Dass die Nachfrage nach Solarstromspeichern in den kommenden Jahren wachsen wird, davon gehen Experten schon lange aus. Doch jetzt haben die Analysten von Lux Research in Boston, Massachsettes, eine Zahl genannt: Acht Milliarden Dollar werden im Jahr 2026 mit Solarstromspeichern umgesetzt. Der Markt wird kontinuierliche so weit anwachsen, dass die Nachfrage im Jahr 2026 satte 50 Gigawatt Speicherleistung umfasst. Im Jahr 2035 wird der Markt an der 100-Gigawatt-Marke kratzen. Das wäre ein riesiges Wachstum im Vergleich zum vergangenen Jahr, als noch dezentrale Solarstromspeicher mit einer Gesamtleistung von etwa 20 Gigawatt installiert wurden, wie die Werte von Lux Research verraten.
Erste Betreiber müssen investieren
Damit steigt die Nachfrage sogar noch schneller als die von dezentralen Solarsystemen, deren Wachstumskurve steil nach oben zeigt. In den kommenden Jahren wird es die Speicherbranche aber noch etwas schwerer haben. Denn die Integration eines Speichers in eine Solarstromanlage geht derzeit ohne erhebliche Zusatzkosten nicht. Doch mit wachsendem Markt werden nicht nur die Speicher billiger. Auch die Solaranlagen selbst werden preiswerter, wodurch sich ein Geschäftsmodell entwickeln könnte. Natürlich wird das nichts, wenn bis dahin nicht schon eine Reihe von Speichern gebaut werden.
Der Technologie in den Markt helfen
Die ersten Investoren müssen die Lernkurve bei den Preisen von Solarstromspeichern anstoßen, damit diese tatsächlich billiger werden, was wiederum die Nachfrage erhöht und damit weitere Preissenkungen möglich macht. Dazu tragen derzeit die verschiedenen Förderprogramme bei, die der Technologie in den Markt helfen. So wurden in Deutschland mit staatlicher Unterstützung seit 2013 bereits 12.000 Speicher in Solarsysteme integriert. In Japan beginnt das Förderprogramm erste Früchte zu tragen. Tokio unterstützt die Integration von Speichern mit einer Kapazität von jeweils mehr als einer Kilowattstunde mit einem Investitionszuschuss von 35 Prozent der Kosten. Auch Kalifornien – der derzeit zweitgrößte Speichermarkt nach Deutschland – hat ein Unterstützungsprogramm eingeführt. Zudem beauftragt die kalifornische Regierung Energieversorger mit der Installation von Stromspeichern. Bis 2030 soll eine Speicherleistung von 1,3 Gigawatt installiert sein.
Vertikale Integration ist der Weg
Zudem gehen die Analysten von Lux Research davon aus, dass bis 2035 die Preise für Photovoltaikanlagen von 3,83 Dollar Ende 2015 auf 1,87 Dollar sinken werden. Das lässt ab 2023 mehr finanziellen Spielraum für die Investition in zusätzliche Speichersysteme, prognostizieren die Bostoner Marktforscher. „Wenn der Markt für Solaranlagen mit Speichern erwachsen geworden ist, wird er seine Dynamik gleich in mehreren Bereichen verstärken“, sagt Cosmin Laslau, leitender Analyst bei Lux Research. Er ist federführender Autor der aktuellen Studie über Geschäftsmodelle für Solarbatterien. In dieser Studie untersuchen die Bostoner, in welchen Fällen es sich lohnt, einen Speicher in eine dezentrale Solarstromanlage zu integrieren. „Es wird eine verstärkte vertikale Integration zwischen Solar- und Speicherindustrie geben“, begründet Laslau seine optimistische Einschätzung. Die ersten dieser Ansätze einer vertikalen Integration gibt es bereits. So arbeitet der Speicherhersteller Stem eng zusammen mit dem Photovoltaikanbieter Sunpower. Ähnliche Partnerschaften sind auch Green Charge Networks und Sunedison sowie Sonnen – ehemals Sonenbatterie – und Sungevity eingegangen. First Solar – Modulhersteller und Errichter von großen Solarparks – ist erst kürzlich bei Younicos eingestiegen, einem der führenden Entwickler von Großsspeichern. „Zudem werden immer mehr Finanzierungsoptionen und auch die Umverteilung von Energie zwischen Kommunen den Speichermarkt weiter ankurbeln“, sagt Laslau mit Blick auf neue Geschäftsmodelle.
Innovation trennt Spreu vom Weizen
Doch noch ist dieser Speichermarkt nicht erwachsen. Inzwischen ist er aber schon so weit gediehen, dass es nicht mehr ausreicht, einfach Akkus zu einem System zusammenzuschrauben. „Führende Anbieter von Solaranlagen wie Solarcity und andere liefern gleich ein Verbrauchsmanagement mit, das zur Speicherintegration beitragen kann“, beschreiben die Bostoner Analysten die Situation. „Andere Systeme wie das von Sunverge kann mit intelligenten Verbrauchern in Gebäuden kommunizieren und die Software von Sonnen kann Wetterdaten analysieren und damit den Verbrauch von Solar- und Speicherstrom weiter optimieren.“ (Sven Ullrich)