zwischen 2,95 und 3,05 US-Dollar pro Watt sinken wird.
Modulpreise im ersten Halbjahr gesunken
Auch für die Preise der Solarmodule erwarten die Autoren der Studie einen weiteren Preisverfall im Jahr 2012 und auch für die nächsten Jahre. Die Analysten veranschlagen, dass der weltweite Modulpreis im Vergleich zum Jahr 2011 von 1,37 auf etwa 0,74 US-Dollar pro Watt sinken wird. Die Preise für Wechselrichter werden ebenfalls weiter zurückgehen. Schon im ersten Halbjahr belegen die Daten unter anderem von Goldman Sachs, dass die Modulpreise weiter sinken. Zwar wird der Preisverfall nicht mehr so stark sein, wie in den letzten Jahren, aber er wird sich fortsetzen. Ein Vergleich mit früheren Analysen zeigt, dass die von den Marktanalysten erwarteten Preise in den letzten Jahren immer höher waren, als die tatsächlichen Preise. Zwar ist der Abstand zwischen den Erwartungen der Analysten und den realen Modulpreisen über die Jahre hinweg immer geringer geworden, aber man kann davon ausgehen, dass sich die Marktforscher nicht irren, wenn sie von einem weitere Preisrückgang ausgehen.
Zölle waren keine Preistreiber
Diese Analyse ist ernüchternd für die Gegner der Straf- und Ausgleichszölle, die die amerikanische Regierung gegen Modulimporte aus China verhängt hat. Schließlich hatte man befürchtet, dass die Modulkosten in den USA durch Handelsschranken für billige chinesische Module in die Höhe getrieben werden, was allerdings nicht passiert ist. Ob die Modulpreise in Europa im Falle einer Verhängung von Strafzöllen gegen chinesische Photovoltaikimporte durch die Europäische Union auf ebenfalls weiter sinken, bleibt abzuwarten. Die Gegner der Zölle gehen nicht davon aus. Sie erwarten einen Anstieg der Modulpreise und damit auch der Kosten der gesamten Photovoltaikanlage. Das würde zu einem Rückgang der Nachfrage und zum Verlust von etwa 30.000 Arbeitsplätzen führen. „Wenn die Zölle verhängt werden, sind die einzigen Opfer die europäischen Konsumenten und die Projektentwickler in Europa“, kommentiert Gregory Spanoudakis, Europachef von Canadian Solar, die Analyse. „Der Verlust von Arbeitsplätzen und Geld wird Europa hart treffen“, sagt er voraus. Die Prognose muss die Europäische Kommission bei ihrer Untersuchung der Dumping- und Subventionsvorwürfe gegen chinesische Hersteller mit in Betracht ziehen.
USA sind Referenzland für die europäische Untersuchung
Die Zahlen aus den USA zeigen aber ein anderes Bild. Da die Vereinigten Staaten auch das Referenzland für die Untersuchungen sind, wird die Europäische Kommission nicht umhin kommen, die dort weiter sinkenden Modulpreise wahrzunehmen. Allerdings umgehen einige Hersteller aus dem Reich der Mitte die Strafzölle, indem sie die Produktion der Solarzellen nach Taiwan auslagern. Das wird im europäischen Fall nicht so einfach sein, da die Europäische Union regelmäßig auch Strafzölle gegen Auslagerungsproduktionen verhängt. Das könnte tatsächlich dazu führen, dass der Preisrückgang für Solarmodule in Europa zum Erliegen kommt und der Markt stagniert. Allerdings glaubt Milan Nitschke, Präsident von EU Pro Sun, die die Klage gegen die chinesische Konkurrenz von der Europäischen Kommission führt, nicht an den Anstieg der Modulpreise in Europa. „Die europäischen Hersteller werden nicht 30 Prozent mehr für ihre Module verlangen können“, sagt er. „Aber was passieren wird ist, dass die Preise für chinesische Module steigen werden.“
Modulkosten fallen immer weniger ins Gewicht
Andererseits machen die Modulkosten nur noch 32 Prozent der Kosten für das gesamte System aus. Im Jahr 2008 waren es noch 67 Prozent der Systemkosten, die auf die Module entfielen. Das ist das Ergebnis einer Analyse von GTM Research vom 15. November dieses Jahres. Zwar sind ausgerechnet in Europa die sogenannten Balance-of-System Kosten, die den Preis aller Komponenten eines Systems beinhalten, mit Ausnahme des Moduls, besonders niedrig. Doch würde sich ein stagnierender Preis für die Solarmodule trotzdem nicht so heftig wie befürchtet auf den Markt auswirken. (Sven Ullrich)