Søviknes sagte auf der Tagung Energy Outlook im norwegischen Arendal: “Die Industrie hat eine Demonstrations- und Pilotanlage verlangt. Es wird ein Platz für technologisches Erneuern und Lernen, der es norwegischer Technologie und Kompetenz ermöglicht, sich zu entwickeln um am Wettbewerb in einem sich schnell entwickelnden und wachsenden globalen Markt teilzuhaben.“ Die in den zwei Pilot- und Demonstrationsfelder entstehenden Windparks sollen allerdings nicht ins öffentliche Stromnetz auf dem norwegischen Festland einspeisen, wie der Minister betonte. Stattdessen werde zumindest eines der beiden Vorhaben eine oder mehrere Förderplattformen in einem bestehenden Öl- oder Gasfeld vor der norwegischen Küste direkt versorgen, kündigte Søviknes an. Mit Verweis auf offenbar vorhandene entsprechende Pläne des norwegischen Ölkonzerns Equinor, der kürzlich noch als Statoil firmierte, sagte er: „Für Equinor gibt es zwei Haupttreiber. Die eine ist, die Offshore-Windkraft-Kompetenz weiter zu entwickeln. Die andere ist, die Emissionen dadurch zu reduzieren, Gas als Quelle für die Stromproduktion für eine Plattform durch Wind zu ersetzen.“
Im Dezember 2017 hatte die norwegische Regierung fünf Jahre nach dem Abbruch früherer Bestrebungen zur Entwicklung einer norwegischen Windstrom-Erzeugung auf dem Meer erstmals die Offshore-Windkraft wieder ins Spiel gebracht. Damals beschloss sie, bestätigt durch das Parlament, ein bis zwei Offshore-Windparkfelder als Areale für Prototypen der schwimmenden Turbinen freizugeben. Im Juni hatte sich der Öl- und Energieminister dann mit Vertretern der Branche getroffen, um deren Vorstellungen und Ideen für die Pilotwindkraftfelder und die Möglichkeiten der norwegischen Politik zu sondieren.
Ölindustrie ist der Treiber für die Floating-Technologie
Für Equinor ist die Entwicklung der sogenannten Floater-Technologie – also die Entwicklung der Technologie schwimmender Offshore-Windkraftfundamente – ein zentraler Bestandteil in den Konzernplanungen. Im vergangenen Jahr hatte der Ölkonzern zusammen mit dem arabischen Unternehmen Masdar vor Schottland den ersten kommerziellen Windpark Hywind mit schwimmenden Turbinen offiziell in Betrieb genommen. Beide Unternehmen sind Eigentümer des schwimmenden Windparks. Dessen schwimmende Fundamente hatte Equinor zuvor acht Jahre lang an einer einzelnen Pilotwindanlage vor Norwegen getestet.
Das Norwegische Direktorat für Wasser-Ressourcen und Energie identifizierte zuletzt nicht öffentlich vier Areale, die sich für Pilot-Offshore-Windparks eignen, davon zwei speziell für schwimmende Windenergieanlagen. Allerdings dämpfte der Öl- und Energieminister der Windbranche auf der Tagung Energy Outlook eventuell aufkommende weitere Erwartungen der Windenergiebranche: Ein stärkerer Ausbau der Offshore-Windkraft sei vorerst nicht vorgesehen. „Ich erwarte nicht viele Offshore-Windparks in Norwegen zu sehen. Wir haben weit mehr zugängliche und noch unerschlossene Wind-Ressourcen an Land, aber es ist wichtig, die Industrie in einem neuen Segment mit einem großen weltweiten Potenzial zu entwickeln.“
Die Energieversorgung der maritimen Öl- und Gasausbeutung Norwegens auf emissionsfreie Quellen zu stützen, hatte auch schon das norwegische Unternehmen Aker BP ins Spiel gebracht. Im Frühjahr hatte es angekündigt, die erste emissionsfreie Energieversorgung eines Förderfeldes vor Norwegen verwirklichen zu wollen. Das Unternehmen plane, die Plattformen in einem noch vor der Ausbeutung stehenden Gebiet neuer Öl- und Gasvorkommen komplett mit erneuerbarer Energie vom Festland und aus einem noch zu entwickelnden Offshore-Windpark gewährleisten zu wollen. Gemeint ist hier das Förderprojekt Noaka, das nach neuesten Meldungen aus der Branche etwa 2023 in Betrieb gehen könnte.
(Tilman Weber)