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Initiative aus Kraftwerksbetreibern will gemeinsame Ziele formulieren

Globales Nachhaltigkeitssystem für Holzpellets in Sicht

Die Initiative der europäischen Holzpellet-Einkäufer IWPB (Initiative of Wood Pellet Buyers) arbeitet an der Entwicklung einheitlicher Nachhaltigkeitskriterien. Sie traf sich jetzt auf Einladung von Vattenfall in Berlin. Im IWPB sind faktisch alle relevanten europäischen Stromkonzerne vertreten, die Biomasse, hauptsächlich Holzpellets, in Kraftwerken verfeuern, hauptsächlich in Kohlekraftwerken über das so genanne Co-Firing (Mitverfeuerung): Dong Energy aus Dänemark, Drax International aus Großbritannien, E.on, Laborelec/GDF Suez mit Sitz in Belgien, RWE, RWE/Essent und Vattenfall.

Marktmächtige

Damit haben die im IWPB versammelten Unternehmen eine sehr große Marktmacht. Nach Angaben von Vattenfall decken die IWPB-Mitglieder 70 Prozent des europäischen Biomassemarkts ab. Sie repräsentieren auf dem Holzpelletsmarkt eine Nachfrage von geschätzt etwa sechs bis acht Millionen Tonnen. Das entspricht etwa der Hälfte der Weltproduktion, und faktisch steht das IWPB für den Industriepelletmarkt Europas.

Dieser ist Magnet und Antreiber der Internationalisierung des globalen Pellethandels. Praktisch die gesamte globale Pelletproduktion zielt derzeit auf den Pelletmarkt Europa: Kanadier, US-Amerikaner, Australier, Afrikaner und bald auch Brasilianer sind mit ihren Pelletproduktionen auf Europa fokussiert.

Sensibles Feld

Sollte also das IWPB einheitliche Kriterien formulieren, dann hat das Auswirkungen auf die Produktion von Holzpellets in der ganzen Welt, da sich Pelletproduzenten von British Columbia (Kanada) bis nach Perth (Australien) nach diesen Kriterien werden richten müssen. Es ist also wahrscheinlich, dass die IWPB-Kriterien zum ersten global gültigen Nachhaltigkeitssystem für Pellets, insbesondere Holzpellets werden. Bislang agieren einzelne Stromkonzerne jeder für sich, auf eigene Karte: Sie praktizieren für sich hauseigene Nachhaltigkeitssysteme für die Beschaffung von Biomasse zur Stromproduktion. Hier spielen vor allen Dingen Imagegründe eine große Rolle. Man will sich nicht dem aussetzen, dass Urwälder in Kohlekraftwerken verfeuert werden.

Handelsbarrieren ausräumen

Der Ansatz, hier nun gemeinsame Kriterien und Richtlinien für die nachhaltige Produktion zu finden, ist insbesondere dem Umstand geschuldet, dass man auch untereinander Holzpellets kaufen und verkaufen will. Unterschiedliche Systeme sind hier hinderlich, ein einheitlicher Kriterienkatalog förderlich.

Geplante Kriterien des IWPB sind die Erhaltung der Biodiversität, der Schutz des Bodens, des Wassers und der Luft vor negativen Veränderungen, die Vermeidung von Konkurrenzen zur örtlichen Nahrungsmittelproduktion und die Einhaltung sozialer Standards.

Für die Zukunft gut aufgestellt

Aber es geht auch um eine politische Einordnung: Wenn das IWPB hier vorangeht, ist es das erste Nachhaltigkeitssystem für Energieträger aus fester Biomasse – in Form einer Selbstverpflichtung durch die Industrie. Die europäische Politik plant erst, analog zur Nachhaltigkeitsverordnung für flüssige Biomassen zur Energiegewinnung eine solche auch für feste Biomassen aufzustellen. Es könnte sich in diesem Fall möglicherweise zeigen, dass die Industrie schneller ist als die Politik. Normalerweise reagiert sie in diesen Kategorien nur auf ihren Druck. Auf der anderen Seite verschafft sich die Industrie über ihre Initiative auch eine gute Ausgangsposition: Sie wird bei der Entwicklung einer Nachhaltigkeitsverordnung auf politischer Ebene agieren können mit einem eigenen System. Und es wird sie, wenn die Nachhaltigkeitsverordnung irgendwann kommt, vorbereitet treffen. Auch, weil die Verordnung durchaus ihre Handschrift tragen wird. (Dittmar Koop)