Immer mehr Amerikaner speichern ihren selbst produzierten Sonnenstrom. Inzwischen sind die USA der größte Speichermarkt weltweit. Doch während in den vergangenen Jahren vor allem Großspeicher gebaut wurden, hat im ersten Quartal dieses Jahres der Absatz von kleinen Speichern erheblich angezogen. Mehr als 8,9 Megawatt der neuen Speicher wurden hinter dem Zähler installiert. Die restlichen 9,4 Megawatt waren Großspeicher, die vor allem dazu da sind, die Stabilisierung des Netzes zu unterstützen. Im letzten Jahr hatten die kleineren Speicher weniger Marktanteile. Das geht aus dem aktuellen Speichermonitoring der Marktanalysten von GTM Research in Boston, Massachusetts, hervor.
Markt wächst im Laufe eines Jahres
Insgesamt wurden in den USA im ersten Quartal dieses Jahres Speicher mit einer Leistung von 18,3 Megawatt und einer Kapazität von 21,2 Megawattstunden aufgebaut. Das sind satte 127 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Allerdings sind das aber auch 84 Prozent weniger als im vierten Quartal 2015. Damit setze sich der Trend fort, dass der Speichermarkt im Laufe eines Jahres an Fahrt aufnimmt. Denn es war auch in den vergangenen Jahren schon so, dass in den ersten drei Monaten die Nachfrage nach Speichern eher verhalten war, aber dann im Laufe der weiteren Monate immer größer wurde. So haben die Installateure in den Vereinigten Staaten im ersten Quartal 2015 Speicher mit einer Leistung von gut acht Megawatt aufgebaut. Das sind gerade mal 3,5 Protzent der gesamten 226 Megawatt Speicherleistung, die im vergangenen Jahr insgesamt neu ans Netz gingen.
Kalifornien wird Marktführer in allen Segmenten
Würde sich dieser Trend fortsetzen, könnte die Branche für dieses Jahr fast 523 Megawatt neue Speicherleistung erwarten. Doch die Analysten von GTM Research dämpfen zu hohe Erwartungen. Die Prognosen liegen bei 281 Megawatt neu installierter Speicherleistung. Denn im Vergleich zum vierten Quartal 2015 war der Zubau in den ersten drei Monaten dieses Jahres vergleichsweise hoch. Dazu kommt noch, dass im vergangenen Jahr der Netzbetreiber PJM, der für 13 Bundesstaaten rund um die Hauptstadt Washington D.C. zuständig ist, letztes Jahr einige Speicherkraftwerke in sein Netz integriert hat. Zwar wird PJM auch weiterhin einer größten Kunden für Großspeicher bleiben. Doch gehen die Analysten davon aus, dass der Netzbetreiber vor allem für ein Zwischenhoch auf dem amerikanischen Speichermarkt in der zweiten Hälfte 2015 gesorgt hat und seine Aktivitäten jetzt leicht zurückfahren wird. Der Schwerpunkt des Zaubaus an Großspeichern werde sich in diesem Jahr eher nach Kalifornien verlagern, weiß Ravi Manghani, Chefanalyste für den Speichermarkt bei GTM Research. Damit führt der Orange State an der Westküste nicht nur beim Zubau von kleinen Speichern für den Eigenverbrauch und die Unabhängigkeit vom wackligen Stromnetz in den USA, sondern auch im Segment der Großspeicher. „Diese Veränderung wird zweifelsohne durch die Unterbrechung der Gaslieferungen aufgrund des Gaslecks in Aliso Canyon und den daraus resultierenden Engpässen bei der Energielieferung beschleunigt“, erklärt Manghani.
Stockende Energielieferungen treiben den Speichermarkt an
Hintergrund ist das Leck in einem Gastank in einem Vorort von Los Angeles, der 2.400 Meter tief in der Erde vergraben ist. Das Leck wurde bereits am 23. Oktober 2015 entdeckt, aber erst am 19. Februar 2016 geschlossen. In dieser Zeit strömten bis zu 58.000 Kilogramm Gas pro Stunde aus. Im Januar musste der Governeur sogar den Notstand für die Region ausrufen. Laut Berichten örtlicher Zeitungen entstand das Leck durch die Frackingaktivitäten in der Region. Der Gastank war ursprünglich ein Ölbrunnen. Beim Fracking wird zunächst eine Flüssigkeit in eine vorher gesetzte Bohrung gepresst, um das Gestein aufzubrechen, dass das Erdgas einschließt. Dadurch erhöht sich der Druck im Boden um ein Vielfaches. Dieser Druck wiederum lässt die Metallummantelungen von ehemaligen Ölbrunnen brechen, in denen jetzt Gas gelagert wird.
Zwei Gigawatt im Jahr 2021
Insgesamt wird der Speichermarkt in den USA in dem Maße weiter wachsen, wie die Preise sinken. Dabei werden weiterhin die Großspeicher den Markt antreiben, wenn auch nicht mehr mit den Marktanteilen wie bisher. Lag der Anteil der kleinen Speicher, die hinter dem Zähler installiert werden, bei gut zehn Prozent, wird dieses Segment bis zum Jahr 2021 rasant wachsen und dann fast die Hälfte des Zubaus ausmachen. Allerdings müssen sich die Anbieter von Großspeichern darüber keine Sorgen machen. Denn ein üppiges Marktwachstum sorgt dafür, dass dieses Segment von derzeit etwa 200 Megawatt jährlich neu installierter Leistung auf über ein Gigawatt im Jahr 2021 ansteigt. Insgesamt gehen die Bostoner Analysten davon aus, dass im Jahr 2021 nach kontinuierlichem Wachstum des Gesamtspeichermarktes in den USA 2,081 Gigawatt Leistung neu installiert werden. Matt Roberts, Direktor des amerikanischen Speicherverbandes führt dies vor allem auf den wachsenden Wert von Speichersystemen für das Netz und die immensen weiteren Möglichkeiten wie Autarkie, das Kappen von Lastspitzen oder die Notstromversorgung bei Netzausfall zurück. (Sven Ullrich)